Langes Leid: 28-Jährige lässt sich Uterus entfernen

Symbolbild
Die Regelblutung löste bei einer jungen Britin Monat um Monat eine körperliche und mentale Tortur aus. Bis ihre behandelnden Ärzte ihr schließlich die Gebärmutter entfernten.

Müdigkeit, Erschöpfung, Krämpfe im Unterleib, Reizbarkeit, Kopf- und Rückenschmerzen: Die Bandbreite der Symptome, die Frauen vor dem Einsetzen ihrer Periode erleben, ist groß und vielfältig. Doch für Lucie aus Großbritannien bedeutete die nahende Regel Monat für Monat eine immense Belastung. Sie wurde von physischen und psychischen Beschwerden heimgesucht und verwandelte sich "in einen anderen Menschen", wie es in einem Artikel der BBC über die junge Frau heißt. Jahrelang versuchten Ärzte die Ursache für Lucies Leid zu finden – ohne Erfolg.

Langes Leiden

Vor Beginn der Pubertät führte die Britin aus der Grafschaft Devon ein völlig normales Leben. Im Alter von 13 Jahren änderte sich dies schlagartig. Die extremen Stimmungsschwankungen, die sie unter anderem erlebte, führten dazu, dass sich Lucie immer öfter selbst verletzte. Mit 14 wurde sie aus der Schule genommen und in eine Einrichtung für psychisch kranke Jugendliche verlegt. "Mir wurden eine Posttraumatische Belastungsstörung und eine Zwangsstörung diagnostiziert, auch das Wort 'bipolar' fiel oft", erinnert sich Lucie im Gespräch mit der BBC. Was die Ärzte stets stutzig machte: Der regelmäßige Zyklus in dem Lucies Symptome aufzutreten schienen.

Mit 16 Jahren wurde Lucie schwanger. Nach wenigen Schwangerschaftsmonaten verschwanden ihre Beschwerden: "Ich war glücklich. Ich fühlte mich wirklich gut. Ich fühlte mich psychisch wirklich, wirklich gut, was eine Überraschung war." Der Zustand hielt auch nach der Geburt ihres Sohnes an, doch nachdem Lucie abgestillt hatte und ihre Periode wieder einsetzte, kehrten auch die Symptome zurück.

Die Beschwerden begleiteten Lucie auch in den kommenden Jahren, weshalb sie unter anderem ihr Studium nicht abschließen konnte. Mit 23 wurde Lucie erneut schwanger, und wieder verbesserte sich ihr Zustand. Nach der Geburt ihrer Tochter wurden die Symptome allerdings schlimmer als sie es jemals gewesen waren. Neben Gelenk- und Muskelschmerzen litt sie an einer Überempfindlichkeit auf Geräusche, Gerüche und extremer Erschöpfung. Vergesslichkeit, depressive Verstimmtheit und irrationales, impulsives Verhalten machten einen normalen Alltag unmöglich. Schließlich plagten sie sogar Suizidgedanken.

Zyklische Symptome

Irgendwann begann Lucie die Verbindung zwischen ihrer Periode und dem Auftreten der Beschwerden genauer zu dokumentieren. "Es war sehr klar, was da passierte. Wenige Stunden nachdem die Blutung eingesetzt hatte, ging es mir gut. (...) Ich fühlte mich am besten, wenn ich gerade blutete."

Lange hatte Lucie angenommen, dass hormonelle Veränderungen im Zuge ihres Zyklus die Symptome verschlimmert hätten. Doch mit der Zeit wuchs ihre Gewissheit, dass die Hormone es waren, die die Beschwerden auslösten.

Nach einem medizinischen Spießrutenlauf – Lucie besuchte unzählige Mediziner, bekam noch mehr und andere Medikamente verschrieben, die aber keine Heilung brachten – wurde die Diagnose prämenstruelle dysphorische Störung gestellt. Dabei handelt es sich um eine besonders schwere Form des prämenstruelles Syndroms, kurz PMS. Rund zwei bis fünf Prozent aller Frauen leiden daran.

Ein Jahr nach dieser Diagnose schlug ein Arzt vor, die Östrogenproduktion in ihrem Körper gezielt zu stoppen. In den ersten Behandlungswochen verschlechterte sich Lucies Zustand, doch schlussendlich verschwanden ihre Beschwerden komplett. "Plötzlich veränderte sich alles...alle meine Symptome verschwanden". Jegliche Medikamente, die ihr seit der Pubertät verschrieben wurden, konnte sie absetzen.

Dauerhafte Lösung

Um eine permanente Normalisierung ihres Zustandes zu erwirken, schlug ihr Arzt eine Hysterektomie, die Entfernung der Gebärmutter, vor. Obwohl sich Lucie ursprünglich noch weitere Kinder gewünscht hatte, zog sie den Gedanken in Betracht. Kurze Zeit später begann die Wirkung der Injektionen zur Hemmung der Östrogenproduktion nachzulassen. Sie wurde neu eingestellt, litt jedoch zunehmend an Nebenwirkungen, unter anderem beginnender Osteoporose.

Im Dezember 2016 unterzog sich Lucie schließlich der Operation zur Entfernung ihrer Gebärmutter, im Alter von nur 28 Jahren. Bis kurz von der Operation stellte sie sich immer wieder die Frage, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Bereits ein Jahr nach dem Eingriff zeigte sich, dass sich ihr Mut gelohnt hatte. Bis auf vereinzelte Migräneattacken ist Lucie heute vollkommen gesund. Ihr Leben hat sich nach der Operation von Grund auf verändert: "Ich habe immer noch nicht ganz kapiert, dass es mir jetzt immer so gehen wird."

Mit Blick auf die Vergangenheit übt Lucie vor allem Kritik an ihren Ärzten: "Ich wünschte, sie hätten mehr zugehört, wirklich. Ich wünschte, sie hätten das, was ich gesagte habe, miteinbezogen."

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