Anwalt: "Frank Stronach fühlt sich geprellt"

Die Bedarfsflugunternehmens-Gruppe Jetalliance muss restrukturieren.
Ex-Jetalliance-Boss Lukas Lichtner-Hoyer hat Privatkonkurs in London beantragt, Stronach ist verärgert.

Vor zwei Jahren ist die österreichische Bedarfsflug-Firmengruppe Jetalliance mit rund 77 Millionen Euro Schulden in die Pleite geflogen. Ex-Firmenboss Lukas Lichtner-Hoyer lebt mittlerweile hauptsächlich in Großbritannien. Mitte November 2014 hat der passionierte Aston-Martin- und Lotus-Fahrer am Londoner Konkursgericht ein Privatinsolvenzverfahren beantragt. Und das ärgert den austro-kanadischen Milliardär und Magna-Gründer Frank Stronach ganz besonders. Detail am Rande: Lichtner-Hoyer war einst Pilot bei Magna Air. Stronach selbst wollte aber keine Stellungnahme abgeben, aber sein Anwalt.

Anwalt: "Frank Stronach fühlt sich geprellt"
Michael Krüger - Rechtsanwalt
"Noch Anfang Oktober 2014 hatte sich Lichtner-Hoyer vor dem Landesgericht Wiener Neustadt verpflichtet, ein Privatdarlehen in Höhe von 500.000 Euro bis 1. Jänner 2015 an Frank Stronach zurückzuzahlen", sagt Michael Krüger, Stronachs Anwalt, zum KURIER. "Frank Stronach fühlt sich geprellt." So sei es fraglich, ob Stronach auch nur einen Cent wiedersehen wird. Denn: Es gibt einen guten Grund, warum gescheiterte Unternehmer immer öfter nach Großbritannien ziehen, um dort ihre Privatpleiten abzuwickeln.

"In England kann man als EU-Bürger einen Insolvenzantrag stellen und man erhält nach Ablauf eines Jahres eine Restschuldbefreiung – ohne eine Mindestquote erfüllen zu müssen", erklärt Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner vom KSV1870 dem KURIER. Eine Bedingung ist, dass man vor der Antragstellung den Lebensmittelpunkt nach England verlegt hat. Das Londoner Gericht verlangt dafür Belege wie Gas- und Stromrechnungen oder Lohnzettel; aber auch Tickets in Sachen Ein- und Ausreisen. Am Ende des Verfahrens kann man wieder in seine Heimat zurückkehren - wenn man dann noch will. Kein Wunder also, dass manche dieser Privat-Pleitiers von Gläubigerschützern auch als "Konkurs-Nomaden" bezeichnet werden.

Härtere Auflagen -rechtlicher Hintergrund

In Österreich kommt ein Privatpleitier nicht so "billig" davon: Entweder man bietet den Gläubigern einen Zahlungsplan, also eine gewisse Quote an, mit einer maximalen Zahlungsfrist von sieben Jahren. Die Mehrheit der Gläubiger muss dem aber laut Creditreform zustimmen. Pluspunkt: Es ist tatsächlich keine Mindestquote vorgeschrieben. Die zweite Möglichkeit ist, dass man sich auf ein Abschöpfungsverfahren einlässt, das heißt, es wird sieben Jahre lang das Gehalt bis auf den unpfändbaren Teil (879 Euro) abschöpft. Am Ende muss eine Quote von zumindest zehn Prozent erreicht werden. Eine Zustimmung der Gläubigermehrheit ist in diesem Fall nicht erforderlich. Der Schuldner wird vom Gericht von der Restschuld befreit.

Laut Creditreform kann das Gericht aber auch die Restschuldbefreiung bei weniger als zehn Prozent Quote "aus Gründen der sogenannten Billigkeit" erteilen, sprich um Härtefälle zu vermeiden. Und es gibt die Möglichkeit das Abschöpfungsverfahren schon nach drei Jahren zu beenden: Bedingung ist dafür, dass zumindest 50 Prozent der Gläubigerforderungen bezahlt worden sind.

Anwalt: "Frank Stronach fühlt sich geprellt"
MOTORSPORT - GT FIA 2008 - OSCHERSLEBEN (GER) 03/07 TO 06/07/2008 - PHOTO : JEAN MICHEL LE MEUR / DPPILUKAS LICHTNER HOYER (AUT) / ASTON MARTIN DBR9 N¡36 TEAM JETALLIANCE RACING / AMBIANCE - PORTRAIT
Indes hat Lichtner-Hoyer vor dem Londoner Gericht angegeben, insgesamt 3,972 Millionen Pfund Schulden zu haben, das sind umgerechnet rund 5,51 Millionen Euro; davon entfallen 2,6 Millionen Euro auf das Finanzamt Baden Mödling, je rund 1,12 Millionen Euro auf persönliche Haftungen gegenüber dem Finanzamt Wien 1/23 und der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse. Weitere 561.000 Euro sind bei Stronach offen und 32.200 Euro bei BMW Austria Leasing. Dazu kommen noch fast 80.000 Euro Schulden gegenüber einer Wiener Steuerberatung, die besichert sind, und rund 70.000 Euro Schulden gegenüber einer Privatperson aus der Schweiz. In letzterem Fall soll es einen Pfandvertrag geben.

Das Londoner Insolvenzgericht hat die österreichischen Gläubiger darüber informiert, dass am 21. August ein "Hearing" anberaumt ist. Der KURIER konnte Lichtner-Hoyer für eine Stellungnahme nicht erreichen.

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