Amazon auf österreichisch
Das Projekt liegt Post-Chef Georg Pölzl besonders am Herzen und sollte den mehrheitlich staatlichen Konzern in der digitalen Business-Welt nach vorne katapultieren. Doch Shöpping, eine Art Mini-Amazon auf österreichisch, droht zum veritablen Flop zu werden. 30 Millionen Euro sind für den Online-Marktplatz budgetiert, der schon längst zusätzliche Umsätze bringen sollte. Damit shöpping.at wenigstens ein paar Krumen vom Weihnachtsgeschäft abbekommt, startet in zwei Wochen ein eingeschränkter Testbetrieb.
Das Paketgeschäft der Post läuft zwar gut, kann aber die Einbußen bei den Briefen nicht ausgleichen. 60 Prozent aller in Österreich online bestellten Pakete werden aus dem Ausland angeliefert. Das muss nicht so sein, befand Pölzl und beschloss, eine Klein-Version von Amazon aufzubauen und damit das E-Commerce-Geschäft anzukurbeln. "Mit shöpping.at holen wir die Online-Umsätze zurück nach Österreich", steht seit Monaten hoffnungsvoll auf der Homepage. Man bringe Konsumenten und Handelsunternehmen zusammen und werde den Kunden das "gesamte und gebündelte Sortiment" des heimischen Handels anbieten. Davon ist Shöpping allerdings entfernt. Bis auf ein Erklär-Video und ein Händler-Formular ist die Homepage immer noch nicht in Betrieb.
Im Frühjahr von Pölzl groß angekündigt, sollte der Testbetrieb im Sommer starten. Dann war die Rede von Oktober. "Wir beginnen in zwei Wochen mit einem friendly-user-Test", kündigt Post-Sprecher Michael Homola jetzt an.
Erst 50 Händler haben bisher als Partner unterschrieben. Darunter sollen Kastner & Öhler, Gigasport, Salamander und Wein & CO sein. Geöffnet wird der Testlauf, bei dem lediglich 19 Händler mitmachen, nur für die 30.000 registrierten Online-Kunden der Post.
Mit Prognosen ist man mittlerweile vorsichtig. Ende März, so ist es derzeit geplant, soll shöpping.at allen Konsumenten zur Verfügung stehen. Klappt das auch nicht, wird das Projekt vermutlich abgeblasen. Im Post-Aufsichtsrat am Donnerstag könnte es unangenehme Fragen dazu geben, auch Pölzls Vorstandskollegen sollen schon recht ungeduldig sein.
Probleme unterschätzt
Das Projekt stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Shöpping war als Start-up gedacht und sollte bewusst von den etablierten Postlern getrennt werden. Das funktionierte aber nicht so richtig. Die Aufstellung der IT war schwieriger als gedacht. Die Post musste bald erkennen, dass Experten für E-Commerce Mangelware sind. Dann passierte ein peinliches Datenleck, die interne Revision recherchierte und Mitarbeiter, die einen Betriebsrat gründen wollten, wurden gekündigt, der KURIER berichtete. Mit ihnen hat sich die Post geeinigt, aber die Stimmung in der Mannschaft war am Boden.
Die Aquirierung von Handelsunternehmen verläuft äußerst zäh und die Schnittstellen zwischen den Unternehmen und der Post wuchsen sich zum Problem aus. Die IT-Probleme seien bereinigt, beteuert Homolka.
Zu allem Pech kommt auch noch die halbe Chefetage abhanden. E-Commerce-Geschäftsführerin Hana Dellemann verabschiedet sich zur ungarisch-österreichischen Raaberbahn. Sie folgt dort Csaba Székely nach. Der einstige Kabinettsmitarbeiter von Ex-SPÖ-Kanzler Viktor Klima geht in den Ruhestand. Dellemann jobbte vor der Post bei den ÖBB.
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