Air Berlin droht "Insolvenz in der Insolvenz"

Air Berlin fehlt das Geld.
Das Insolvenzverfahren ist eröffnet. Und schon jetzt droht der Airline das Geld auszugehen.

Der Fluggesellschaft Air Berlin droht kurz nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens das Geld auszugehen. Die verfügbaren Mittel reichten voraussichtlich nicht aus, um die sogenannten Masseverbindlichkeiten - abgesehen von den Kosten des Verfahrens - zu decken, teilte Sachwalter Lucas Flöther am Mittwoch mit.

Zu diesen Masseverbindlichkeiten zählen unter anderem alle finanziellen Verpflichtungen, die Air Berlin nach dem Insolvenzantrag Mitte August eingegangen ist. Darunter ist auch der 150 Millionen Euro schwere Überbrückungskredit des Bundes. Das deutsche Bundeswirtschaftsministerium und Air Berlin zeigten sich am Abend aber zuversichtlich, dass die Summe letztlich voll an den Staat zurückfließen werde.

Entscheidung im Dezember

"Wir gehen weiter davon aus, dass der Kredit zurückgezahlt werden kann", sagte eine Ministeriumssprecherin. Ein Sprecher der bisher zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft sagte: "Wir sind zuversichtlich, das zurückzahlen zu können." Mit dem Geld vom Staat sollte der Flugbetrieb von Air Berlin gesichert werden, bis die Übernahme durch Lufthansa und Easyjet in trockenen Tüchern war. Getilgt worden sollte der Kredit aus den Verkaufserlösen von 250 Millionen Euro. Ob und wie viel Lufthansa und Easyjet davon bereits bezahlt haben, blieb zunächst unklar. Die Kartellbehörden müssen der Übernahme noch zustimmen. Die Lufthansa hat den Deal gerade erst bei der EU-Kommission angemeldet und rechnet mit einer Entscheidung im Dezember.

Am Freitag hatte Air Berlin den Betrieb eingestellt, nachdem sich der Flugbetrieb zunehmend als finanziell nicht mehr tragbar erwiesen hatte. Am Mittwoch eröffnete das Amtsgericht Charlottenburg das Insolvenzverfahren. Die Air Berlin plc & Co Luftverkehrs KG sei zahlungsunfähig und überschuldet. Von November an müsste das Unternehmen damit unter anderem seine verbliebene Belegschaft wieder aus der eigenen Tasche entlohnen. In den drei Monaten vorher waren die Löhne von der Arbeitsagentur gekommen.

Gläubiger müssen um Geld bangen

Ein insolventes Unternehmen wie Air Berlin kann praktisch nie alle Forderungen der Gläubiger bedienen. Das Geld reicht aber in der Regel, um die Masseverbindlichkeiten zu begleichen. Sie werden in der Insolvenz vorrangig bedient, damit Kunden und Lieferanten nicht sofort nach dem Insolvenzantrag davonlaufen. Reicht das Geld auch dafür nicht, muss der Insolvenzverwalter die "Masseunzulänglichkeit" anzeigen, im Branchenjargon auch "Insolvenz in der Insolvenz" genannt. Dann müssen auch Gläubiger, die dem insolventen Unternehmen die Treue gehalten haben, zumindest um eine Teil ihres Geldes bangen.

Mit dem Überbrückungskredit vom Staat konnten die Maschinen so lange in der Luft gehalten werden, bis für einen großen Teil Kaufverträge mit der Lufthansa und dem britischen Billigflieger EasyJet geschlossen waren. Einen Teil des Wartungsgeschäfts übernimmt die Bietergemeinschaft Zeitfracht/Nayak. Damit haben gut 4.300 der rund 8.000 Beschäftigten gute Aussichten auf einen neuen Arbeitsplatz. Etwa 1.750 Beschäftigte des Bodenpersonals und der Technik können in Transfergesellschaften nach neuen Arbeitgebern suchen. Hunderte verließen Air Berlin bereits in den vergangenen Monaten. Ein kleines Team wird die Insolvenz abwickeln, was mehrere Jahre dauern kann.

Jet aus Island nach Hause geholt

Sachwalter Flöther bleibt als Aufpasser über die Geschäftsführung von Air Berlin im Amt. Der Gläubigerausschuss, der über die Verträge mit Lufthansa und EasyJet zu entscheiden hatte, bleibt bis zur ersten Gläubigerversammlung am 24. Jänner ebenfalls im Amt.

Air Berlin kann jetzt auch den in Island festgehaltenen Jet nach Hause holen. Die ausstehende Gebühr am Flughafen Keflavik sei am Montag beglichen worden, erklärte ein Sprecher des Flughafens. Am Abend wurde die Maschine am Flughafen Berlin- Schönefeld zurück erwartet. Der Airport in Island hatte vor knapp zwei Wochen wegen der unbezahlten Rechnung den Flieger nicht in Richtung Düsseldorf abheben lassen, die Passagiere mussten mit einer anderen Maschine nach Deutschland fliegen.

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