"3" kauft Orange, "Yesss!" geht an A1

In Österreich wird eines der größten Ereignisse der Verkauf von Orange an Drei sein. Der Deal ist so gut wie abgeschlossen. Zwar werden über eine Milliarde Euro den Besitzer wechseln, für Konsumenten wird die Reduktion am Mobilfunkmarkt jedoch vorerst keine spürbaren Konsequenzen nach sich ziehen.
Der Mobilfunkmarkt in Österreich wächst zusammen. "3" bietet 1,3 Mrd. Euro für Orange, das OK der Wettbewerbshüter ist noch ausständig.

Der österreichische Mobilfunkmarkt schrumpft von vier auf drei Anbieter: Wie seit langem erwartet hat der kleinste und jüngste Handynetzbetreiber "3" den drittgrößten Anbieter Orange gekauft, der bisher der France Telecom und der Investorengruppe "Mid Europa Partners" gehörte. Orange gibt im Zuge des Deals ihre Diskonttochter " Yesss!" an Marktführer A1 ab. Damit ist die lange erwartete Marktkonsolidierung erfolgt - vorbehaltlich der Genehmigung durch die Wettbewerbshüter in Brüssel.

Insgesamt bietet Drei für Orange Austria 1,3 Milliarden Euro. 910 Millionen Euro zahlt Drei aus eigener Tasche, 390 Millionen Euro steuert die Telekom Austria Group für "Yesss" und für die Immaterialgüterrechte für die Orange-Vorläufermarke "One" bei.

In Österreich wird es somit künftig nur noch drei Handyfirmen geben, die Telekom Austria Group, die Deutsche Telekom-Tochter T-Mobile Austria und "3". A1 (inkl. "Bob") hielt laut dem aktuellen Telekom-Monitor der Regulierungsbehörde RTR 41,2 Prozent (5,175 Millionen Kunden), T-Mobile (inkl. "tele.ring") 30,9 Prozent (3,878 Millionen Kunden), Orange (inkl. "Yesss!") 18,4 Prozent (2,314 Millionen Kunden) und "3" 9,5 Prozent (1,195 Millionen Kunden).

Einer Aussendung von "3" zufolge hat das fusionierte Unternehmen 2,8 Millionen Kunden und einen Marktanteil von 22 Prozent. Der neue Orange-Eigentümer erhofft sich Synergieeffekte von mindestens 500 Millionen Euro. Bis zur Genehmigung durch die Wettbewerbsbehörden werden "3" und Orange unabhängig am Markt agieren.

Erst One, dann Orange

Orange war einst aus Connect Austria entstanden, daraus wurde die Marke One und im Sommer 2007 nach Einstieg der Franzosen Orange. France Telecom hatte 1,4 Milliarden Euro für das Unternehmen bezahlt. Die Kaufsumme für Orange wandert nicht vollständig nach Frankreich. France Telecom hatte nämlich nur einen Anteil von 35 Prozent, die restlichen 65 Prozent hielt der Finanzinvestor Mid Europa Partners.

Eigentlich hätte es anderes kommen sollen als nun verkündet: Jahrelang haben A1-Chef Hannes Ametsreiter, T-Mobile-Boss Robert Chvatal und Orange-Leiter Michael Krammer getrommelt, dass der Anbieter "3" einer zu viel am Markt sei, ohnehin nicht profitabel wirtschafte und am besten die Segel streichen sollte. Doch "3" tat genau das Gegenteil - unter dem früh verstorbenen Geschäftsführer Berthold Thoma wurden Unsummen in den Netzausbau und die Preisschlacht beim mobilen Internet investiert. Mit Erfolg, das Netz ist laut dem jüngsten Netztest des renommierten deutschen Fachmagazins "Connect" das beste im deutschsprachigen Raum und beim Handy-Breitband hat "3" sogar der verwöhnten A1 Paroli geboten.

Kooperation

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Durch den hohen Preisdruck in Österreich haben die Handynetzbetreiber zuletzt ihre Zusammenarbeit intensiviert. So betreibt "3" seit kurzem ein "National Roaming Abkommen" mit "T-Mobile". Ab Mitte 2012 helfen sich die Provider gegenseitig bei der Netzabdeckung im ländlichen Raum. "3" kann das 2G-Mobilfunknetz von T-Mobile nutzen und T-Mobile das 3G-Netz von "3". Eine weitere Kooperation gibt es seit April 2011 zwischen "Orange" und "T-Mobile". Sie wollen sich beim UMTS-Netzausbau am Land Antennen und Kosten teilen, die erhoffte Ersparnis wurde mit jeweils 30 Millionen Euro beziffert.

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