Warum Howard Webb noch besser als Pierluigi Collina ist

Howard Webb

Glatze Gnadenlos" nannten sie Pierluigi Collina. Durch sein unbehaartes Haupt, seine großen rollenden Augen und seine erbarmungslose Konsequenz auf dem Spielfeld hat mein alter Freund aus Italien erreicht, was zumindest bis heute keinem von uns gelungen ist. Die Wahrscheinlichkeit, als Schiri Popularität zu erlangen, ist in etwa so hoch wie in der Sahara auf einen Eisberg zu stoßen. Aber irgendwie hat er’s geschafft der Luigi.

Respekt.

Er hat auch große Spiele gepfiffen. Unvergesslich das Finale der Champions League 1999 zwischen den Bayern und Manchester United oder das WM-Finale zwischen Brasilien und Deutschland 2002 in Tokio. Der Oli Kahn müsste ihn eigentlich verfluchen.

Was aber weder der Luigi noch irgend ein anderer bisher geschafft hat, könnte Howard Webb gelingen. Nämlich als erster Schiedsrichter überhaupt zwei WM-Finali zu pfeifen.

Wir erinnern uns: Webb hat’s 2010 geduldet, dass die Holländer den Spaniern die Schneid’ abkauften. De Jong hätte Rot sehen müssen nach dem Kung-Fu-Tritt gegen Xabi Alonso und Van Bommel auch nach seinem brutalen Foul an Iniesta.

Und das weiß der Howard auch. Und er weiß auch, dass er Glück hatte. Wären nämlich die Niederländer mit dieser Spielweise Weltmeister geworden, viele Fans auf der Fußball-Welt hätten es dem Engländer nicht verziehen.

Wahre Größe

Was den Howard aber auszeichnet, ist seine Reaktion auf das – aus seiner Sicht – verlorene Finale. Er stand 2010, nachdem er kurz zuvor schon das Champions-League-Finale pfeifen durfte, auf dem Schiedsrichter-Olymp. Alles erreicht? Nichts geht mehr?

Von wegen!

Der Howard wollte noch mehr. Er wollte noch besser werden. Den Ruf, übertriebene Härte zu dulden, nicht auf sich sitzen lassen. Und obwohl er auch heute noch mehr laufen lässt als viele andere, so hat er dennoch seinen Stil verändert und sich weiterentwickelt, nachdem er schon ganz oben war. Wahre Größe nenn’ ich das. Der Luigi ist in den letzten Jahren seiner Karriere ein bisserl stolziert über den Platz.

Und der Howard? Erst zuletzt hat er sich mit einer Glanzleistung im Achtelfinale Brasilien – Chile wieder ausgezeichnet. Ob ihm die FIFA ein zweites WM-Finale gönnt? Irgendjemand wird aus Neid oder sportpolitischen Gründen etwas dagegen haben. Ich würd’s ihm jedenfalls wünschen.

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