Deschamps bremst die französische Euphorie

Hartes Match: Zuerst traf es Sagna, dann teile Kollege Sakho aus.
Das 0:0 gegen Ecuador erfreute lediglich Frankreichs Teamchef.

Auch ein 0:0 gegen Ecuador kann entzücken. Der maue Auftritt zum Vorrunden-Ende kam Didier Deschamps gerade recht: Nach den ersten Titel-Träumen holte Frankreichs Trainer die Fans zurück in die Realität. "Manche haben gedacht, dass wir die Könige der Welt sind, aber vergesst nicht, dass andere auch Qualitäten haben", warnt Deschamps vor dem Achtelfinale am Montag gegen Nigeria.

"Wir wollen unsere Dynamik aufrechterhalten, aber wir haben noch nichts erreicht", sagte Deschamps, in der Hoffnung, die überbordende Euphorie um sein Team einfangen zu können. Frankreichs Präsident François Hollande ließ sich davon nicht beeindrucken und twitterte Glückwunsche an die Mannschaft.

In Frankreich wird schon gerechnet, wer auf dem Weg im Finale noch im Weg stehen könnte. "Lasst uns doch jedes Spiel nacheinander angehen", flehte Deschamps. "Nigeria ist ein solides und schnelles Team, deshalb wird das sehr hart."

Vor allem, wenn die Aussetzer von zwei Säulen seiner Mannschaft Konsequenzen nach sich ziehen sollten. In der Anfangsphase donnerte Innenverteidiger Mamadou Sakho seinem Gegenspieler Minto den Ellenbogen ins Gesicht, gegen Ende leistete sich Stürmer Olivier Giroud ein ähnliches, wenn auch weniger brutales Vergehen gegen Achilier. "Wenn sie denken, dass ich eine Strafe verdiene, sollen sie ihre Entscheidung treffen. Ich respektiere immer den Gegner", sagte Sakho über potenzielle FIFA-Ermittlungen und überraschte mit einer eigenwilligen Interpretation: "Ich wollte mich schützen."

Zurück ins Maracanã

1998 war Frankreich, beflügelt von drei Vorrundensiegen, zum WM-Titel gestürmt. "Wenn wir nicht daran glauben, Weltmeister zu werden, können wir auch gleich aufhören. Natürlich glauben wir daran", formulierte Morgan Schneiderlein nach dem erst zweiten Länderspiel forsch. Auch Blaise Matuidi äußerte die Hoffnung, "dass wir ins Maracanã zurückkehren" – und zwar im Finale.

Die Entscheidung in Gruppe E in Bildern

Das Achtelfinale naht, die letzten Gruppenspiele hatten es in sich – auch für die Schiedsrichter. Die Partie Ecuador gegen Frankreich am Mittwochabend war so eine knifflige.

Die Südamerikaner fühlen sich benachteiligt, weil Schiedsrichter Noumandiez Doue von der Elfenbeinküste in der siebenten Minute den Ellbogenschlag des Franzosen Sakho übersehen hatte. Eine klare Tätlichkeit, Frankreich hätte also schon früh zu zehnt spielen müssen. Sakho hätte sich zumindest eine nachträgliche Sperre redlich verdient, genau wie das Vampir Luis Suárez. Die FIFA kann handeln, weil beide Vergehen nicht im Blickfeld des Schiedsrichters passiert sind. Über den Ausschluss von Antonio Valencia brauchen sich die Ecuadorianer aber nicht zu beschweren. Wer mit aufgestelltem Fuß und gestrecktem Bein so in einen Zweikampf geht, der riskiert die Gesundheit des Gegenspielers und muss die Konsequenzen tragen, selbst wenn er dabei kurz den Ball spielt.

Wer genau hingesehen hat, dem wird aufgefallen sein, dass der Schiedsrichter in dieser Situation lange mit seiner Entscheidung gewartet und erst Rot gezeigt hat, nachdem er die Wunde am Bein des Franzosen gesehen hat. Das ist zwar raffiniert aus Sicht des Unparteiischen, der es ja schwer hat, wenn er in Sekundenbruchteilen entscheiden muss. Aber dennoch sollte immer die Absicht und nicht die Wirkung bestraft werden – so wie es das Regelwerk auch vorsieht.

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