Amazon-Chef macht Anleger mit Erfolgsformeln nervös
Der quirlige Amazon-Chef Jeff Bezos verschreckt mit seiner Umtriebigkeit Aktionäre. Auf seinen Ausflügen in die Smartphone-, Tablets-, Video- und Spielewelt verbrennt Bezos Geld. Im dritten Quartal verzehnfachte der US-Versandhändler den Verlust auf 437 Mio. Dollar (345 Mio. Euro). Aktionäre fürchten, dass sich Bezos auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern verzettelt. Nach Veröffentlichung der Quartalszahlen stürzte die Aktie um rund zehn Prozent ab. 15 Milliarden Dollar (11,83 Mrd. Euro) an Börsenwert wurden vernichtet.
Amazon dürfe die Geduld der Anleger nicht länger auf die Probe stellen, warnte Analyst Tob Plaza von der Key Private Bank und fügt hinzu: "Die Wachstumsstory ist fast vom Tisch." Dass auch der gestiegene Dollarkurs für die miese Bilanz verantwortlich ist, wie Amazon argumentiert, lassen Branchenkenner nämlich nicht gelten.
Mit hohen Gewinnen waren Amazon-Aktionäre ohnehin nie gesegnet. Amazon hat nie eine Dividende ausgeschüttet. "Es grenzt an das siebente Weltwunder, dass sich das die Aktionäre bisher gefallen lassen haben", meint Handelsexperte Gerritt Heinemann von der Hochschule Niederrhein. "Bezos reizt das Thema aus. Wenn die Aktionäre jetzt zu laut schreien, wird er nächstes Quartal wieder ein kleines Plus schreiben. Das kann er leicht steuern, indem er die Investitionen zurückfährt", ist Heinemann gelassen. "Die Maschine ist geölt und schnurrt weiter. Aus meiner Sicht läuft alles wie gewohnt."
Bezos hat schon immer mehr auf Wachstum als Gewinn gesetzt und gepredigt, dass sich Investitionen langfristig rechnen. Im letzten Quartal floppte allerdings das Amazon-Billig-Smartphone. Um es überhaupt zu verkaufen, musste der US-Riese die Preise senken und 170 Mio. Dollar abschreiben. Dazu kam die größte Übernahme der Firmengeschichte: Für die Videospiele-Plattform Twitch zahlte Amazon eine Milliarde Dollar.
Ausblick enttäuscht
Von Juli bis September sind die Umsätze um ein Fünftel auf 20,6 Milliarden Dollar gestiegen. Klingt viel, aber Analysten hatten mehr erwartet. Für das vierte Quartal stellt Amazon 27,3 bis 30,3 Mrd. Dollar Umsatz in Aussicht – weniger als jene 30,89 Milliarden, die Analysten im Durchschnitt erwartet hatten.
Kommentare