Anlegerschützer fordert: Keine TV-Werbung für riskante Finanzprodukte

Im Streitfall entscheidet das Gericht.
Um unbedarfte Sparer vor zu riskanten Veranlagungen zu schützen, fordert Peter Kolba verpflichtende Warnhinweise bei der Werbung. Neue Anzeige gegen Wienwert.

AvW-Genussscheine, Meinl-European-Land-Zertifikate oder Anteile an Schiffsfonds – diese vermeintlich lukrativen und sicheren Veranlagungen haben sich am Ende für die Anleger als Desaster entpuppt. Jetzt droht den Anleihezeichnern der Wienwert Holding AG, heute WW Holding AG, ein ähnliches Schicksal. Sie bangen um 35 Millionen Euro. Der Insolvenzantrag ist in Vorbereitung.

Peter Kolba, Ex-Jurist des Verein für Konsumenteninformation (VKI) und heute Nationalrat der Liste Pilz, nimmt die umfangreiche TV- und Radiowerbung von Wienwert zum Anlass, neue Spielregeln bei der Bewerbung von Finanzprodukten einzufordern.

"Wenn für Finanzprodukte geworben wird, sollte künftig folgender Warnhinweis verpflichtend werden: Je höher die versprochene Rendite, desto höher das Risiko eines Totalverlustes", sagt Kolba zum KURIER. "In fast allen späteren Anlageskandalen wurden hohe Renditen und zugleich Sicherheit versprochen." Eine Rechnung, die nicht aufgehen kann. Die neuen Warnhinweise seien laut Kolba auch im Interesse der Finanzdienstleister, weil sich diese im Ernstfall unangenehme Auseinandersetzungen mit den Kunden ersparen würden.

TV-Werbung sehr problematisch

Wilhelm Rasinger, Präsident des Interessenverbandes für Anleger (IVA), geht noch einen Schritt weiter. "TV-Werbung für Finanzprodukte, die beratungsintensiv und riskant sind, halte ich für sehr problematisch", sagt Rasinger zum KURIER. "Dass man diese verkaufen kann wie ein Waschmittel oder Coca-Cola, ist bedenklich. Man erwischt dabei immer ein paar Unbedarfte, die darauf ansprechen." Dazu kommt, dass viele Erwachsene über kein oder kaum ausreichendes Finanzwissen verfügen. "Ich habe auf einer Fachhochschule unterrichtet, da konnten die Leute mit Maturaabschluss zum Teil nicht einmal ordentlich Prozentrechnen", sagt Rasinger.

Neue Anzeige

Indes hat Anwalt Michael Poduschka eine neue Anzeige gegen die Wienwert-Macher bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft eingebracht. Der Verdacht: irreführende Werbung, Zweckentfremdung von Finanzmitteln und Pyramidenspiel. Dem Vernehmen nach werden diese Vorwürfe vehement bestritten.

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