Nachdenken über Weihnachten

Die frohe Botschaft muss jeder für sich vernehmen. Die nötige Zeit dafür können wir uns jetzt nehmen.

Es ist ja tröstlich, dass der politische Diskurs in anderen Ländern oft auch so schlicht abläuft wie bei uns. Da meldet sich die deutsche Familienministerin Kristina Schröder zu Wort und verkündet, rechtzeitig vor Weihnachten, sie sage lieber „das liebe Gott“ als „der liebe Gott“.

Nun ist vom Wirken der Politikerin Schröder noch nicht sehr viel überliefert, als Hobby-Theologin aber machte sie Furore. Parteien und Kirchen meldeten sich zu Wort, zu Gott hat man schnell einmal eine Meinung. Sofort beginnt eine Debatte, frei nach dem Motto: „Es heißt glauben und nicht wissen.“ Gerade in diesen Tagen, wo jeder von uns die Zeit finden sollte, um über seinen persönlichen Zugang zu den unerklärlichen Dingen nachzudenken, wird auch Gott durch die Medienmaschine gedreht.

Das große Glück

Dafür kommt eine wahre Frohbotschaft aus Alcalá de Henares. Ein großer Teil der Weihnachtslotterie, bei der 2,5 Milliarden Euro ausgespielt wurden, ging an Pensionisten und Arbeitslose der spanischen Kleinstadt. Allerdings hat der Psychologe Philipp Brickmann bereits 1978 in einer Studie herausgefunden, dass Lottogewinner 18 Monate nach der freudigen Nachricht keineswegs glücklicher waren als diejenigen, die Nieten gekauft hatten. Der französische Denker Montesquieu hat schon im 18. Jahrhundert erkannt, dass sich die Menschen schwer tun, Zufriedenheit aus ihrem eigenen Leben zu ziehen. „Man will nicht nur glücklich sein“, schrieb er, „sondern auch glücklicher als die anderen. Und das ist deshalb so schwierig, weil wir die anderen für glücklicher halten, als sie sind.“

Die wahre Zufriedenheit

Dabei kann persönliche Zufriedenheit letztlich jeder nur in sich selbst finden. Nur die Wertschätzung des eigenen Lebens kann glücklich machen, nicht das Unglück des anderen. Das können wir von den Kindern lernen, wie auch Bischof Kapellari im KURIER-Interview sagt. Weihnachten ist ein Fest der Kinder und für Erwachsene eine Chance, darüber nachzudenken, wie man selbst als Kind war.

Freilich ist es heute schwieriger, frohe Botschaften zu vernehmen, wo wir täglich Unrecht und Ungerechtigkeit erleben oder in den Medien erfahren. Und gerade eine Gesellschaft, die christliche Werte wie Nächstenliebe ernst nehmen will, darf Unrecht nicht akzeptieren. Aber es soll niemand in der Illusion leben, dass der Staat oder öffentliche Institutionen persönliches Glück organisieren können. Sie können nur die Grundlagen dafür schaffen.

In diesem Sinn wünsche ich im Namen der KURIER-Mitarbeiter allen Leserinnen und Lesern genügend Zeit und Ruhe, um ein besinnliches Weihnachtsfest zu feiern.

Kommentare