Wirbel um Werbeplakat für alternative Verhütung

Ein Plakat in London wirbt für die Kupferspirale.
Ein Plakat, das in der Stadt London für die Spirale als alternative Verhütungsmethode zur Pille wirbt, ruft Kritiker auf den Plan. Der Tenor: Die Gefahren von ungeschütztem Sex würden durch das Poster verharmlost.

Es muss nicht immer die Antibabypille sein. Mit dem Ziel alternative Verhütungsmethoden aufzuzeigen, hat sich die Verwaltung des Londoner Stadtteils Kingston ordentlich Ärger eingebrockt. Auf den pinken Plakaten, die überall im Bezirk aufgezogen wurden, ist folgender Satz zu lesen: "Du hast die Nacht in Clapham (Londoner Stadtteil, Anm. d. Redaktion) verbracht, aber deine Pille in Kingston gelassen. Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um die Spirale in Betracht zu ziehen."

Damit sollen die Vorteile der Kupferspirale aufgezeigt werden. Bei der Kupferspirale handelt es sich um ein mit Kupferdraht umwickeltes Plastikstäbchen, das in die Gebärmutter der Frau eingesetzt wird und dort langfristig der Empfängnisverhütung dient. Es eignet sich, wie die Pille danach, auch als Notfallverhütung. Gegen Geschlechtskrankheiten wie HIV oder Syphilis schützt es nicht.

"Ekelhaft und verwirrend"

Erboste Bürger attestieren der Kampagne eine gefährliche Botschaft. So würden die Poster das Risiko, welches mit ungeschütztem Geschlechtsverkehr verbunden sei, verharmlosen. Die unabhängige Gemeinderätin Mary Clark sagte dem Telegraph zufolge etwa, dass sie zwar "aufgeschlossen" sei, diese Kampagne jedoch "ekelhaft" fände. "Die Botschaft ist komplett verwirrend", so Clark.

Wie Clark dem Telegraph mitteilte, seien die Plakate in Absprache mit der Bezirksvertretung bereits abgenommen worden, ein Sprecher der örtlichen Bezirksvertretung wies dies auf Anfrage der Zeitung hingegen zurück. Die Poster seien nach wie vor öffentlich ausgehängt. "Kingston hat tolle Fortschritte bei der Prävention von Teenagerschwangerschaften gemacht und hat die zweitniedrigste Abtreibungsrate in ganz London", so der Sprecher. Zudem seien in den vergangenen zwölf Monaten über 700 Kupferspiralen in den örtlichen Arztpraxen eingesetzt worden. "Es ist eine verantwortungsvolle öffentliche Kampagne."

Was kann die Kupferspirale?

Die Kupferspirale gehört, ebenso wie das Kupferkettchen, das Kupferbällchen, die Goldspirale oder die Hormonspirale, zur Gruppe der Intrauterinpessare (IUP). Damit werden Medizinprodukte zur Langzeitverhütung bezeichnet, die direkt in die Gebärmutter eingesetzt werden. Grundsätzlich unterscheidet man zwei Gruppen von Intrauterinpessaren: nicht-hormonelle (Kupferspirale, Kupferkettchen, Kupferbällchen, Goldspirale) und hormonelle (Hormonspirale).

Während die Hormonspirale durch die konstante Abgabe von Hormonen in der Gebärmutter die Einnistung der Eizelle bzw. eine Befruchtung verhindert, sorgen bei den nicht-hormonellen Modellen Kupfer- oder Goldionen für die Empfängnisverhütung. Zum einen schränken die Ionen die Beweglichkeit der Spermien ein, sodass eine Befruchtung der Eizelle erschwert wird. Zum anderen wird die Gebärmutterschleimhaut in ihrem Aufbau derart verändert, dass sich die Eizelle selbst im Falle einer Befruchtung nicht einnisten kann.

Der Pearl Index (PI) von nicht-hormonellen IUPs beträgt je nach Modell und Studie zwischen 0,1 und 08, Prozent. Sie zählen damit zu den sehr wirksamen Verhütungsmethoden - nicht zuletzt weil Anwendungsfehler durch die lange Tragedauer praktisch ausgeschlossen werden. Zum Vergleich, die Antibabypille, als nach wie vor beliebtestes Verhütungsmittel, hat im Schnitt einen PI von 0,3.

Hormone zunehmend unbeliebter

In Österreich ist bereits seit geraumer Zeit ein Trend weg von hormoneller und hin zu nicht-hormoneller Verhütung bemerkbar. Nicht zuletzt aufgrund negativer Berichterstattung über die Antibabypille (erhöhtes Thromboserisiko, möglicher Libidoverlust, etc.), sehen immer mehr Frauen von der Einnahme von Hormonen ab. Obwohl die Steigerung des Thromboserisikos bei gesunden Menschen Experten zufolge im Promillebereich liegt und nur bei Personen mit genetischer Vorbelastung und/oder entsprechenden Begleitfaktoren (Rauchen, Übergewicht, etc.) bedenklich ist, wächst die Abneigung gegen diese Form der Empfängnisverhütung.

Dies geht unter anderem aus dem Österreichischen Verhütungsreport (2015) hervor. So wenden mittlerweile 15 Prozent der Frauen, die selbst verhüten, nicht-hormonelle Methoden an. 61 Prozent dieser Frauen vermeiden Hormone wegen befürchteter negativer Nebenwirkungen – das entspricht 5,3 Prozent der gesamten weiblichen Bevölkerung. Hinzu kommen jene Frauen (7,4 Prozent), die aus demselben Grund gar nicht verhüten. Die Hälfte der Frauen, die hormonelle Methoden ablehnen, sind dem Verhütungsreport zufolge der Überzeugung, dass Hormone nicht gesund sind. Negative Berichte anderer oder schlechte Eigenerfahrungen spielen hierbei die größte Rolle.

Das beliebteste Verhütungsmittel ist der Erhebung zufolge nach wie vor die Pille. 38 Prozent der Frauen vermeiden damit eine Schwangerschaft. Mit der Hormonspirale beugen acht Prozent einer ungewollten Schwangerschaft vor. Auf Platz drei landet die Dreimonatsspritze.

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