Air-Berlin-Chef Hunold tritt zurück

Air-Berlin-Chef Hunold tritt zurück
Neo-Chef Mehdorn soll den Billigflieger aus der Verlustzone bringen. Auch ab Wien werden Strecken gestrichen.

Auf die Luftfahrt-Branche hat Hartmut Mehdorn schon lange geschielt. Als Kind wollte er Pilot werden, als Chef der Deutschen Bahn wollte er ein Preissystem nach dem Vorbild der Lufthansa auf Schiene bringen. Aus beidem ist nichts geworden. Jetzt übernimmt der 69-Jährige das Steuer bei der Air Berlin und soll Deutschlands zweitgrößte Airline aus den tiefroten Zahlen fliegen. Air-Berlin-Gründer Joachim Hunold hat am Donnerstag überraschend den Hut genommen. Auf seinem Chefsessel nimmt per 1. September sein langjähriger Freund Mehdorn Platz, der bisher im Aufsichtsrat gesessen ist. Grund für den Kurswechsel dürften die schlechten Zahlen gewesen sein. Hunold: "Ich habe immer gesagt, es muss auch eine Zeit nach mir geben." Ein neuer Mann habe es leichter, das Sparprogramm durchzupeitschen, er wolle einen "klaren Cut".

Streckenstreichungen

Air Berlin hat hohe Schulden. Um überleben zu können, müssen die Kosten drastisch gesenkt werden. Der Partner und 49,9-Prozent-Eigentümer der österreichischen Fluglinie Niki streicht das Streckennetz zusammen: 2012 fallen 16.000 Flüge und 2,2 Millionen Sitzplätze weg. Betroffen seien viele kleinere Flughäfen, aber auch Destinationen wie Nordafrika. Im Streichkonzert für das zweite Halbjahr 2011 wird auch Wien nicht außen vor gelassen. So werden die Verbindungen von Wien nach Karlsruhe, Münster, Osnabrück und Madrid gekappt. Zudem werden Flüge nach Düsseldorf, Mailand, Nürnberg und Stockholm zurückgefahren. Unterm Strich fallen ab Wien jährlich 217.000 Sitze weg. Dennoch wird betont, dass Wien neben Berlin, Düsseldorf und Palma de Mallorca ein Drehkreuz der Airline bleiben soll. Dagegen wird es ab dem Winter keine Air-Berlin-Flüge mehr ab Klagenfurt geben.

Airliner Niki Lauda betont, dass es sich bei den Streichungen abgesehen von der Strecke Wien-Madrid um Air-Berlin-Flüge handelt. "Das Sparpaket hat auf Niki keine Auswirkungen. Wir haben die Frequenzen auf bestehenden Strecken sogar erhöht und fliegen Madrid weiter über Palma an." Der Rücktritt von Hunold kam auch für Lauda überraschend: "Es tut mir sehr leid, dass er entschieden hat, das Unternehmen nicht weiterführen zu wollen. Wir haben acht Jahre sehr gut zusammengearbeitet. Ich gehe davon aus, dass das auch so bleibt", so Lauda, der sich kommende Woche mit Mehdorn treffen will. Air Berlin müsse seine Kosten drastisch senken, Mehdorn sei ein "kompetenter Mann".

Im zweiten Quartal ist der operative Verlust der Air Berlin von 28 auf 32 Millionen Euro gestiegen. Dafür macht die Airline die Lufthansa, den Ölpreis, die neue Luftverkehrssteuer und die Unruhen in Nordafrika verantwortlich. Lufthansa-Chef Christoph Franz - Ex-Vorstandskollege von Mehdorn - spart gegenüber der Der Zeit aber mit Häme gegenüber der Konkurrenz: "Da lässt der kluge Unternehmer den Champagner im Keller."

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