Alarmstufe Orange

Platzt die Übernahme von Orange durch Drei, dann droht dem Anbieter das Aus. Die kreditgebenden Banken sind bereits nervös.

Bei Österreichs drittgrößtem Handynetzbetreiber Orange schrillen nicht nur die Handys, sondern auch die Alarmglocken. Denn der Betreiber kann wesentliche Kreditbedingungen nicht mehr erfüllen. Das betrifft zwar nicht die laufenden Zahlungen an die rund 60 Banken. Jedoch haben sich die Eigentümer France Télécom und Mid Europa Partners bei der Übernahme 2007 den Kreditgebern gegenüber verpflichtet, quartalsweise auch bestimmte Ergebnisziele zu erfüllen. Mit dieser international durchaus gängigen Praxis können die Banken schon frühzeitig vor möglichen Zahlungsausfällen gewarnt werden.

Konkret liegt bei Orange der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) hinter den Erwartungen. Der Anbieter hat daher vor Kurzem bei den Banken erreicht, für die Zeit des Verkaufsprozesses an Drei diese Bedingung nicht erfüllen zu müssen. Doch falls der Deal platzt, könnte es für Orange eng werden.

Dem Vernehmen nach herrscht in den betroffenen Banken bereits Nervosität. Nicht zu Unrecht, beträgt die Schuldenlast doch 1,25 Milliarden Euro. Die Betreiber hoffen, den Verkauf bis Juni 2012 abzuschließen, im Worst Case ist von November die Rede. Bis dahin muss Orange die heiklen Kreditbedingungen nicht erfüllen. Doch falls die Bundeswettbewerbsbehörde den Deal untersagt, würden Orange und Drei bei der EU-Behörde weiterkämpfen. Dies kostet Zeit, die Orange dann vielleicht nicht mehr hat.

No bei Yesss!

Die Wettbewerbshüter in Wien und Brüssel stört vor allem der bereits vereinbarte Verkauf der orangen Billigmarke " Yesss!" mit rund 750.000 Kunden an Marktführer Telekom Austria ( TA). Dadurch würde der Marktanteil der TA von derzeit 42 auf 47 Prozent steigen.

Der Verkauf an den zweitgrößten Mobilfunker T-Mobile scheitert am Geld. Die Österreich-Tochter bekommt von der deutschen Mutter – so Insider – dafür schlicht keine Mittel.

Die Orange-Banken haben zu Jahresende drei Optionen: Die Zinsen zu erhöhen oder vom Eigentümer eine Kapitalspritze (informierten Quellen zufolge 20 Millionen Euro) zu fordern. Im äußersten Fall können sie ihre Forderungen fällig stellen, was für Orange das Ende bedeuten könnte.

Bei Orange will man die Sache nicht kommentieren. "Das ist Angelegenheit unserer Eigentümer", heißt es. Drei-Chef Jan Trionow will jedenfalls nicht bis zu einer Insolvenz warten: "Wir haben kein Interesse an einem Unternehmen ohne Substanz".

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