Absprachen-Verdacht gegen Voest

Absprachen-Verdacht gegen Voest
Das deutsche Kartellamt ermittelt gegen voestalpine und ThyssenKrupp wegen illegaler Absprachen.

Das deutsche Kartellamt hat den oberösterreichischen Stahlkonzern voestalpine im Verdacht, an illegalen Absprachen über Stahllieferungen an die deutsche Autoindustrie beteiligt gewesen zu sein. Beamte des Bundeskartellamts durchsuchten laut Unternehmenssprecher Peter Felsbach die Geschäftsräume der voestalpine Deutschland GmbH mit Sitz in München. "voestalpine unterstützt die Ermittlungen der Behörde", hieß es in einer knappen Erklärung.

Zuvor war bekanntgeworden, dass die Geschäftsräume des deutschen Stahlriesen ThyssenKrupp Steel Europe in Duisburg ebenfalls von den Kartellwächtern unter die Lupe genommen wurden. Auch Branchenführer ArcelorMittal geriet ins Visier der Wettbewerbshüter und kündigte an, mit den Behörden zu kooperieren.

"Null Toleranz"

"Laut Durchsuchungsbeschluss geht es um den Vorwurf von wettbewerbsbeschränkenden Absprachen zwischen Marktteilnehmern im Bereich bestimmter Stahllieferungen für die Automobilindustrie in Deutschland", teilte ThyssenKrupp mit. Nähere Details wollte der Konzern wegen der laufenden Ermittlungen nicht nennen.

Dem Kartellamt zufolge geht es um den Verdacht illegaler Absprachen für den Vertrieb von Bandstahl. An den Durchsuchungen hätten sich 19 Mitarbeiter der Behörde sowie Polizisten beteiligt.

Kartellverstöße würden in keiner Weise geduldet, erklärte ThyssenKrupp. "Bei ThyssenKrupp gilt das Prinzip 'Null Toleranz'. Sollten die veranlassten Untersuchungen ergeben, dass sich die Vorwürfe erhärten, werden wir hart durchgreifen", kündigte Vorstandschef Heinrich Hiesinger an. ThyssenKrupp unterstütze die Behörden bei den Ermittlungen.

Ungemach

Hiesinger sagte am Donnerstagabend vor der wirtschaftspublizistischen Vereinigung in Düsseldorf, er könne nicht viel zu dem Fall sagen, da das Unternehmen erst kurzfristig informiert worden sei. "Wir wissen nicht, welche Unternehmen noch durchsucht worden sind". Das Kartellamt sei nach eigener Aussage aufgrund einer anonymen Anzeige tätig geworden. Es solle sich um Preisabsprachen über mehrere Jahre handeln.

Für die Konzerne kommen die Ermittlungen zur Unzeit. ThyssenKrupp hatte das vergangene Geschäftsjahr 2011/12 mit einem Nettoverlust von 5 Mrd. Euro abgeschlossen. Nach Korruptionsvorwürfen und Kartellverstößen hatte Hiesinger eine neue Unternehmenskultur angekündigt.

Wiederholungstäter

Erst im Juli 2011 hatten die deutschen Wettbewerbshüter wegen illegaler Preisabsprachen bei Schienenlieferungen Strafen in Höhe von insgesamt 124,5 Mio. Euro gegen die vier Stahlfirmen ThyssenKrupp Gleistechnik, die zum Vossloh-Konzern gehörende Firma Stahlberg Roensch sowie gegen die voestalpine-Töchter TSTG Schienen-Technik und voestalpine BWG verhängt. Darüber hinaus gehörten noch weitere Firmen zu dem Kartell.

Der Großteil der Strafe, 103 Mio. Euro, entfiel auf die deutsche ThyssenKrupp. Die voestalpine, die sich in dem Schienenkartellverfahren als Kronzeuge angedient hatte, kam mit 8,5 Mio. Euro davon. Hinzu kommt jetzt noch der zu leistende Schadenersatz.

Während wegen der Preisabsprachen zulasten der Deutschen Bahn bereits Bußgelder verhängt wurden, laufen die Ermittlungen zu mutmaßlich nachteiligen Absprachen für Privatbahnbetreiber und kommunale Verkehrsunternehmen weiter.

ThyssenKrupp drohen in Schienenkartell-Fall Schadenersatzforderungen der Deutschen Bahn und kommunaler Verkehrsbetriebe von mehren hundert Millionen Euro. Vor einigen Jahren hatte das Unternehmen wegen Kartellabsprachen seiner Aufzugstochter eine Strafe in dreistelliger Millionenhöhe zahlen müssen.

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