Work-Love-Balance: Sex macht Lust aufs Büro

  
Wissenschaftler wiesen nach, dass Zufriedenheit im Bett die Arbeitsmotivation verbessert.

So funktioniert befriedigende Mitarbeitermotivation: Eine Stunde ihrer wöchentlichen Arbeitszeit sollten seine Angestellten für Sex verwenden dürfen, schlug kürzlich der schwedische Gemeinderat Per-Erik Muskos vor und brachte das Thema Work-Life-Balance wieder in Schwung. Natürlich keine Liebschaften im Büro, sondern mehr Zeit zu Hause. Mit einer neuen Studie der Universität Oregon (USA) könnte er jetzt seinem Anliegen Nachdruck verleihen: Die Wissenschaftler fanden nämlich einen Zusammenhang zwischen Sex und beruflicher Leistung. Sie stellten fest, dass verheiratete Angestellte, die rechtzeitig nach Hause gehen und Sex haben, sich am nächsten Tag motivierter fühlen und mehr engagieren. Sie genießen ihre Arbeit auch mehr.

Die verheirateten Studienteilnehmer mussten dafür zwei Wochen lang täglich zwei Fragebögen zur Selbstbeobachtung ausfüllen. Die Ergebnisse zeigten, dass die Leistungsbereitschaft bei den sexuell aktiveren Männern und Frauen höher war als bei jenen Kollegen, die sich am Abend lieber ihrem Job widmeten, erklärte Studienautor Keith Leavitt.

Dafür gibt es auch eine chemische Erklärung: Durch Sex werden Dopamin und Oxytocin freigesetzt, die im Hirn das Belohnungszentrum aktivieren sowie soziale Bindungen verstärken. "Das macht Sex zu einem natürlichen und fast automatischen Stimmungsaufheller, der bis zum nächsten Tag wirkt", so der Wissenschaftler im Journal of Management. In ihre Forschungen bezog sein Team auch die Zufriedenheit in der Ehe sowie die Schlafqualität ein, die ebenfalls als Stimmungsmacher gelten.

Die Ergebnisse überraschen den Linzer Sexualmediziner Georg Pfau nicht. "Wer weniger arbeitet, hat mehr Lust auf Sex. Aus der sexuellen Erfüllung zieht man dann auch Zufriedenheit für das Arbeitsleben." Es bestehe ein enger Zusammenhang zwischen biologischen und psychosozialen Faktoren. "Das Lebensglück hängt eng mit einer glücklichen Beziehung zusammen – und diese wiederum mit sexueller Zufriedenheit." Die müsse aber jedes Paar selbst definieren. "Das heißt nicht, dass man täglich Sex haben muss, um glücklich zu sein."

Wer von fünf Uhr früh bis 22 Uhr arbeite, brauche sich nicht wundern, wenn es dann mit dem Sex nicht mehr klappt. "Da ist einfach zu wenig sexuelle Energie da. Es ist eigentlich eine Binsenweisheit, aber man kann nicht genug darauf hinweisen", erklärt Pfau. Jede Art von Stress sei kontraproduktiv für guten Sex. Ebenso beeinflusst jede Art von Stress die Sexualhormone und vermindert diese Energie. "Bei Leistungssportlern etwa spart der Körper ein, was nicht lebensnotwendig ist."

In der aktuellen Studie weisen die US-Wissenschaftler weiters darauf hin, wie schädlich es sei, wenn Menschen ihre Probleme nach Hause nehmen und so von ihren Partnern abgelenkt sind. Wenn die Arbeit so sehr ins Privatleben hineinreicht, dass Aktivitäten wie Sex geopfert werden, kann ihr Einsatz im Job darunter leiden.

Besonders in Zeiten des Smartphones und der ständigen Erreichbarkeit sei es wichtig, am Abend mental abzuschalten, betonen die Forscher die Bedeutung von Work-Life-Balance. In Frankreich haben Angestellte das Recht, außerhalb ihrer Arbeitszeiten gar nicht mehr erreichbar zu sein.

Übrigens: Wenn Mitarbeiter eine Beziehung mit einem guten Sexleben haben, befriedigt das auch ihren Arbeitgeber. Eine griechische Studie konnte das sogar beziffern: Menschen mit zwei oder drei Mal Sex pro Woche verdienten im Durchschnitt 4,5 Prozent mehr als die mit weniger Sex.

Dass wir uns nach erfüllendem Sex wohler fühlen, hat vor allem mit den komplexen biochemischen Vorgängen im Körper zu tun:

Die Sexualhormone Testosteron und Östrogen spielen schon im Vorfeld eine wichtige Rolle. Testosteron fördert etwa den Sexualtrieb und das Lustempfinden – bei Männern und Frauen. Im Gegensatz zu Männern sinkt der Spiegel bei Frauen nach dem Orgasmus nicht ab. Je mehr Sex wir haben, desto mehr Testosteron zirkuliert im Blut. Während des Sex steigert Adrenalin den Herzschlag, flaut aber nach dem Orgasmus wieder ab.

Das größte Sexualorgan des Menschen ist im Grunde das Gehirn. In den Regionen von Hypothalamus und Hypophyse beginnt die Produktion von Testosteron. Dort laufen alle Fäden zusammen: Über das Nervensystem werden Empfindungen am Körper ins Gehirn geleitet, dort bewertet und wiederum über Nerven Atem und Herzschlag beschleunigt. Steigt die Erregung durch die Ausschüttung verschiedener Botenstoffe weiter, werden intensive Signale an die Sexualorgane geschickt.

Beim Orgasmus sind schließlich mehrere Muskelgruppen aktiv, die reflexartig reagieren. Jetzt wird im Gehirn auch die höchste Menge des Botenstoffs Oxytocin freigesetzt. Dieses ist auch als "Kuschelhormon", das Bindung fördert, bekannt.

Angekurbelt wird durch Sex sogar das Immunsystem. Durch die körperliche Nähe des anderen arbeitet es auf Hochtouren, weil es seine Abwehrzellen aktiviert. Im Blut sexuell Aktiver finden sich mehr Antikörper vom Typ Immunglobin A, der vor Infekten schützt.

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