"2052": Zukunft bringt Industriestaaten mehr Armut

"2052": Zukunft bringt Industriestaaten mehr Armut
Es wird mehr Fluten, Dürren und Wirbelstürme geben. Die Bevölkerung wird weniger wachsen. Dieses Bild zeichnet der neue Bericht des "Club of Rome".

Im Jahr 1972 brachte der sogenannte Club of Rome den Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ heraus. Darin warnte der 1968 gegründete Forscherverband, der sich aus Ökonomen, Industriellen, Wissenschaftlern und anderen Persönlichkeiten zusammensetzt, vor den Grenzen des Wachstums und vor steigender Umweltverschmutzung. Damals waren die Auswirkungen des Treibhauseffekts noch nicht bekannt. Auch wurde auf die Endlichkeit der Rohstoffe hingewiesen.

Zum 40-jährigen Jubiläum liegt nun der Folgereport „2052: Eine globale Vorhersage für die nächsten 40 Jahre“ vor. Das darin gezeichnete Bild unterscheidet sich kaum: Die Wirtschaft schädige mit ihrem steten Wachstum das derzeitige Klima und die Naturschätze. Sie erwirtschafte oftmals schon jetzt gar keinen Gewinn mehr, wenn der wahre Preis für die Umweltzerstörung in Rechnung gestellt würde. Die Erderwärmung werde bis zu dem Jahr 2052 schon viel Leid erzeugen und sich danach zudem katastrophal selbst verstärken, heißt es darin. Immerhin werde die Bevölkerungszahl weniger stark steigen als gedacht.

In dem neuen Bericht präsentiert der Norwege Jorgen Randers, der im Alter von 20 schon an dem Bericht von 1972 mitgewirkt hatte, 35 Ausblicke von international führenden Experten. Diese und weltweite Statistiken flossen in seine Zukunftsmodelle ein.

Treibhausgase

Der Ausstoß von Treibhausgasen wird demnach noch bis 2030 steigen und damit Randers zufolge 15 Jahre zu spät zurückgehen. Daher werde sich die Erdtemperatur nach 2052 auch um mehr als zwei Grad erwärmen. Die Marke galt als gerade noch erträglich. "Der Meeresspiegel wird um 0,5 Meter höher sein", erwartet er.

Es werde mehr Dürren, Fluten und verheerende Wirbelstürme geben. "Und im Jahr 2052 wird die Welt mit Schrecken auf weitere Änderungen in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts blicken", fährt Randers fort. "Der sich selbst verstärkende Klimawandel wird die Sorge Nummer 1 sein." Das Treibhausgas Methan werde aus der auftauenden Tundra entweichen und die Erde weiter aufheizen, worauf noch mehr Permafrostboden in der Tundra auftaue.

Armut und Ungleichheit in Industriestaaten

Die Bevölkerung wird Randers zufolge nicht so stark wachsen wie gedacht. Sie wird bis Anfang der 2040er Jahre 8,1 Milliarden Menschen erreichen und dann abnehmen. Grund: Die Menschen lebten zunehmend in Städten, und Frauen erhielten mehr Bildung. Mit der Verbreitung von Bildung und Verhütungsmethoden werde bald jedes Paar über seine Kinderzahl entscheiden können. In den Megastädten bedeute ein Kind, einen Mund mehr zu füttern statt eine Hilfe mehr auf dem Acker.

Bis 2052 werde es weniger Armut in den Entwicklungsländern, jedoch mehr Armut und Ungleichheit in den Industriestaaten und überall mehr Umweltzerstörung geben, schreibt der argentinische Investmentmanager Carlos Joly in seinem Ausblick für den Report "2052". Zugespitzt gesagt sei der Grund für den Niedergang im Westen der "Triumph des Finanzkapitalismus". In der Berechnung des Bruttoinlandsproduktes fehlten Vermögenswerte der Umwelt wie Wasserressourcen, Bodenfruchtbarkeit, Lebensqualität und stabiles Klima. Kurz: Die Gewinnberechnung müsse sich ändern.

Der Wirtschaftsexperte Chandran Nair aus Malaysia kritisiert den "fast religiösen Glauben" des Westens an freie Märkte und warnt davor, Asien als Motor für das eigene Wachstum zu sehen und zu wirtschaften wie bisher. Stattdessen müsse der Konsum auf ein Maß gebracht werden, das die Erde nicht ausbeute.

Revolution in den 2020er Jahren

Der jungen Generation werde der Geduldsfaden reißen, weil sie nicht länger die Umweltlasten der alten tragen wolle, schreibt das österreichische Club-of-Rome-Mitglied Karl Wagner in dem Bericht. Er sagt eine Revolution in den 2020er Jahren voraus - vergleichbar mit der von 1848 gegen das feudale Herrschaftssystem. So werde die Kultur des Konsums umschwenken auf nachhaltigeres Wirtschaften.

Randers glaubt dagegen nicht mehr an rechtzeitige Besserung: Die Menschheit werde sich nicht schnell genug ändern. Auch die komplexen und zeitraubenden Entscheidungsprozesse in Demokratien würden das verhindern. Es nütze jedoch nichts, zu verzweifeln. Dass er selbst die Hoffnung nicht aufgegeben hat, zeigt sein Schlussstatement: "Bitte helft, meine Vorhersage falsch werden zu lassen. Zusammen können wir eine viel bessere Welt schaffen."

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