Eine Kugel rollt um den Erdball

Mit Liebe zum Detail: Pakistanische Frauen stellen den WM-Ball Brazuca her.
Der WM-Ball wurde von Deutschen kreiert, in Pakistan erzeugt und in Brasilien getauft.

Gestatten, Brazuca. Ich bin der WM-Ball und werde am Donnerstag zum ersten Mal so richtig getreten. Von Brasilianern und von Kroaten. Die Kugel rollt.

Seit nunmehr fast drei Jahren wird der Ball durch die ganze Welt geschleppt, und er hat die Testphase mit Bravour bestanden. Klar, sonst hätte er sich auch nicht für die WM qualifiziert.

Präsentiert wurde das Rund bei einer Gala-Präsentation am 3. Dezember in Rio. Es war quasi die Taufe des Balles. Jedes Kind, das am Vorstellungstag (3. Dezember 2013) in Brasilien geboren wurde, erhielt einen Brazuca als Geschenk.

Freilich, man haut keinen Ball ins fußballerische Weltgeschehen, ohne sich etwas dabei gedacht zu haben. Der Ball könnte ja auch Wilfried, Renate, Opern-Ball oder Prohaska heißen. Nein, freilich gab es Beweggründe, den Ball des deutschen Sportartikelherstellers adidas so zu taufen.

Brazuca steht frei übersetzt (natürlich aus dem Portugiesischen, der Amtssprache Brasiliens) für Emotionen, Stolz und Herzlichkeit.

Bedeutung

Freilich versteht das keiner, wenn er es nicht unbedingt liest (auch wenn "Bra" schon ein bisserl an Brasilien erinnert). So wie auch der südafrikanische Vorgänger Jabulani (bedeutet in der Zulu-Sprache "sich freuen", hätten Sie es noch gewusst?). Dass diese Bedeutung international nicht verstanden wird, hat aber ohnehin sekundäre Bedeutung. Dieser Trend geht aus einer sprachwissenschaftlichen Auswertung der Düsseldorfer Namensagentur Nomen International hervor, die die Bezeichnungen aller WM-Bälle seit 1950 verglichen hat. Der Brazuca wirke eben schon durch seine exotische Anmutung. "Es geht darum, ein positives Lebensgefühl zu vermitteln", sagt Nomen-Geschäftsführerin Sybille Kircher. "So wird der Name zum Markenzeichen des Ausrichterlandes."

Herkunft

Freilich mussten auch geschickte Arbeiter und vor allem Arbeiterinnen mithelfen, damit die Kicker ein leiwandes Leben haben. Hergestellt wird die Hightech-Pille in Pakistan – einem Land, in dem dem Fußball ungefähr soviel Bedeutung beigemessen wird wie dem alpinen Riesentorlauf der Damen. Dass aber die geringeren Produktionskosten, sprich vor allem die Löhne für diesen Herstellungsort den Ausschlag geben, ist allerdings nicht nur Wirtschaftsprofessoren einleuchtend.

Natürlich wurde Brazuca auch getestet, öfter als jeder andere Ball von adidas. Und das ging so: 3500 Mal knallte ihn eine Maschine gegen eine Metallplatte, danach musste das aus sechs Stücken gefertigte Spielgerät noch immer in Topform sein. Wasser darf der Ball auch nur minimal aufnehmen, aus zwei Metern Höhe darf er zudem nur maximal 1,55 Meter hoch zurückspringen.

Brazuca ist mittlerweile ein Star – schon vor dem ersten Anpfiff um 22.00 Uhr (MESZ). Auf twitter (@brazuca) hat er bereits viele Fans. Bereits 269.000 Menschen haben die Kugel lieb gewonnen.

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