RunNa: Namaste. Die härteste Challenge meines Läuferlebens

Beim Yoga den Körper einmal anders spüren
Warum ich Yoga bisher nie ausstehen konnte und ich nun dennoch zum Hot-Yogi werden will.

"Weiter geht das nicht?“ Äh, nein. "Das Bein höher. Schaffst du das nicht?“ Nein, es zieht eh schon höllisch. "Mehr strecken.“ Geht nicht. "Und jetzt die Arme strecken. Ganz strecken!“ Geht nicht! Was nach Verrenkungen eines Kunstturners klingt, war in Wahrheit ein banaler Beweglichkeitstest im vergangenen Jänner. Der Trainer machte vor, sah dabei aus wie eine Gazelle, ich machte nach und sah dabei aus wie – tja, ich finde gerade nicht die richtigen Worte dafür.

Dass Beweglichkeit nicht gerade meine große Stärke ist, wusste ich ja, aber dass ich dermaßen große Defizite hatte, dass selbst dem Trainer nach wenigen Minuten die pure Verzweiflung ins Gesicht geschrieben war, damit hatte ich nicht gerechnet. Beweglichkeit in der Hüfte? Fehlanzeige. Flexibilität der fürs Laufen so wichtigen Muskelfasern in den Oberschenkeln? Quasi nicht vorhanden. Dafür war so gut wie alles, was sich nur irgendwie zusammenziehen kann, verkürzt. "Du musst unbedingt an deiner Beweglichkeit arbeiten, dann bessert sich auch deine Beinachse und damit dein Laufstil und das beugt Verletzungen vor“, gab mir der Trainer mit auf den Weg. Etwas zerknirscht, aber voll motiviert ging ich aus der Sporthalle und nahm mir vor: Ich gehe das an und beim nächsten Test bin ich dann viel besser!

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Deshalb nahm ich mir vor, ab sofort nach jedem Krafttraining – also in der Regel zwei Mal die Woche – die Übungen einzubauen. Was in der Theorie recht einfach klingt, bewährt sich in der Praxis aber nicht. Ich fand immer eine neue Ausrede, um darum herum zu kommen. Es ist schon so spät, keine Zeit mehr. Das nächste Mal dann… Irgendwie schaffte ich es nie. Also musste ein neuer Vorsatz her. Ich fange wieder mit Yoga an. Eine Zeit lang bin ich regelmäßig Yoga gegangen.Hot Yoga Viennabei mir ums Eck. Verrenkungen bei wohligen bzw. heißen 30 bis 40 Grad. Drei Jahre ist das ungefähr her. Es hat mir zwar sehr gut getan und ich fühlte mich danach immer ein bisschen wie neu geboren. Doch richtig ist der Funke für Krieger und Co ist nie übergesprungen. Somit war nach dem Ende des 10er Blocks wieder Ende im Beweglichkeitsgelände.

Nie wieder!

So ganz ließ mich Yoga aber nie los und somit startete ich im Februar, nach der erfolglosen „Ich dehne ab sofort jedes Mal nach dem Krafttraining“-Sache einen neuen Versuch. Dieses Mal ohne Hot, also nur Yoga. Ausschlaggebend für die Studiowahl war, dass es das einzige mit einem Kurs um sieben Uhr früh ist – Hot Yoga bot das damals noch nicht. Ebenfalls wieder mit 10er Blockkarte. Meine anfängliche Motivation nun jede Woche in eine Stunde zu gehen, war jedoch sehr bald Geschichte und so verschwand die Yogamatte wieder in der Ecke und der 10er Block lebt heute noch.

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"Tiefer. Noch tiefer. Und jetzt das Bein strecken.“ Die Off-Season bringt es mit sich, dass man für Dinge Zeit hat, die man 1. schon immer machen wollte, 2. schon immer machen sollte oder schlicht und einfach 3. für die man bezahlt hat. Letzteres brachte mich schließlich nach demAmsterdam Marathonwieder auf die Yogamatte und schon nach zehn Minuten schwor ich mir: Nie wieder! Ich bin einfach nicht der Yogamensch. Ich weiß nicht mehr wie oft mein Name zwecks Korrektur in der Stunde gefallen ist, mir ist nur in Erinnerung geblieben, dass ich wohl die unbeweglichste Frau auf diesem Planeten sein muss. Dieses Gefühl hinterließ zumindest der Yogalehrer bei mir. Die Stunde zog sich wie ein Kaugummi und im Anschluss daran fühlte ich mich auch so: ausgelutscht.

