Arbeitsmarkt: In Männerbranchen läuft's besser

Arbeitsmarkt: In Männerbranchen läuft's besser
Abermals Rekordarbeitslosigkeit im September – verbesserte Zahlen am Bau, in der Industrie und bei Zeitarbeit.

Die Arbeitslosigkeit steigt in Österreich weiterhin an. "Ein bisschen haben wir gehofft, doch leider ist es sich knapp nicht ausgegangen", kommentierte AMS-Chef Johannes Kopf die aktuellen Zahlen für September. Unterm Strich steht erneut "ein trauriger Rekordwert". Insgesamt sind in Österreich 391.939 Personen arbeitslos oder sitzen in einer Schulung.

Wenn man daran etwas Positives finden möchte: Der Anstieg gegenüber dem September des Vorjahres betrug nur noch 0,1 Prozent oder 522 Personen. Die Zuwachskurve (siehe Grafik) weist seit gut einem Jahr klar nach unten. Für Entwarnung wäre es dennoch zu früh. Man könne nicht sagen, dass das Plateau erreicht sei, sagte AMS-Sprecherin Beate Sprenger. 2017 und darüber hinaus werde die Arbeitslosigkeit voraussichtlich weiter zunehmen.

Arbeitsmarkt: In Männerbranchen läuft's besser
Positiv ist, dass die Zahl der Beschäftigten weiterhin stark wächst, betonte Helmut Hofer, Arbeitsmarktexperte am Institut für Höhere Studien (IHS), auch wenn darunter viele Teilzeitjobs sind. Das spricht für eine relativ starke Wirtschaft und solide Unternehmen. Die Zahl der Jobsuchenden steigt aber noch stärker – und damit die Arbeitslosenrate. Das hat mehrere Gründe: Die Österreicher arbeiten länger. Es bewerben sich mehr Frauen um Jobs. Und viele EU-Ausländer suchen ihr Glück in Österreich. Nächstes Jahr dürften 30.000 Asylberechtigte dazukommen. Wegen der langen Verfahren sei erst ein kleiner Teil der Flüchtlinge am Jobmarkt angekommen.

Arbeitslose Frauen

Somit könnte Österreich im Winter den Horrorwert von einer halben Million Arbeitslosen erreichen – womöglich im Jänner, wo (je nach Witterung) meist der saisonale Höchstwert erreicht wird.

Die September-Zahlen zeigen immerhin erfreuliche Details: So ist die Arbeitslosigkeit bei Männern zurückgegangen, weil sich die Industrie, Bau und die Zeitarbeit zuletzt günstiger entwickelt haben. Dort hatte die Arbeitslosigkeit freilich in den Jahren davor kräftig zugeschlagen. Bei den Jungen macht sich die Demografie bemerkbar: es gibt weniger und somit auch weniger Arbeitslose. Die Ausbildungsgarantie hält zudem vor allem 15 bis 19-Jährige von der Jobsuche fern.

Mehr Arbeitslose gibt es hingegen bei den Frauen, weil der Handel (Stichwort Zielpunkt-Pleite), der Tourismus sowie die Gesundheitsberufe schwächeln. Die über 50-Jährigen und die Ausländer zählen ebenfalls zu den Problemfeldern.

Österreichischer Weg

Könnten neue Standortideen, wie sie Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner angeregt hat, den Arbeitsmarkt ankurbeln? Bei den Steueranreizen für Investitionen ist IHS-Experte Hofer skeptisch: "Die Finanzierungskosten sind eh schon so niedrig."

Dafür sei er ein Fan "intelligenter Arbeitszeitmodelle". Gefragt sei eine geschickte Balance aus Flexibilität, Freizeit und Arbeitnehmerschutz – da gehe es um mehr als nur um die Kosten. Bei der Arbeitszeit sei in den vergangenen Jahren nämlich ein Österreich-Spezifikum weggefallen. Früher hätten die Betriebe die Gesetze nicht immer ganz strikt ausgelegt, wenn es Engpässe gab. Das sei heute so nicht mehr möglich, sagt Hofer: "Und wird ein schlechtes Gesetz durchgesetzt, so hat das eben schlechte Folgen."

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