Böhm, Kräuter und 850 Millionen Euro

Für den weitaus größeren Erlöse-Anteil am
ORF-Jahresumsatz von derzeit rund 850 Millionen Euro ist Harald Kräuter verantwortlich. Er übernimmt mit 1. April 2013 die Geschäftsführung in der für die Einhebung der ORF-Gebühren verantwortlichen GIS.
Grasl: "
Kräuter setzte sich im Auswahlverfahren um die Besetzung der Geschäftsführungsfunktion, die bislang von Jürgen Menedetter besetzt ist und der sich im Frühjahr aus dieser Funktion zurück ziehen wird, auch gegen externe Kandidaten für den Job durch." Der kaufmännische Direktor charakterisiert Kräuter als "konsequenten und kompetenten Manager", der seit 1990 im
ORF arbeitet und in das Management der Technischen Direktion des Rundfunk-Unternehmens aufstieg. Kräuter ist für die Leitung des
ORF-internen Effizienzsteigerungsprogrammes "Focus" verantwortlich.
Kräuter kündigt an, sich um die jährlich "im Schnitt 20.000 in Österreich entstehenden" Haushalte kümmern zu wollen und diesen "jungen, in der Medien-Kostenlos-Kultur sozialisierten Menschen dieser Haushalte die
ORF-Qualität vermitteln", die natürlich kostet. Sie sind das "GIS-Potenzial und sollen überzeugt werden". Darüber hinaus soll die GIS als "Kompetenzzentrum für neue Gebühren-Modelle" positioniert werden.
Grasl erwartet von Kräuter, dass er die "Schwarzseher-Quote wie bisher unter drei Prozent, die europaweit niedrigiste Quote, hält" und dafür sorgt, dass "die
ORF-Gebühren als Synonym für Medienqualität" verstanden werden.

Von Böhm erwartet Grasl, dass er das erreichte, gegenwärtige Werbeerlöse-Niveau auf jeden Fall hält. Böhm hat Grasl nicht nur das versprochen sondern auch eine Werbeerlös-Steigerung avisiert. Wobei schon das Halten des Erlösniveau eine Herausforderung ist, wie Böhm bereitwillig zugibt.
Doch der
ORF Enterprise-COO, der alleine für die operative Werbezeiten-Vermarktung verantwortlich hat einen Plan. Im Zuge eines Change Management-Prozesses soll das Vertriebsteam des Vermarktungsunternehmens künftig Spezialisten beherbergen, die in der Eigenvermarktung der
ORF-Marken aufgrund ihrer Beratungskompetenz wirtschaftliche Potenziale zu heben im Stande sein werden. Böhm: "Die
ORF Enterprise wird künftig mit Generalisten und Spezialisten in die Eigenvermarktung gehen. Sie werden Hand in Hand miteinander arbeiten".
Darüber hinaus will Böhn die
ORF Enterprise "noch service- und kundenorientierter machen" und auf eine sowohl mit Grasl als auch mit Generaldirektor
Alexander Wrabetz akkordierte "Premium-Preis- und Qualitätsumfelder-Strategie" setzen.
Böhm und Grasl teilen sich darüber hinaus das Ziel, den TV-Marktanteil am gesamten österreichischen Werbermarkt über die derzeitigen 25 Prozent hinaus zu steigern. Die Messlatte und ein mögliches Ziel sind die 40 Prozent TV-Werbemarktanteil in Deutschland. Beide bekennen aber auch, dass hier prinzipiell "der Weg das Ziel sei".
Grasl übergibt damit das Erlösstrom-Management an zwei im Jahr 1970 geborene Manager mit entsprechenden Karriere-Stationen, die sie für ihre jetzigen Funktionen prädestinieren. Der kaufmännische Direktor benennt diese beiden Bestellungen eine "Verjüngung" und einen "Generationswechsel".
Böhm und Kräuter sind darüber hinaus zwei Repräsentanten des Medienstrukturwandels, eines veränderten Wettbewerb und einer zeitgemäßen Managementkultur. Und das mit all den damit verbunden Vor- und Nachteilen.
atmedia.at
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