Geplante Obsoleszenz: "Natürlich gibt es die"

Die Arbeiterkammer lud zur Diskussion, ob Hersteller ihren Produkten absichtlich ein Ablaufdatum verpassen.

Drucker, die nach einer gewissen Anzahl gedruckter Seiten den Dienst verweigern, Kaffeemaschinen, die nach einer bestimmten Zahl Tassen eine Entkalkung durch den Kundendienst vorschreiben, oder unterdimensionierte Kondensatoren, die noch dazu so platziert werden, damit sie absichtlich überhitzen und somit früher den Geist aufgeben: Für Stefan Schridde, Initiator der deutschen Plattform "Murks? Nein Danke!" steht fest, dass Hersteller ihren Produkten absichtlich ein Ablaufdatum verpassen – dieses Phänomen ist unter dem Schlagwort "Geplante Obsoleszenz" (mehr dazu...) bekannt. "Natürlich gibt es die, meist nur für die Dauer des Produktzyklus", sagte er am Mittwoch in der Wiener Arbeiterkammer im Rahmen der Diskussion "Geplante Obsoleszenz – Leben in einer Wegwerfgesellschaft".

Auf seinen Aufruf, derartige Manipulationen zu melden, haben sich bei seinem Verein in Deutschland innerhalb eines Jahres mehr als 3.000 Beschwerden angesammelt. Das Verkaufsargument der Zuverlässigkeit sei mittlerweile in den Hintergrund getreten, während die "Begeisterung" für ein Produkt oder die "wahrgenommene Qualität" dominieren.

500.000 Waschmaschinen würden jedes Jahr in Österreich verkauft - aneinandergereiht würde die Schlange von Wien bis München reichen, so Sepp Eisenriegler, Geschäftsführer des Reparatur- und Service-Zentrums R.U.S.Z.. Vor 15 Jahren wäre die Strecke nur bis Linz gegangen. Die Lebensdauer habe sich auf sechs Jahre halbiert.

Gegenpart Elektroindustrie

"Ich bin froh, dass die Waschmaschinen ausgetauscht werden", meinte Manfred Müller von der Elektro- und Elektronikindustrie. Geräte, die 14 Jahre oder noch älter sind, würden dreimal so viel Strom und Wasser verbrauchen wie die jüngste Generation. Zudem: Wo wären die vielen aufgebrachten Konsumenten, wenn die Produkte wirklich so früh den Geist aufgeben würden?

"Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich die Leute sehr wohl beschweren und ihnen auffällt, dass die Lebensdauer gesunken ist", konterte Gabriele Zgubic-Engleder. "Aber was sollen sie machen, wenn die Gewährleistung vorbei ist?"

Neben dieser Diskussion um gewollten Verschleiß machte Eduard Brandstätter von der Johannes Kepler Universität Linz auf die wohl zumeist nicht wahrgenommene psychologische Obsoleszenz aufmerksam. Wer möchte denn heute mit der Kleidung der 80er Jahre herumlaufen, auch wenn diese noch in Ordnung wäre? Das Marketing würde geschickt Bedürfnisse befriedigen, aber auch wecken.

Nicht umsonst explodieren die Werbeausgaben geradezu: In Österreich von zwei Milliarden Euro im Jahr 2000 auf aktuell 3,6. Auch die Produktzyklen werden immer kürzer. Blieb der Golf 1 neun Jahre mehr oder weniger unverändert, waren es bei der sechsten Generation nur mehr vier Jahre, so Brandstätter.

Was kann man tun?

Wie kann man sich als Konsument davon befreien? Man müsse mündig handeln, hochwertige und langlebige Produkte kaufen und sollte extreme Designs vermeiden, die rasch aus der Mode kommen. Und schließlich müsse durch einen Wertewandel Status neu definiert werden. Eben nicht durch Luxusartikel, sondern durch ein anderes, nachhaltiges Verhalten, argumentierte der Wissenschafter. Das würde aber noch dauern, denn: "Es ist immer die nächste Generation, die neue Werte übernimmt."

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