100 Prozent Rückruf: EU erhöht Druck auf VW

VW-Chef Matthias Mueller
Sonst würden Autos, die die EU-Normen nicht erfüllen, 2018 „aus dem Verkehr gezogen, schreibt die Industriekommissarin an die Verkehrsminister.

Brüssel erhöht im Abgasskandal den Druck auf Volkswagen. „Ich erwarte von Volkswagen eine Rückrufquote von 100 Prozent“, schrieb EU-Industriekommissarin Elzbieta Bienkowska an alle 28 EU-Verkehrsminister, wie die „Wirtschaftswoche“ berichtete. Auch die „Süddeutsche Zeitung“ zitierte am Freitag aus dem Schreiben.

Bienkowska forderte darin die Minister auf, verpflichtende Rückrufaktionen von VW anzuordnen. Autos, die die EU-Normen nicht erfüllten, müssten 2018 „aus dem Verkehr gezogen werden“.

Kritik an VW-Chef Müller

100 Prozent Rückruf: EU erhöht Druck auf VW
European Commissioner Elzbieta Bienkowska arrives to a meeting of European Union defence ministers at the EU Council in Brussels, Belgium May 18, 2017. REUTERS/Eric Vidal
Die EU-Kommissarin kritisierte in ihrem Schreiben den VW-Konzern auch direkt. Sie habe Firmenchef Matthias Müller am 19. Juni geschrieben mit der Bitte, ihr „detaillierte Daten über den aktuellen Stand der Rückrufaktion zukommen zu lassen“, heißt es in dem Schreiben an die EU-Minister. „Bisher habe ich keine Antwort von Volkswagen bekommen.“

Erst kürzlich hatte Bienkowska in der Abgasaffäre um Dieselfahrzeuge von Daimler den deutschen Aufsichtsbehörden Versagen vorgeworfen. Es sei „Besorgnis erregend“, dass die jüngsten Anschuldigungen nicht durch die nationalen Aufsichtsbehörden aufgedeckt worden seien, erklärte sie am Mittwoch auf AFP-Nachfrage. Ähnlich äußerte sie sich in dem Schreiben nun auch zu neuen Verdachtsfällen bei Audi und Porsche.

Verdacht von Absprachen

Daneben geht die EU-Kommission einem Medienbericht zufolge dem Verdacht auf Absprachen unter Deutschlands Autobauern zur Abgasreinigung ihrer Motoren nach. Die Brüssler Kartellwächter stützten sich dabei laut "Handelsblatt" unter anderem auf ein Dokument des Herstellers Audi von April 2010.

In der Präsentation zur „Clean Diesel Strategie“, die sich auch in den während Razzien bei VW beschlagnahmten Unterlagen befinde, sei unter anderem von einem „Commitment der deutschen Automobilhersteller auf Vorstandsebene“ die Rede. Dabei gehe es um die Größe von „Adblue“-Tanks. „AdBlue“ ist eine Harnstoff-Lösung, die den Stickoxid-Ausstoß von Fahrzeugen reduziert. Die EU-Kommission, VW und Audi lehnten Stellungnahmen ab.

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