Ackermanns Victoryzeichen

Ackermanns Victoryzeichen
Ende Mai verließ Josef Ackermann nach 16 Jahren die Deutsche Bank. Nun ist seine offizielle Biographie erschienen.

Zwei Dinge nimmt das Cover des vorliegenden Buchs vorweg. Der Untertitel verrät, es ist eine Würdigung. Damit fallen allzu kritische Facetten weg. Der Autor Manfred Pohl leitete viele Jahre das Historische Institut der Deutschen Bank, was die Erzählperspektive festlegt.

Zehn Jahre lang, bis Mai 2012, stand Josef (Joe) Ackermann an der Spitze der Deutschen Bank (DB). Wie es der 1948 geborene Arztsohn aus Sargans in der Schweiz, in seiner Kindheit Seppi genannt, mit Willenskraft und Durchsetzungsvermögen schaffte, einer der Mächtigsten in der deutschen Wirtschaft zu werden, davon erzählt dieses Buch.

Während des Studiums der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in St. Gallen knüpfte Ackermann erste internationale Kontakte. Ab 1973 arbeitete Ackermann als wissenschaftlicher Assistent und promovierte 1977 zum Thema „Einfluss des Geldes auf das reale Wirtschaftsleben“. Im Jahr der Promotion heiratete Joe die Finnin Pirkko Mölsä, die ebenfalls in St. Gallen studierte. Im Mai 1984 wurde Tochter Catherine geboren.

Credit Suisse

Ackermanns Victoryzeichen

Entgegen aller Erwartungen beendet Ackermann seine akademische Laufbahn und wechselt in die Credit Suisse. „Ich muss aufpassen, dass ich nicht nur noch reproduziere (...), sondern dass ich auch noch Zeit finde, die Dinge selbst durchzudenken“, schildert Ackermann seine ersten Eindrücke. Er will die Bank fundamental reorganisieren, dem damaligen Credit-Suisse-Präsidenten Rainer Gut geht das zu weit, es kommt zum Bruch. Später sollte sich zeigen, dass Ackermann mit dem Reformbedarf der Credit Suisse recht behalten hatte.

Hilmar Kopper, seinerzeit Vorstandssprecher der DB, erfuhr vom Ausstieg Ackermanns und bot ihm die Mitarbeit im DB-Vorstand an. Er sollte mit Kollegen das Investmentbanking zur starken Säule der Bank ausbauen. 1998 übernahm Ackermann allein die Zuständigkeit für das Investmentbanking. Durch den Kauf der New Yorker Bankers Trust, achtgrößte Bank der USA, wurde die Basis des Investmentgeschäfts verbreitert.

Deutsche Bank

Im Jahr 2000 hatte Ackermann es an die Spitze der Deutschen Bank geschafft. Eine neue Führungsstruktur gab ihm mehr Macht, alle Fäden liefen bei Ackermann zusammen. 2002 wurde Ackermann Vorstandssprecher der DB. Es war eine schwierige Zeit, geprägt von der Finanzkrise. Ackermann entwickelte eine Strategie, die er bis zuletzt verfolgte. Von jedem Mitarbeiter verlangt er, die Integrität der DB zu hüten und ein Botschafter für die Bank zu sein. „Kein Geschäft ist es wert, den guten Ruf der Bank aufs Spiel zu setzen.“ In 15 Townhall Meetings rund um den Globus warb er um seine Vision des kulturellen, sozialen und ökologischen Denkens. Die Mitarbeiter reagierten begeistert.

Die DB war 2002 zu einer modernen Universalbank geworden, mit einem weitläufigem Filialnetz, 12 Millionen Kunden und 96.000 Mitarbeiter aus 120 Nationen.
Die Mächtigen dieser Welt hatten für Ackermann immer ein offenes Ohr, egal ob der heutige italienische Ministerpräsident Mario Monti oder Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel. Sie richtete für ihn im April 2008 die Feier zu seinem 60. Geburtstag im Berliner Kanzleramt aus. Auf Kosten der Steuerzahler, was beiden heftige Kritik einbrachte.

Prozess

Ackermanns Victoryzeichen

2004 musste sich Josef Ackermann vor Gericht verantworten. Die Anklage gegen ihn und fünf Beteiligte im Mannesmann-Prozess lautete auf Untreue. Die Angeklagten standen unter dem Verdacht, den Düsseldorfer Konzern im Rahmen der Übernahme durch Vodafone durch überhöhte Prämienzahlungen an Manager um rund 58 Mio. Euro geschädigt zu haben. Ackermann beteuerte seine Unschuld; doch was in der Öffentlichkeit übrig blieb, war ein Foto, auf dem Ackermann das Victoryzeichen machte. Er wurde damit für viele zum Vertreter des ungeliebten amerikanischen Kapitalismus. Das Verfahren wurde später eingestellt, Ackermann musste eine Geldstrafe von 3,2 Mio. Euro leisten.

Bis 2005 setzte Ackermann ein Aktienrückkaufprogramm, Stellenstreichungen und einen Abbau der Beteiligungen um. Die Expansion ins Ausland (v. a. Asien) trieb er voran, 2006 war die DB in 76 Ländern präsent. Das Gewinnziel 25 Prozent vor Steuern und eine massive Steigerung des Aktienkurses erreichte Ackermann in den folgenden Jahren bis zum Ausbruch der Finanzkrise.

Wie alle Investmentbanken war die DB am Boom der US-Immobilienkredite beteiligt. 2008 sagte Ackermann: „Ich glaube nicht mehr an die Selbstheilungskräfte der Märkte.“ Das Jahr 2008 endete für die DB mit 3,9 Milliarden Euro Verlust. Durch Übernahmen stärkte Ackermann den Heimatmarkt. Zudem führte die DB eine Kapitalerhöhung über mehr als zehn Milliarden Euro durch, die größte in ihrer Geschichte.

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