AAA trotz Ramsch-Nachbar

Die kleinere Nummer drei, Fitch, geht ebenfalls auf einen US-amerikanischen Gründer zurück, gehört heute aber zu 60 Prozent dem börsennotierten französischen Finanzinvestor Fimalac. Die restlichen Anteile hält der US-Medienkonzern Hearst ("Cosmopolitan", "Elle", ESPN). Hinter Fimalac steht der in Frankreich weit vernetzte Geschäftsmann und Unternehmer Marc Ladreit de Lacharriere. Fitch sitzt in New York und London.
Österreichs Triple-A ist bestätigt. Das Ungarn-Risiko gilt als groß, aber beherrschbar. Dennoch kostet die Debatte Geld.

Allen Unkenrufen zum Trotz behält Österreich – zumindest auf absehbare Zeit – seine Top-Bonitätsbewertung. Die Rating-Agentur Fitch sieht Österreichs Triple-A als ungefährdet an, wenngleich von der unsicheren Situation in Ungarn Risiken ausgingen.

Das verwundert nicht wirklich: Die Ratingagentur Fitch war es ja auch, die Ungarns Bonität erst in der Vorwoche auf Ramschniveau heruntergestuft hat.

Ungarn-Risiko

Aber die Angst vor einer Staatspleite in Ungarn belastet natürlich die Stimmung auf dem Markt und hat auch für die Bundesfinanzierungsagentur in Wien, die den Schuldendienst der Republik verantwortet, zu höheren Zinsen als etwa in Deutschland geführt. Der Abstand zu Berlin beträgt im Bereich der zehnjährigen Staatsanleihen 1,4 Prozentpunkte. Das kostet den Bund bares Geld.

Bei Österreichs Banken, der Nationalbank sowie den Ratingagenturen gilt das Ungarn-Risiko als durchaus groß und ernst zu nehmen, aber wirtschaftlich beherrschbar. Bank Austria, Erste und Raiffeisen haben offene Forderungen in Ungarn von rund 33 Milliarden Euro. Aber nur brutto, also etwa bei Krediten an Private noch ohne der Gegenrechnung von Kundeneinlagen.

Insgesamt entfällt rund ein Fünftel dieser Gesamtforderungen auf Staatsanleihen. Diese Milliarden könnten dahin sein, sollte Ungarn-Premier Viktor Orban das Land wirklich an die Wand fahren, was Spitzenbanker aber nicht glauben.

Denn Budapest hat politisch eine kurze Atempause bekommen, auch wenn es neue Hiobsbotschaften gibt. Wie etwa der Rücktritt des Chefs des ungarischen Budgetrates am Dienstag.

Washington

Denn seit Montag laufen Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds über einen neuen Notkredit. Am Donnerstag trifft der ungarische Verhandler Tamás Fellegi mit IWF-Chefin Christine Lagarde zusammen. Nach Angaben ungarischer Regierungskreise wurde Fellegi ein Blanko-Scheck für die Verhandlungen in Washington ausgestellt. „Wir akzeptieren alles“, heißt es in Budapest. Was Ungarn wirklich bereit ist zu geben, wurde nicht kommuniziert. Bekannt ist, dass die EU ebenso wie der IWF eine absolut unabhängige Notenbank verlangt. Das heißt, Ungarn müsste seine Finanzgesetze ändern.

Das benötigte Kreditvolumen beläuft sich auf zehn bis 20 Milliarden Euro für 2012. Dazu kommt, dass die Wirtschaft heuer um mindestens 1,5 Prozent schrumpfen wird. Das Budgetdefizit 2011 ist um zehn Prozent höher als bisher prognostiziert.

Die für Mittwoch, erwartete Stellungnahme der EU-Kommission zu den diversen ungarischen Gesetzen und zur Verfassung wurde auf nächste Woche verschoben. „Die Überprüfung läuft noch und nimmt viel Zeit in Anspruch“, sagte eine hohe EU-Beamtin.

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