Arbeiten im Krankenstand: Neuer Vorstoß der Wirtschaft

Für schwere oder chronische Krankheiten könnte es Teilzeitlösungen geben.
Weg vom "Schwarz-Weiß-Denken" beim Kranksein, wollen Arbeitgeber. ÖGB und AK sind alarmiert.

Die Sekretärin, die sich die Hand gebrochen hat, aber nicht sechs Wochen im Krankenstand bleiben will – weil ihr die Arbeit eigentlich Spaß macht; die Abteilungsleiterin, die einen Krebs bekämpft, aber weiter ins Büro gehen möchte – weil es sie ablenkt, weil sie Kontakt zu Kollegen braucht.

Für Martin Gleitsmann, den sozialpolitischen Experten in der Wirtschaftskammer, sind es Fälle wie diese, die eine gesetzliche Änderungen nötig machen.

"Derzeit gibt es nur krank oder gesund, arbeitsunfähig oder voll arbeitsfähig. Die Arbeitswelt ist aber nicht schwarz-weiß. Und gerade bei langwierigen Erkrankungen besteht die Gefahr, dass die Menschen den Anschluss im Job verlieren", sagt Gleitsmann im KURIER-Gespräch.

Im Herbst sollen die Sozialpartner mit dem Sozialministerium verhandeln, ob in Sachen Krankenstand gesetzlich alles zum Besten steht; entsprechende Berichte des ORF-Radios wurden gestern bestätigt, eine entsprechende WIFO-Studie soll Anfang September die Grundlagen liefern.

Was den beruflichen Wieder-Einstieg nach einem langen Krankenstand anlangt, sind die Arbeitnehmervertreter schon jetzt auf einer Linie mit Gleitsmann.

"Wenn es darum geht, Menschen nach einem langen Krankenstand eine sanfte Rückkehr in den Job zu ermöglichen, dann sind wir für alle Vorschläge offen. Deutschland hat ein betriebliches Wiedereingliederungsmodell im Gesetz verankert, das ist durchwegs positiv", sagt AK-Expert Helmut Ivansits zum KURIER.

Kein Verständnis hat Ivansits derweil für den angedachten "Teilzeit-Krankenstand": "Ein Teilzeit-Krankenstand würde die Errungenschaft der Entgeltfortzahlung langfristig unterminieren." So ziehe das Argument, dass man mit gewissen körperlichen Einschränkungen mitunter arbeitsfähig sei, nicht. "Schon jetzt muss ein Arzt nachfragen, ob man mit der Diagnose seine Arbeit erledigen kann oder nicht. Der Arzt schreibt ja nicht nur krank, sondern arbeitsunfähig."

Das sieht auch der leitende Sekretär im ÖGB, Bernhard Achitz, so: "Arbeiten ist in der Regel nichts, was einen Heilungsprozess fördert." Teilzeit-Arbeiten im Krankenstand lehne man daher ab. "Teilzeit-Arbeiten nach einem Krankenstand wollen wir aber tunlichst fördern."

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