Christbaumschmuck aus Schoko ist typisch österreichisch

Die Aluminium-Folie für die Papageien stammt aus den 70ern.
Die Tradition, Schokolade in buntem Aluminium auf den Christbaum zu hängen, gibt es nur in Österreich und Deutschland.

Im Zuckerlgeschäft von Michaela Dürnberger in der Wiener Neubaugasse, das zu den ältesten Wiens zählt, scheint die Zeit stehen geblieben zu sein: Goldene Nüsse, rote Stiefel, bunte Vogerl – die Kunden lieben das funkelnde Christbaumstück, essbaren Weihnachtsschmuck aus Schokolade, der in bunt bedruckte Aluminiumfolien verpackt ist. "Die Anhänger sind nie aus der Mode gekommen. Unsere Kunden suchen nostalgische Figuren oder wollen nur einzelne Anhänger, denn im Supermarkt muss man eine ganze Packung kaufen."

Zuerst hangen Kekse auf dem Baum

Christbaumschmuck aus Schoko ist typisch österreichisch
Naschereien am Christbaum sind ein deutsch-österreichischer Brauch. Zunächst stand der ungeschmückte Baum im Freien, im 16. Jahrhundert fand er schließlich seinen Platz im Haus. "Im Elsass behängten ihn die Menschen mit Naschzeug und Puppen. Die Kinder konnten ihn abblümeln, also abräumen", wie Dagmar Butterweck vom Volkskunde Museum Wien weiß.
Christbaumschmuck aus Schoko ist typisch österreichisch
Mit der evangelischen Tradition des Christbaums kamen Weihnachtskekse und Christbaumschmuck nach Österreich: Prinzessin Henriette von Nassau-Weilburg (1797-1829), die evangelische Ehefrau von Erzherzog Karl, brachte aus ihrer Heimat das traditionelle Weihnachtsgebäck mit, die von Hand geformten oder ausgestochenen Stücke wurden nun auf den Lichterbaum gehängt. Butterweck: "Erzherzog Johann hatte damit gar keine Freude, das weiß man aus seinem Tagebuch: zu hell, zu heiß, zu viele Geschenke für die Kinder und er hat sein "Kripperl" vermisst."

Goldene Krokodile und blaue Skarabäen

Christbaumschmuck aus Schoko ist typisch österreichisch
In den abgeschiedenen Gebieten Österreichs übernahm das Bürgertum erst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts den Christbaum. Wo man es sich leisten konnte, war er mit Naschereien geschmückt. Die Traditionsfirma Manner produziert seit 1891 Weihnachtsbehang. Heute gibt es Sterne, Herzen und Geschenksspackerl, im Jahr 1913 gab es silbernes Werkeug, goldene Krokodile und blaue Skarabäen.
Christbaumschmuck aus Schoko ist typisch österreichisch
honorarfrei für Print und Online bei Berichterstattung über Karl Kammerer KG
Wiens letzter Lebzelter,Karl Kammerer, stellt in seiner Manufaktur seit den 50ern Christbaumschmuck her und beliefert Zuckerlgeschäft wie jenes von Dürnberger: "Wir verwenden Aluminium, das noch in den 70ern hergestellt wurde. Jedes Jahr verbrauchen wir ein bis zwei Motive, die es so nie wieder geben wird. Anfangs haben wir auch Zuckerl in Seidenpapier eingewickelt, aber die hat niemand gekauft."

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