Banken bauen massiv Jobs ab und schließen Filialen

Banken bauen massiv Jobs ab und schließen Filialen
Seit der Krise wurden jedes Jahr 600 Stellen gestrichen. Bis 2020 werden weitere 6.000 Leute in der Finanzbranche ihre Arbeit verlieren.

Online-Banking, FinTechs, Digitalwährungen: Die Finanzbranche ist seit der Jahrtausendwende im Umbruch. Das bekommen die Angestellten bitter zu spüren. Seit dem Krisenjahr 2008 ist die Zahl der unselbstständig Beschäftigen in der Branche um 5 bis 7 Prozent zurückgegangen, während die gesamte Beschäftigung um 5 Prozent angestiegen ist, rechnete das Arbeitsmarktservice (AMS) am Mittwoch vor.

600 Arbeitsplätze pro Jahr haben die heimischen Banken seit 2008/09 im Schnitt gestrichen - und ein Ende ist nicht in Sicht. "Innerhalb der nächsten fünf Jahre (bis zum Jahr 2020) wird sich die Zahl der im Bereich Erbringung von Finanzdienstleistungen beschäftigten Personen um rund 6.000 verringern. Dabei wird nur ein Teil der tatsächlichen Personalreduktionen in diesem Bereich sichtbar, da in vielen Fällen MitarbeiterInnen bei aufrechtem Beschäftigungsverhältnis freigestellt werden", erklärte das AMS.

Derzeit arbeiten in Österreich 77.600 Personen in der Finanzbranche.

Banken bauen massiv Jobs ab und schließen Filialen
Arbeitslose und Schulungsteilnehmer Ende Oktober 2011-2016 - Säulengrafik; erweiterte Fassung mit Zahlen im Detail und Veränderung nach Bundesländern GRAFIK 1197-16, 88 x 58 mm bzw. 88 x 128 mm

Strenge Eigenkapitalvorschriften

Grund für den beschleunigten Personalabbau sind einerseits die niedrigen Zinsen und die strengen Eigenkapitalvorschriften, andererseits der zunehmende Einsatz von Online-Banking. Es ist daher immer weniger direkter Kundenkontakt nötig. Das spiegelt sich auch in der Anzahl der Bankfilialen, die in den vergangenen Jahren massiv geschrumpft ist. Von 2000 bis 2014 ist die Zahl der sogenannten Hauptanstalten um 22 Prozent auf 656 zurückgegangen, jene der Zweiganstalten um 7 Prozent auf 4.243.

Die Arbeitslosenquote ist im Bankbereich, verglichen mit anderen Branchen, mit 2,1 Prozent (Jahresdurchschnitt 2015) aber sehr gering. Zum Vergleich: Im Oktober 2016 betrug die allgemeine Arbeitslosenrate in Österreich 8,6 Prozent.

Die etablierten Banken müssen sich warm anziehen. Die Konkurrenz durch Nichtbanken - vor allem Anbieter der FinTech-Start-up-Szene - wächst. Die Hälfte aller Bankkunden weltweit nutzt schon Angebote der meist jungen FinTech-Plattformen. Allerdings vertrauen nur 23,6 Prozent der Kunden diesen Anbietern. Bei vielen mangelt es an Transparenz.

Das beschreibt der "World FinTech Report 2017" des Technologieberaters Capgemini in Zusammenarbeit mit LinkedIn und der Plattform Efma.

"FinTech" ist hier definiert als neues technologiebasiertes Finanzunternehmens, das jünger als fünf Jahre ist. Immer bedeutsamer würden diese Anbieter bei jungen, technikaffinen und vermögenden Kunden. Vor allem in aufstrebenden Märkten: So nehmen 75 Prozent aller Kunden in China und Indien die Dienstleistungen von FinTech-Unternehmen in Anspruch, gefolgt von den Vereinigten Arabischen Emiraten und Hongkong.

Kundenvertrauen

In der Vermögensverwaltung gab es die größten Zuwächse. Hier beanspruchen 17,4 Prozent (Europa: 16,5 Prozent) aller Kunden ausschließlich Dienste von FinTechs, weitere 27,4 Prozent (Europa: 19,5 Prozent) zusätzlich zu ihren bisherigen Anbietern. Weil sich viele FinTechs Nischen abdecken, nutzen viele (46,2 Prozent) die Dienste von mehr als drei FinTech-Anbietern. Es wurden rund 8.000 Kunden befragt.

Mäßig bestellt ist es trotzdem um das Kundenvertrauen. So gaben nur 23,6 Prozent (Europa: 16,1 Prozent) der befragten Bankkunden an, FinTech-Anbietern zu vertrauen, im Gegensatz zu 36,6 Prozent (Europa: 24,1 Prozent) bei traditionellen Unternehmen. An den traditionellen Banken schätzten die Kunden viele Vorzüge wie Service, Transparenz oder Betrugsschutz. An einer proaktiven "Innovationsstrategie" mangelt es aber in der Mehrzahl der für die Studie befragten traditionellen Finanzhäuser. Die Onlinewelt, der bessere Zugang zu Risikokapital und geringere Eintrittshürden haben indes einen fruchtbaren Boden für wachsende FinTechs geschaffen, heißt es im Report.

Viele Banken haben bereits angekündigt, mit FinTechs zusammenarbeiten zu wollen. "Den Führungskräften der Finanzdienstleister erscheinen FinTechs in einem neuen Licht, seit sie mehr und bessere Möglichkeiten zur Zusammenarbeit sehen. Sie machen aber auch selbst deutliche Fortschritte beim Aufbau agiler unternehmenseigener FinTech-Fähigkeiten", meint Stephan Kolarik von Capgemini Österreich. 60 Prozent der befragten Finanzinstitute sehen FinTechs nun als potenzielle Partner. Fast ebensoviele (59,2 Prozent) bauen unternehmensinterne Ressourcen auf. Ein kleinerer Teil (18,6 Prozent) kauft selber FinTechs auf.

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