AAA-Rating: Der falsche Blick auf Österreich

AAA-Rating: Der falsche Blick auf Österreich
Beim Kauf österreichischer Schuldtitel verlangen Investoren die höchste Gefahrenzulage seit Gründung des Euro - zu Unrecht, so Experten.

Da bemüht sich die Bundesregierung das langjährige AAA-Rating Österreichs demonstrativ mit dem Bekenntnis zu Einsparungen und einer Schuldenbremse zu untermauern und dennoch verlangen Investoren beim Kauf österreichischer Schuldtitel derzeit die höchste Gefahrenzulage seit Gründung des Euro. Während sich die Anleger im Falle Deutschlands für einen zehnjährigen Kredit mit einem Zins von weniger als zwei Prozent zufrieden geben, verlangen sie deshalb von Österreich rund 3,5 Prozent.

Warum das so ist? Volkswirt Fritz Mostböck von der Erste Group Bank führt diesen Zinsunterschied auf die mangelnde Kenntnis vieler ausländischer Investoren zurück. Bereits während der Finanzkrise vor drei Jahren kursierte an den Märkten die Furcht, das große Engagement österreichischer Banken in Osteuropa könnte dem Land zum Verhängnis werden. Dabei blenden die Anleger nach seiner Einschätzung völlig aus, dass die Wirtschaft in dieser Region doppelt so schnell wächst wie in Westeuropa und damit eher ein Garant für Stabilität ist.

Dieser Einschätzung stimmt ING-Ökonom Peter Vanden Houte zu: "Es ist ja schon schwer genug für die Menschen innerhalb der Euro-Zone zu verstehen, was derzeit passiert - das gilt umso mehr für die Menschen außerhalb. Viele setzen deshalb im Zweifel auf Deutschland." Zwar sei der Zusammenbruch der Euro-Zone weiter sehr unwahrscheinlich. "Aber selbst wenn man einem extremen Szenario nur eine geringe Wahrscheinlichkeit einräumt, steigen die Risikoaufschläge. Wer in die Qualität flüchtet, kauft deutsche Anleihen."

Angesichts dieser Sichtweise laufen die Bemühungen der Regierung in Wien ins Leere. Egal, was das Land tut: Investoren aus den USA oder Asien werfen das Land in einen Topf mit Ländern, deren Finanzen bei weitem nicht so solide sind. Die steigenden Risikoaufschläge gehen deshalb überhaupt nicht auf eine gründliche Analyse der Situation zurück, glaubt auch ein Vertreter der Wiener Bankenaufsicht, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen wollte. "Es ist vielmehr eine totale Abkehr der internationalen Investoren aus Europa. Wie wird dieses Europa aussehen? Niemand weiß es, deshalb verkaufen sie alles außer deutschen Papieren. Es ist eine fürchterliche Verzerrung der fundamentalen Daten."

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

  • Hintergrund

Kommentare