Diese Charaktere neigen zur Sucht

Ein neues Suchtpräventionsprogramm setzt bei der Persönlichkeit an.
Alkohol, Zigaretten, Glücksspiel: Die Liste der gängigen Suchtmacher ist lang. Gewisse Persönlichkeitsmerkmale können Abhängigkeiten begünstigen.

Sucht ist nichts Willkürliches, ganz im Gegenteil. Neben der positiven Einstellung zum Konsum von Suchtmitteln, einem suchtmittelkonsumierenden Freundeskreis, schlechten schulischen Leistungen, Isolation in der Familie und Armut, nennt das Institut Suchtprävention der pro mente Oberösterreich auch schlechte Bildungs- und Entwicklungschancen als Risikofaktoren, die zur Suchtentwicklung beitragen können. Als günstige Schutzfaktoren gelten wiederum ein hoher Selbstwert, gute Lern- und Entwicklungschancen, eine ökonomisch und ökologisch intakte Umwelt, positive soziale Beziehungen, familiärer Rückhalt und die Möglichkeit zur aktiven Lebensgestaltung.

Während in der Vergangenheit insbesondere an Schulen bei der Suchtvorbeugung vor allem auf Abschreckung und Verbote gesetzt wurde, stellt ein neues, internationales Präventionsprogramm für Jugendliche die Persönlichkeit in den Fokus. Basierend darauf sollen Teenager zu präventiven Bewältigungsstrategien angeleitet werden, die sie nicht in die Sucht abrutschen lassen.

Persönlichkeit als Teil des großen Ganzen

Um Sucht und vor allem die Suchtentwicklung ganzheitlich zu begreifen und Erklärungsmodelle dafür zu liefern, bedarf es einer komplexen Wahrnehmung des Menschen. Das Modell der Sucht-Trias liefert einen mehrdimensionalen Ansatz, der psychologische, soziale und biologische Entstehungsbedingungen berücksichtigt. "Das bedeutet, dass die Person mit ihren Eigenschaften, ihrem Temperament, ihren Kompetenzen, ihrem Umfeld und die Substanz selbst als verursachende Faktoren miteinbezogen werden", so Ilse Polleichtner vom Institut Suchtprävention.

Neue Wege bei der Prävention

Wie die New York Times berichtet, stellt das Suchtpräventionsprogramm Preventure, das bisher bereits testweise an Schulen in Kanada, Großbritannien, Australien und den Niederlanden implementiert wurde, einen innovativen, persönlichkeitsbezogenen Ansatz ins Zentrum seiner Arbeit.

Dabei stehen vier distinktive Persönlichkeitsmerkmale, die als suchtfördernd gelten, im Fokus: Sensationsgier, Impulsivität, Angstzustände und Verzagtheit. Drei dieser vier Merkmale (Impulsivität, Angstzustände und Verzagtheit) stehen auch im Zusammenhang mit Persönlichkeitsstörungen, die erwiesenermaßen einen Risikofaktor bei der Suchtentwicklung darstellen. Im Falle der Sensationsgier fördert der Wunsch nach intensiven Erfahrungen den Suchteinstieg.

"Ein begünstigendes Persönlichkeitsmerkmal für die Suchtentwicklung ist, dass man mit unangenehmen Gefühlen nicht umgehen kann. Geringe Standfestigkeit und ein nicht sehr differenziertes Selbstkonzept tragen ebenfalls dazu bei", ergänzt Polleichtner. Wer wenig über sich selbst, seine Stärken und Schwächen, Bescheid weiß, sei demnach besonders gefährdet einer Sucht zu verfallen.

Mittels Persönlichkeitstest wird bei Preventure ermittelt, ob ein Teenager aufgrund seiner Persönlichkeit verstärkt suchtgefährdet ist. Einige Monate später werden Schüler mit erhöhtem Risiko in zwei freiwilligen Gruppenworkshops über konkrete Bewältigungsstrategien für emotionale Herausforderungen und alltägliche Hürden, die mit bestimmten Verhaltensmustern in Verbindung stehen, informiert. Die Workshops werden dabei nicht explizit als Suchtpräventionsprogramme ausgewiesen. Den Schülern wird bei der Einladung zum Workshop auch nicht gesagt, warum sie zur Teilnahme ermutigt werden - erst auf Nachfrage wird die Information offengelegt.

Hilfe zur Selbsthilfe

Dieser Ansatz deckt sich auch mit dem Zugang des Institut Suchtprävention. "Wir versuchen Jugendliche in ihrer Persönlichkeit zu stärken, damit sie gut durchs Leben kommen und allen Herausforderungen gewachsen sind. Als Heranwachsende, aber auch im Erwachsenenalter, werden sie immer wieder mit Stress, Frustration und anderen unangenehmen Gefühlen sowie der Verführung konfrontiert sein. Genau dann müssen sie Strategien zur Hand haben, die ihnen einen guten Umgang mit diesen Gefühlen ermöglichen", so Polleichtner, die am Institut Suchtprävention für die Umsetzung des Präventionsprogramms " PLUS" in der Sekundarstufe zuständig ist.

Patricia Conrod, Gründerin von Preventure und Professorin am Institut für Psychiatrie an Universität von Montreal, bestätigt jedenfalls gegenüber der New York Times, dass die freiwillige Teilnahme an den Preventure-Workshops enorm rege sei. Studien belegen die Erfolge des Programmes zudem eindeutig. So konnten übermäßiger Alkoholkonsum (Binge Drinking), häufiger Drogenkonsum und mit Alkohol in Verbindung stehende Probleme an den Testschulen verringert werden. Auch Symptome wie Depressionen, Panikattacken und impulsives Verhalten konnten bei den Schülern reduziert werden.

Weitere Informationen zu Suchtprävention finden Sie hier.

In Österreich gibt es mittlerweile in allen Bundesländern eine Fachstelle für Suchtprävention. Diese bieten unter anderem Präventionsprogramme in Schulen an, nämlich die Programme "eigenständig werden" (1-4 Schulstufe) und "PLUS" (5-8 Schulstufe).

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