Bandidos

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Können Sie sich vorstellen, dass ein Bundeskanzler, gleichgültig, ob er Faymann, Gusenbauer oder Schüssel heißt, die Fußballrichter der FIFA öffentlich ein „Pack faschistischer Hurensöhne“ nennt, weil die Österreichs besten WM-Spieler gesperrt haben? Nein. Weil Österreich seit 1998 ohnehin bei keiner WM mehr dabei ist. Abermals nein, weil David Alaba einen Gegenspieler niemals beißen würde. Und erst recht nein, weil hierzulande – zumindest nach außen hin – doch ein bisserl mehr die Diplomatie dominiert und der Sport generell keinen so hohen Stellenwert hat, um sich dermaßen aus dem Fenster zu lehnen.

In Südamerika ist das anders. Dort wurde der bissige Luis Suárez vom (Wiederholungs-) Täter zum Märtyrer. Dort hat Uruguays Staatschef José Mujica vor Mikrofonen Dinge gebrüllt, die für zig Ehrenbeleidigungsklagen reichen. Und dort gibt der populärste Argentinier dem obersten Uruguayer recht. Diego Maradona rennt täglich in seiner TV-Show „De Zurda“ verbal Amok. So bezeichnet er Pelé und Franz Beckenbauer als zwei Idioten, die aus dem Museum kommen, um Blödsinn zu sagen.
Mag sein, dass manches in der Übersetzung aus dem Spanischen zu radikal rüberkommt. Kann aber auch sein, dass Diego bei einem Doping- oder Drogentest heute genauso durchfallen würde wie 1994 bei der WM-Endrunde in den USA.

In Wahrheit wird jede WM von Skandalen und Gerüchten begleitet. Das war schon 1978 so, als das 6:0 von Gastgeber Argentinien über Peru ein von rechten Diktatoren beschlossener Betrug gewesen sein soll. Das wiederholte sich 1982 (zum Schaden von Algerien) mit dem Nichtangriffspakt zwischen Deutschland und Österreich in Gijón. Und vor 13 Tagen soll am Amazonas das 4:0 von Kroatien gegen Kamerun von der Wettmafia manipuliert worden sein. Soll. Normalerweise braucht eine Mannschaft mit Ausnahmekönnern wie Luka Modric (Real Madrid), Ivan Rakitic (künftig FC Barcelona) und Mario Mandzukic (FC Bayerns bester Schütze) keine fremde Hilfe.

Normalerweise würden wir von einem ÖFB-Teamchef, hätte der ähnliche Kaliber in seinem Kader, ein österreichisches WM-Vordringen bis unter die letzten vier verlangen. Normalerweise müssten somit die Kroaten, wären sie nicht beim Eröffnungsspiel gegen Brasilien benachteiligt worden, zumindest noch im Achtelfinale und nicht (wie die Kameruner) schon auf Urlaub sein. Aber was ist schon normal in der vom Geld verdorbenen Fußballwelt?

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