Alitalia: "Das ist Selbstmord für die ganze Airline"

Alitalia-Maschine
Belegschaft sagt Nein zum Rettungsplan. Marode Airline soll nun unter Sonderverwaltung gestellt werden. Die Chronologie eines Absturzes.

Nachdem die Alitalia-Belegschaft mit klarer Mehrheit gegen einen Rettungsplan gestimmt hat, der die Streichung von circa tausend Jobs und die Reduzierung der Gehälter vorsieht, droht der maroden italienischen Airline das Aus. Der Plan wurde von 70 Prozent der 11.000 Alitalia-Beschäftigten abgelehnt.

"Das ist ein wahrer Selbstmord für die ganze Airline", klagte ein Gewerkschaftssprecher, der mit dem Management den Rettungsplan ausgehandelt hatte. Der italienische Premier Paolo Gentiloni hatte am Sonntag gewarnt, dass die Alternative zum Rettungsplan der Konkurs sei. Eine Verstaatlichung des ehemaligen Monopolisten sei nicht möglich, sagte der Premier. Dennoch weigerte sich die Belegschaft, für den Rettungsplan zu stimmen, der unter anderem Kürzungen bei den Personalkosten in Höhe von 670 Millionen Euro in fünf Jahren vorsieht.

"Mit Nein wollen wir unsere Würde verteidigen"

Alitalia: "Das ist Selbstmord für die ganze Airline"
Alitalia air transport employees gather for a protest rally on March 20, 2017 at Rome's Fiumicino airport. Air traffic in Italy was being disrupted on March 20 due to strikes at the nation's airports, including a four-hour work stoppage by air traffic controllers. Alitalia, facing fierce competition from low-cost carriers like Ryanair, is expected to cut 2,000 jobs and slash salaries by nearly a third, moves opposed by the unions which have called for a strike at the Italian carrier on April 5. / AFP PHOTO / Alberto PIZZOLI
Die Aktionäre wollten sich dafür verpflichten, der Airline zwei Milliarden Euro zuzusteuern, neue Maschinen zu erwerben und neue rentable Langstrecken-Routen zu eröffnen. Der mühsam mit den Gewerkschaften ausgehandelte Plan überzeugte die kämpferische Belegschaft nicht. "Mit dem Nein zum Plan wollen wir unsere Würde als Arbeitnehmer verteidigen", sagte eine 51-jährige Stewardess, die seit 20 Jahren bei Alitalia arbeitet.

Die Belegschaft kritisiert das Management. Der vor einem Jahr eingesetzte australische CEO Cramer Ball sei gerufen worden, um die Airline zu sanieren, er sei jedoch gescheitert. "Jetzt wird er mit einer Abfertigung in Millionenhöhe das Unternehmen verlassen", kritisierte ein Alitalia-Pilot.

Regierung wird Sonderverwalter ernennen

Erwartet wird jetzt, dass die Regierung in Rom einen Sonderverwalter für die Alitalia ernennt. Dieser könnte die Auflösung der Airline beschließen, oder sich auf die Suche nach Interessenten machen. Nicht ausgeschlossen wird, dass die ehemalige staatliche Airline zerstückelt verkauft wird. Der Alitalia-Board berät am Dienstagnachmittag über die weiteren Entwicklungen. Italienische Aktionäre Alitalias, wie die Bank Austria-Mutter UniCredit, hatten zuletzt betont, sie seien nicht mehr bereit, weiteres Geld in die Airline zu stecken. Insidern zufolge droht der Alitalia in wenigen Wochen das Geld auszugehen.

Auch Etihad-Einstieg half nicht

Alitalia schreibt seit vielen Jahren Verluste. Auch der Einstieg der Golf-Airline Etihad mit einer Beteiligung von 49 Prozent und Finanzspritzen des Anteilseigners halfen nicht. 2016 lief ein Verlust von 460 Mio. Euro auf, auch für heuer wird ein Minus von mehreren hundert Millionen Euro erwartet. In den letzten Jahren hat Alitalia die Konkurrenz von Low cost-Gesellschaften stark zu spüren bekommen. Auch der Erfolg der Hochgeschwindigkeitszüge auf der für Alitalia einst sehr rentablen Strecke Rom-Mailand hat der Fluggesellschaft große Einnahmenrückgänge verursacht.

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