Bild.de: Zahlen fürs Sex-Horoskop

Bild.de: Zahlen fürs Sex-Horoskop
Seit Dienstag ist Bild.de teilweise kostenpflichtig.

Was die Bild-Zeitung seit Dienstag tut, versetzt die deutsche Medienlandschaft in Aufregung: Geld für bestimmte Inhalte im Internet verlangen. Nach Ansicht der Verantwortlichen der Beginn einer neuen Gründerzeit. Wenn es dem (mächtigen und kapitalstarken) Axel Springer Verlag nicht gelinge, paid content durchzusetzen, sei das für alle eine schlechte Nachricht, sagte Bild-Chefredakteur Kai Diekmann jüngst in einem Interview. Bild.de kam im Vorjahr auf 183 Millionen Besuche. Sollte es gelingen, die Bezahlschranke zu etablieren, könnte das der Beginn eines Paradigmenwechsels weg von der Gratiskultur im Netz sein.

Knapp zehn Geschichten waren am Dienstag bezahlpflichtig. Großteils aus den Bereichen Unterhaltung und Sport – ein Interview mit Rocker Ozzy Osbourne, eine Geschichte über Markus Lanz’ „Wetten, dass ..?“-Debakel und „Schumi im Exklusivinterview“ –, sowie Service (zum Beispiel „das große Liebes-Horoskop für den Sommer“) und Leute („Jan Josef Liefers im Bürgerkrieg von Syrien“). "Standard"-Berichterstattung etwa aus den Bereichen Politik und Wirtschaft bleibt kostenfrei.

Wer auf den „Bild+“-Button drückt, kommt zur Abo-Auswahl: für das erste Monat sind niedrigschwellige 99 Cent zu bezahlen, in der Folge erhöht sich das „Bildplus Digital“-Abo auf monatlich 4,99 Euro. Aufwendigere Abo-Modelle (im ersten Monat ebenfalls 0,99 Cent, dann 9,99 bzw. 14,99 Euro pro Monat) bieten auch die digitale Zeitung bzw. täglich Bild am Kiosk.

Bisher haben in Deutschland rund 40 Titel ihre Inhalte im Netz ganz oder teilweise bezahlpflichtig gemacht. Der wichtige Spiegel Online gehört nicht dazu – was zu heftigen Diskussionen im Verlag führte. Auch in Österreich sind redaktionelle Inhalte im Internet noch durchwegs gratis. Für den Verlegerverband VÖZ ist das Problem die dominante Stellung des Portals orf.at, gegen das die anderen Medienhäuser nur schwer ankämen.

New York Times

International werden viele verschiedene Wege ausprobiert, um die Konsumenten zum Zahlen zu bewegen.

Die New York Times etwa setzt seit Frühling 2011 erfolgreich auf ein nutzungsabhängiges Modell: Nur noch 20 Artikel im Monat können kostenlos gelesen werden, danach verlangt nytimes.com eine Anmeldung von seinen Lesern – und Geld. Die deutsche Welt errichtete im Dezember 2012 eine ähnliche Bezahlschranke.

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