Andritz-Chef Wolfgang Leitner kehrt in die Staatsholding zurück

Wolfgang Leitner: Ehrenamtlich für die neue Staatsholding ÖBIB
Der Spitzenmanager, der auf dem schwarzen Ticket in die ÖBIB einziehen soll, steht fest.

In den vergangenen Wochen war heftig spekuliert worden, welche zwei Wirtschafts-Kapazunder die Regierung in die neue Staatsholding ÖBIB schicken wird. Jetzt steht auch der Spitzenmanager fest, den die ÖVP für den Beirat nominieren will. Andritz-Chef Wolfgang Leitner soll auf dem schwarzen Ticket in die Staatsholding einziehen. Zweiter Wirtschaftsvertreter wird, wie der KURIER bereits berichtete, Günter Geyer. Der Ex-General der Vienna Insurance Group wird von der SPÖ nominiert. Beide werden ehrenamtlich tätig sein, zeitlich ist der Job mit der Dauer der Legislaturperiode begrenzt.

Der Beirat bzw. das Nominierungskomitee, dem auch die Staatssekretäre Sonja Steßl (SPÖ) und Harald Mahrer (ÖVP) angehören, hat eine durchaus verantwortungsvolle Aufgabe. Er entscheidet über jene 18 Aufsichtsräte, die auf die Mandate der Staatsholding in den Beteiligungsunternehmen OMV, Telekom und Post gesetzt werden. Jeweils acht bei Post und OMV, zwei bei der Telekom. Im neuen ÖBIB-Gesetz ist ausdrücklich festgehalten, dass die Wirtschaftsvertreter Erfahrung bei der Besetzung von Führungspositionen haben müssen und keine Eigeninteressen vertreten dürfen.

Leitner, dem über die Custos Privatstiftung rund 30 Prozent am börsenotierten Technologiekonzern Andritz gehören, ist ebenso wie Geyer bestens vernetzt, parteipolitisch aber unabhängig. Der Sohn eines Schlossers und studierte Chemiker legte eine bemerkenswerte Karriere hin. Nach einem Beratungsjob bei McKinsey gründete Leitner 1986 gemeinsam mit seinem Studienkollegen, Ex-Wirtschaftsminister Martin Bartenstein, das Pharma-Unternehmen Genericon. Parallel dazu ging er ein Jahr später als Finanzvorstand bei Andritz an Bord, 1994 übernahm er den Vorstandsvorsitz. Der Konzern beschäftigt heute weltweit 24.500 Mitarbeiter. Leitners Aktienpaket an Andritz ist zum aktuellen Börsekurs rund 1,5 Milliarden Euro wert.

Leitner darf sich nicht nur zu den reichsten Österreichern zählen. Im weltweiten Milliardärs-Ranking von Forbes schaffte es der 61-jährige Steirer zuletzt immerhin auf Platz 736.

Leitner ist die Staatsholding nicht ganz fremd. Im Juli 2014 zog er in den sich selbst erneuernden Aufsichtsrat der Noch-ÖIAG ein, verabschiedete sich aber im Dezember bereits wieder. Aus "zeitökonomischen Gründen", hieß es damals offiziell. Ursache für seinen raschen Abgang war wohl eher, dass die Politik keinen Zweifel mehr daran ließ, den ÖIAG-Aufsichtsrat aufzulösen.

An der Gerüchtebörse wird übrigens schon ein neuer Job für den glücklosen Noch-ÖIAG-Vorstand Rudolf Kemler gehandelt. Dessen Vertrag läuft mit Ende Oktober 2015 aus. Die ÖIAG wird Anfang April mit der Gründung der neuen ÖBIB aufgelöst. Wie zu hören ist, könnte Kemler im Konzern America Movil des mexikanischen Milliardärs Carlos Slim andocken, der die Mehrheit an der Telekom Austria hält.

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