Ist die Kälte schuld an Erkältungen?

Kalte Temperaturen erhöhen das Herzinfarktrisiko
Der deutsche Arzt, Wissenschaftsjournalist und Sachbuchautor Werner Bartens erklärt der Süddeutschen Zeitung im Video-Interview, was Kälte und Erkältung miteinander zu tun haben.

Alle Jahre wieder hat uns die Grippewelle im Herbst und Winter fest im Griff. Kollegen, Familienmitglieder und Freunde schnupfen und husten was das Zeug hält, früher oder später erwischt es dann auch einen selbst.

Bevor man sich auf die Suche nach den Ursachen der Erkrankungen machen, gilt es den grippalen Infekt von der Grippe zu unterscheiden. Letztere verläuft meist sehr schwer, wird von Fieber begleitet und setzt den Betroffenen bis zu zwei Wochen außer Gefecht. Bettruhe ist hier Pflicht. Auch ein grippaler Infekt kann unangenehm sein und mit klassischen Erkältungssymptomen einhergehen. Dennoch verläuft diese Krankheitsform meist milder und man ist nach ein paar Tagen in der Regel wieder fit.

Kälte trägt keine Schuld

Doch warum treten diese Krankheitsbilder im Winter häufiger auf als im Sommer? Das ist Dr. Werner Bartens zufolge vor allem auf das Verhalten der Menschen zurückzuführen. Die niedrigen Temperaturen spielen hingegen eine eher untergeordnete Rolle. "Wenn ein gesunder Mensch einsam und allein am Nordpol unterwegs ist, dann würde er sich wohl etliche Gliedmaßen abfrieren, eine Erkältung würde er wohl aber nicht bekommen", so Bartens. Man müsste dem Mediziner zufolge schon sehr lange in der Kälte stehen, um nur dadurch krank zu werden.

Grund des Übels sind hingegen schlecht gelüftete, stickige Räumlichkeiten, in denen sich der Mensch in der kalten Jahreszeit aufhalten muss. Ganz generell ist man häufiger mit anderen Menschen in geschlossenen Räumen. Dort ist die Ansteckungsgefahr am größten. Auch ein Faktor: In trockener, kühler Luft fühlen sich die typischen Erkältungsviren wohler als in warmer, feuchter Luft.

Neben der klassischen Grippe, also quasi der Wintergrippe, gibt es übrigens auch die Sommergrippe. Die landläufig unter diesem Begriff bekannte Erkrankung wird in der Regel durch eine Infektion mit Entero-, Coxsackie- und Echoviren hervorgerufen. Diese Erreger sind an warme Temperaturen angepasst, unempfindlich gegen UV-Licht und Austrocknung und können sich im Sommer hervorragend vermehren. Während die Sommergrippe recht mild verläuft und nach ein bis drei Tagen meist vollständig abklingt, setzt einen der Influenzavirus meist recht plötzlich und für bis zu zwei Wochen außer Gefecht. Alle Infos dazu finden Sie hier.

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