Ist es gefährlich, Tabletten zu halbieren?
Vor allem Schmerztabletten werden gerne geteilt. Bei leichtem Kopfschmerz reicht schließlich die halbe Dosis. Aber: Darf man Tabletten eigentlich halbieren? Was im Alltag oft ohne Bedenken praktiziert wird, birgt aus pharmazeutisch fachlicher Sicht nicht zu unterschätzende Risiken.
Einerseits kann es durch das Zerteilen oder vollständige Zerkleinern einer Tablette zu einer gefährlichen Über- oder Unterdosierung kommen. "Es kann natürlich vorkommen, dass man durch das Teilen der Tablette zwei ungleich große Teile bekommt, die nicht mit dem gleichen Wirkstoffgehalt ausgestattet sind. Man kann dann nicht mehr gewährleisten, dass die Dosiergenauigkeit gegeben ist", so Bernhard Ertl, Referent in der pharmazeutischen Abteilung der österreichischen Apothekerkammer gegenüber kurier.at.
Auch bei sogenannten Retardtabletten können Probleme auftreten. Diese Präparate setzen den enthaltenen Wirkstoff im Körper über einen bestimmten Zeitraum frei. "Durch das Teilen kann es sein, dass der Retardeffekt verloren geht und die Wirkstoffmengen sich nicht langsam, sondern abrupt aus der Tablette lösen", so der Experte.
Das dritte Risikofeld hat mit der Magensaftresistenz bestimmter Tabletten zu tun. "Manche Präparate sind mit einem Film überzogen, der den Wirkstoff vor der Magensäure schützt, oder umgekehrt: der die Magenschleimhaut vor dem Wirkstoff schützt. Bricht man die Tablette, geht dieser Effekt verloren."
Wann darf geteilt werden?
Bei welchen Tabletten das Halbieren beziehungsweise Zerkleinern ungefährlich ist, ist laut Ertl nicht pauschal zu beantworten. Die Bruchrille, die vor allem viele größere Präparate aufweisen, ist nur ein möglicher Anhaltspunkt für die Teilbarkeit. Die Bruchrille allein sage Ertl zufolge jedoch nicht aus, ob man sie teilen darf oder nicht. "Es kann beispielsweise sein, dass der Hersteller schlichtweg in der Produktionsstätte nur einen Bruchrillenstempel besitzt und die Tabletten damit herstellt." In anderen Fällen dient sie als Unterscheidungsmerkmal, trägt zur verbesserten Stabilität bei oder dient als Designelement.
Oft dient die Bruchkerbe nur dem Zerteilen, sodass man sie leichter schlucken kann, die Tablette müsse jedoch dennoch vollständig eingenommen werden.
Streng genommen muss jedoch in der Fachinformation zum Medikament nachgelesen werden. Im Unterschied zum Beipackzettel (Gebrauchsinformation) enthält die Fachinformation spezifischere Informationen. Sowohl die Gebrauchsinformationen als auch Fachinformation sind hier abrufbar. Ertl zufolge ist es im Zweifel auch empfehlenswert den Apotheker oder Arzt vor Ort zu befragen.
Wie darf geteilt werden?
Hat man ausreichend geprüft und abgeklärt, ob man ein Präparat teilen darf, kann man die Tablette halbieren oder zerkleinern. Ertl empfiehlt insbesondere bei älteren Patienten die Verwendung eines Tablettenteilers.
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