Niederlande gewinnen Viertelfinal-Krimi
In Spanien ist Keylor Navas längst ein Star. Bei UD Levante, dem Klub des Österreichers Andreas Ivanschitz, überzeugte der Costaricaner vergangene Saison mit so tollen Paraden, dass er zum besten Torhüter der Primera División gewählt wurde.
Nun brillierte der 27-Jährige bei der WM in Brasilien. Auch im letzten Viertelfinale gegen die Niederlande bewies Navas seine Klasse. Mit einem exzellenten Stellungsspiel, mit tollen Reflexen und einer unmenschlichen Ruhe brachte er die Spieler des großen Favoriten zur Verzweiflung.
Costa Ricas Teamchef Jorge Luis Pinto weiß natürlich ganz genau, welchen Klassemann er im Tor stehen hat. Der Kolumbianer setzte auf eine strikte Defensivtaktik. Die Ticos machten in der eigenen Hälfte die Räume eng, ließen die Niederländer fast nicht ins gefährliche letzte Drittel kommen. Und wenn das in der ersten Hälfte einmal gelang, dann hatte man ja einen Klassemann im Tor.
Navas war dann zur Stelle, wenn er zur Stelle sein musste. Etwa bei einem Schuss von Robin van Persie (22.). Bei einem Versuch von Memphis Depay (29.). Oder bei einem Freistoß von Wesley Sneijder (39.).
Die drei Chancen sollten die Höhepunkte einer sonst langweiligen ersten Hälfte bleiben: So gut Costa Rica auch verteidigte, so schwach war ihr Offensivspiel. Einzig bei Freistößen von Christian Bolaños deutete das WM-Überraschungsteam so etwas wie Torgefährlichkeit an.
Keine Genieblitze
Je länger die Partie dauerte, desto ratloser wirkten die Niederländer. Es kamen auch keine Impulse von der Ersatzbank. Bondscoach Louis van Gaal schien sich irgendwie darauf zu verlassen, dass einen seiner beiden Offensivstars Arjen Robben und Robin van Persie ein Genieblitz treffen würde. Doch er wartete darauf 75 zähe Minuten vergeblich. Erst dann brachte Van Gaal mit Jeremain Lens für Memphis Depay eine neue Offensivkraft.
Und die Niederländer wurden gleich gefährlicher. In der 81. Minute wäre Navas erstmals geschlagen gewesen, doch die Stange rettete für Costa Ricas Keeper bei einem Sneijder-Freistoß.
Das Spiel in Bildern
Die erste aufregende Szene nach der Pause war der Startschuss für eine niederländische Schlussoffensive. Mit der letzten Aktion wäre das Spiel fast entschieden gewesen. Doch den Niederländern fehlte das Glück, das sie im Achtelfinale gegen Mexiko hatten, als sie in der Schlussphase einen 0:1-Rückstand in einen 2:1-Sieg verwandeln konnten.
Zunächst konnte Navas einen Freistoß von Sneijder abwehren, kurz danach kam der Ball zu Van Persie. Dessen Schuss wehrte Yeltsin Tejeda auf der Linie mit Hilfe der Latte ab. Dann war Schluss.
Das letzte Viertelfinale der WM ging als erstes in die Verlängerung. Wieder war Navas zur Stelle: Dieses Mal wehrte er einen Kopfball von Ron Vlaar ab (94.). Langsam schienen die Niederländer am Keeper Costa Ricas zu verzweifeln.
In der zweiten Hälfte der Verlängerung wurde die Partie plötzlich spektakulär. Zunächst vergab Marcos Ureña die erste und einzige Chance des Außenseiters (117.), zwei Minuten später rettete Costa Rica bei einem Sneijder-Schuss erneut die Latte.
Es ging ins finale Elfmeterschießen. Für dieses brachte Van Gaal mit Tim Kruul einen neuen Keeper. Und der wehrte auch Elfmeter von Bryan Ruiz und Michael Umaña ab. Das sollte zum Einzug ins Semifinale reichen, weil alle Niederländer nun endlich Navas bezwingen konnten.
/**/Salvador, Arena Fonte Nova, 50.000, SR Irmatow (UZB)
Elfmeterschießen:
0:1 Borges trifft
1:1 Van Persie trifft
1:1 Ruiz vergibt (gehalten)
2:1 Robben trifft
2:2 Gonzalez trifft
3:2 Sneijder trifft
3:3 Bolanos trifft
4:3 Kuyt trifft
4:3 Umana vergibt (gehalten)
Niederlande: Cillessen (121. Krul) - De Vrij, Vlaar, Martins Indi (106. Huntelaar) - Kuyt, Wijnaldum, Sneijder, Blind - Robben, Van Persie, Depay (76. Lens)
Costa Rica: Navas - Gamboa (79. Myrie), Acosta, Gonzalez, Umana, Junior Diaz - Tejeda (97. Cubero), Borges - Campbell (66. Urena), Ruiz, Bolanos
Gelbe Karten: Martins Indi, Huntelaar bzw. Junior Diaz, Umana, Gonzalez (im nächsten Spiel gesperrt), Acosta
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