Ja, ich will!

Und dann kam vergangene Woche doch noch die Yogi-Erleuchtung. Die Yoga-Motivation wurde zu neuem Leben erweckt. Ausschlaggebend war ein Newsletter von Hot Yoga Vienna, den ich seit meinem ersten Besuch vor drei Jahren erhalte. „November Challenge – 20 Klassen in 30 Tagen“ stand da. Hm. Anstatt das Mail zu löschen, begann es in meinem Hirn zu rattern. Hm. Das wär doch was. Hm. Soll ich es wagen? Hm. Lange habe ich nicht überlegt: Ja, ich will! Ich brauche Herausforderungen und diese ist genau die richtige zur richtigen Zeit. Back to the roots. Hot Yoga. Weil’s mir mehr Spaß (wie immer man Spaß an dieser Stelle definiert) macht als normales Yoga. Weil die Wärme selbst der unbeweglichsten Frau auf diesem Planeten ein bisschen Geschmeidigkeit verleiht. Und weil es an diesen grauen Tagen einfach angenehm ist, eine Stunde Auszeit bei 30 bis 40 Grad zu nehmen.

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"Tiefer, aber die Knie nicht nach innen fallen lassen.“ Meine erste "Hot Flow“-Stunde im Hot Yoga Vienna und gleichzeitig der Start meiner Challenge - der härtesten in meinem Läuferleben. 20 Klassen in 30 Tagen. Eine echte Herausforderung für mich. Würde man mir sagen 20 Lauftage in 30 Tagen, würde ich nicht mal mit der Wimper zucken bzw. hätte wohl eher das Problem die zehn freien Tage einzuhalten.

Aber zurück zum ersten Flow. Helmut leitet an, sieht meine Defizite und bringt mir sogleich einen Block als Hilfestellung. „Damit gelingt es.“ Und tatsächlich. Es fühlt sich gut an. Entgegen verkrampfter Verrenkungen kann ich mich dieses Mal dabei entspannen. Helmut macht seine Sache so gut, dass ich erstmals das Gefühl habe, dass Yoga auch Spaß machen kann. Er korrigiert, aber jeder geht nur so weit, wie er kann. Ohne Druck. Das ist anders als bei den bisherigen Stunden die ich kenne. Da meinten zwar auch alle Lehrer, jeder geht nur so weit wie er kann, im Endeffekt wurde ich dann doch immer (fast mit Gewalt) derart hingebogen, dass ich oftmals glaubte, ich werde mit einem Plastilin-Manderl verwechselt und sie nicht merken, dass ich eher der Lego-Typ bin. Doch dieses Mal ist es wider Erwarten nicht so. Ich habe mir fest vorgenommen es durchziehen, in der Hoffnung, dass der Funke überspringt, um Yoga auch nach der Challenge in meinen Alltag zu integrieren. Um an meiner Beweglichkeit zu arbeiten. Oder einfach den Ausgleich zu finden, herunterzukommen, dem Duracell-Hasen die Batterie rauszunehmen, abzuschalten. Ohne Laufschuhe.

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Mittlerweile habe ich drei Klassen hinter mir. Ich kann noch nicht viel sagen. Eine Veränderung habe ich jedoch jetzt schon bemerkt. Der wesentlichste Unterschied ist, dass ich mir nicht denke: Nie wieder! Sondern ein bisschen freue ich mich mittlerweile darauf. Meinen Körper einmal anders zu spüren als bei beinharten Intervallen. Einmal nur auf meine Atmung zu achten und nicht auf Herzfrequenz und Pace. Und vor allem einmal zur Ruhe zu kommen. Das ist meine Challenge. Meine Lieblingspose habe ich dafür schon entdeckt: Happy Baby.

Ob ich wirklich dranbleibe? Fortsetzung folgt...

Autorin Natascha Marakovits finden Sie auch auf Instagram.

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