Elite-Studenten entwickeln Anti-Kater-Pulver

Kopfschmerzen gehören zu den häufigsten Katererscheinungen.
Studenten der Universität Yale haben ein Mittel entwickelt, das Katersymptome bekämpfen soll, noch bevor sie entstehen. Experten warnen vor möglichen Nebenwirkungen.

Pflaster, Shots, Drinks: Mittel gegen den Kater gibt es angeblich viele. Die Produktpalette könnte nun um ein Pulver erweitert werden. Sunup, ein englischsprachiger Ausdruck für "Sonnenaufgang", heißt das pulverisierte Ergänzungsmittel, das nach einer durchzechten Nacht Katererscheinungen wegzaubern soll. Erfunden wurde es von Liam McClintock und Margaret Morse. Beide studieren an der renommierten Yale Universität in New Haven, Connecticut.

Selbstversuch und Produktidee

"Ich habe alle sogenannten magischen Anti-Kater-Mittel probiert, aber nichts ist wirklich effektiv", erklärt McClintock im Produktvideo. Keines der von ihm "getesteten" Präparate könne den negativen Wirkungen von übermäßigem Alkoholkonsum vorbeugen, meint der US-Amerikaner weiter. Während McClintock die Marktlücke in Sachen Anti-Kater-Mittel erkannte, half Morse, Studentin der Molekularbiologe, bei der Umsetzung. Wie das Magazin Time berichtet, wurden auch Yale-Professoren und ein Pharmakonzern bei der Entwicklung eingebunden.

Das Pulver, welches man bereits während des Alkoholkonsums in die Getränke mixt, soll durch einen speziellen Nährstoffcocktail die im Alkohol enthaltenen, katerverursachenden Stoffe neutralisieren.

Elite-Studenten entwickeln Anti-Kater-Pulver

Via Crowdfunding soll das Projekt finalisiert und die Markteinführung geplant werden. Bisher sind über die internationale Crowdfunding-WebsiteIndiegogo über 38.000 Dollar (ca. 35.500 Euro) zusammengekommen. Damit ist das Projekt, für welches die Spenden noch sechs Tage lang gesammelt werden, überfinanziert. Ursprünglich hatte man ein Finanzierungsziel von 20.000 Dollar festgelegt.

Möglicherweise schädlich?

Experten zeigen sich unterdessen skeptisch. Zum einen gebe es bisher keine klinischen Studien zur Wirksamkeit des Präparats, betont Robert Swift, Psychiater und Professor an der Brown University. "Ohne klinische Studien kann man nicht wirklich sagen, ob etwas funktioniert", so Swift im Interview mit Cosmopolitan. Zudem seien die Ursachen eines Katers meist vielfältig und von Person zu Person unterschiedlich. Ein Allheilmittel gegen die Beschwerden zu erfinden, sei demnach quasi unmöglich. Auch mögliche Nebenwirkungen, vor allem für Menschen mit Allergien, beziehungsweise Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten seien bisher nicht ausgetestet worden und daher nicht bekannt.

Auf der Website von Sunup sind lediglich die Inhaltsstoffe des Pulvers, darunter Vitamin C, Zink, Magnesium, Kalium, Vitamine des B-Komplexes, Grüntee- und Brokkoliextrakt sowie ein Extrakt der Mungbohne, aufgelistet. Geworben wird mit einer abgeschlossenen uni-internen Untersuchung und einer laufenden Patentanmeldung.

Preislich bewegt man sich mit Sunup im unteren Preissegment: Ein Päckchen des Pulvers kann derzeit für fünf Dollar vorbestellt werden, ein Fünferpack kostet 15 Dollar.

Elite-Studenten entwickeln Anti-Kater-Pulver
Young woman drinking late morning coffee. Bildnummer: 484494448 Verkatert, Frauen, Kaffee - Getränk, Müde, Sonnenbrille, Stadt, Balkon, Trinken, 2015, Erwachsene Person, Fotografie, Horizontal, Innenaufnahme, Junger Erwachsener, Kaffeetasse, Leben in der Stadt, Lebensstil, Lässige Kleidung, Tasse oder Becher,

Markteinführung ungewiss

Ob die Produkte tatsächlich ausgeliefert werden können, ist indes unsicher. Von der US-amerikanischen Lebensmittelbehörde FDA wurde das Produkt nämlich noch nicht freigegeben. Auf der Homepage findet man den Warnhinweis, dass das Produkt nicht zur Diagnose, Behandlung, Heilung oder Vorbeugung von Krankheiten gedacht sei. Zudem sollte man Sunup nur in Absprache mit einem Arzt anwenden.

Sunup ist nicht das erste Produkt, das mit einer katerheilenden Wirkung wirbt. So gibt es beispielsweise Kater-Pflaster, darunter das Produkt "Forget Hangovers", am Markt. Getränke wie Noho oder Kahee, oder der Hangover-Shot One:47, versprechen ähnliches.

"Alkohol-Land" Österreich

14 Prozent der Österreicher trinken in einem problematischen Ausmaß. Männer trinken doppelt so häufig (19 Prozent) in einem schädigenden Ausmaß wie Frauen (neun Prozent). Das geht aus dem aktuellen Jahresbericht der Europäischen Drogenbeobachtungsstelle (EMCDDA) hervor, der im Mai dieses Jahres vorgestellt wurde. Es gibt keine globale Übereinkunft darüber, wie viel Alkohol man pro Tag maximal trinken sollte. Selbst innerhalb Europas liegen die nationalen Alkoholempfehlungen teilweise weit auseinander. Als akzeptabler Alkoholkonsum wird von der "Österreichischen Gesellschaft für Ernährung" ein Konsum von 20 Gramm reinen Alkohols pro Tag (Männer) und zehn Gramm pro Tag (Frauen) eingestuft. Diese Richtwerte sollten laut ÖGF nicht als Aufforderung zum regelmäßigen oder täglichen Alkoholkonsum aufgefasst werden und gelten nur für gesunde Personen.

Sind Alkohol und Sucht für Sie ein Thema? Dann nehmen Sie Hilfe in Anspruch! Hier können Sie sich informieren: www.alkoholhilfe.at.

Kommentare