Air Berlin: Berliner Bürgermeister gegen Kauf durch Ryanair

Ein Flugzeug von Air Berlin auf dem in roten Buchsteben Air Berlin steht
Müller wirbt dafür, der Lufthansa den Zuschlag zu geben. Über die irische Fluglinie sagt er: "Ryanair ist ein arbeitnehmerfeindliches Unternehmen."

Im Poker um die insolvente Air Berlin hat Berlins Bürgermeister Michael Müller eine Übernahme durch Ryanair deutlich abgelehnt und die irische Billigfluglinie scharf kritisiert. "Ryanair ist ein arbeitnehmerfeindliches Unternehmen. Das Geschäftsmodell ist frühkapitalistisch", sagte der SPD-Politiker dem Tagesspiegel (Dienstag).

Müller trifft sich an diesem Dienstag mit Air-Berlin-Betriebsräten. Zugleich warb das Stadtoberhaupt mit deutlichen Worten dafür, der Lufthansa den Zuschlag zu geben.

"Ich glaube, es ist für alle Beteiligten unstrittig, dass bei mehreren seriösen Bewerbern die Lufthansa für Verlässlichkeit steht, auch weil sie ihr Geschäft am Luftverkehrsstandort Berlin ausgeweitet hat", sagte Müller. Der Standort Berlin wolle möglichst viele Verbindungen anbieten können. "Dafür steht die Lufthansa."

Nach Aussagen der deutschen Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) vom Samstag verhandelt Air Berlin derzeit mit Lufthansa, Ryanair und der britischen Billiglinie Easyjet über Lösungen. Die Regierung ist nach eigenen Angaben nicht an den Verhandlungen beteiligt.

Kaufangebote bis 15. September Kaufangebote

Für die insolvente Air Berlin können Kaufinteressenten nach Unternehmensangaben bis zum 15. September Angebote abgeben. "Air Berlin wird den Investorenprozess zügig abschließen", sagte ein Sprecher Dienstagmittag. Der Airlinesprecher widersprach jedoch Informationen aus dem Umfeld des Gläubigerausschusses, wonach die Bieterfrist schon am 13. September ende und das Gremium zwei Tage später bereits erste Entscheidungen treffen könne. Eine Gläubigerversammlung werde es zu einem späteren Zeitpunkt geben, sagte der Sprecher.

Air Berlin verhandelt nach eigenen Angaben mit der Lufthansa und drei weiteren Unternehmen über einen Verkauf. Als Interessenten für Teile der Fluggesellschaft gelten neben der Lufthansa vor allem die britische Easyjet und der Ferienflieger Condor.

Lauda schaut sich Bücher an

Für Dienstag hat sich der Gründer der österreichischen Air-Berlin-Tochter, Niki Lauda, bei den Insolvenzverwaltern in Berlin angesagt, um sich die Bücher anzusehen. Lauda hatte seine Airline "Niki" 2011 an die Deutschen verkauft. Niki ist bisher nicht insolvent, Lauda äußerte sich zuletzt in einem Brief an die Deutschen an seiner früheren Firma interessiert. Über seine Chancen oder Details eines Rückkaufs hat er sich bisher nicht geäußert.

Niki ist seit Jahren sehr stark mit Air Berlin verflochten, der deutsche Mutterkonzern erledigt vor allem auch Verkauf und Vertrieb für Niki.

Am Mittwoch ist von den Berlinern ein Gespräch mit dem Nürnberger Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl geplant, der die Fluggesellschaft als Ganzes übernehmen will. Deutsche Politiker haben einer Komplettübernahme durch einen einzigen Käufer bereits mehrfach eine Absage erteilt. Air Berlin selbst hatte Wöhrls Angebot zunächst als "PR-Gag eines Trittbrettfahrers" eingestuft - auch, weil es wohl per E-Mail kam und im Posteingang lange nicht gefunden wurde

Die Zeitungen Bild und B.Z. berichteten am Montag, am 15. September lägen nach Erwartung von Verhandlungskreisen den Gläubigervertretern entscheidungsreife Kaufangebote vor. Insider gaben allerdings zu bedenken, der Terminplan sei "extrem stramm" und es könne zu Verschiebungen kommen. "In Anbetracht der stetig wachsenden Liste von Kaufinteressenten kann das Ganze länger dauern."

Verhandlungen unter Hochdruck

Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann hatte vergangene Woche erklärt, bis Ende September eine Lösung anzustreben. Die Verhandlungen laufen unter Hochdruck, da sich Air Berlin vor allem nur dank eines staatlichen Überbrückungskredits von 150 Millionen Euro in der Luft halten kann.

Sechs Bieter

Branchenkreisen zufolge bieten sechs Airlines und Luftfahrtunternehmer für Air Berlin: Die Lufthansa - in Österreich Mutter der AUA (Austrian Airlines) - will demnach den größten Teil mit bis zu 90 der 140 Maschinen von Air Berlin samt Crews einschließlich der Österreich-Tochter Niki übernehmen. Die Lufthansa gilt vor allem auch in der deutschen Politik als Favorit.

Der britische Billigfluganbieter EasyJet soll für bis zu 40 Flugzeuge bieten. Die Thomas-Cook-Tochter Condor ist an einer zweistelligen Zahl von Maschinen interessiert. Dass die Lufthansa ihre starke Stellung damit noch ausbauen könnte, kritisierten Ryanair-Chef Michael O'Leary, der Nürnberger Fluganbieter Hans Rudolf Wöhrl und Niki-Gründer und -Namensgeber Lauda.

Ryanair ist nach den Worten von Marketingchef Kenny Jacobs nur an Teilen der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin interessiert. "Wir interessieren uns für einige Vermögenswerte von Air Berlin, hauptsächlich die Routen, die wir betreiben könnten", sagte Jacobs am Dienstag in Dublin. Ryanair-Chef O'Leary hatte dagegen in der vergangenen Woche erklärt, eine komplette Übernahme von Air Berlin in Betracht zu ziehen. O'Leary hatte kritisiert, eine Zerschlagung von Air Berlin sei in einem "abgekarteten Spiel" eingefädelt worden, damit sich die Lufthansa einen großen Teil der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft einverleiben könne.

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