"27 Prozent tippen auf Brasiliens Titel"

Philip Newald: "27 Prozent unserer Kunden tippen auf Brasilien als Weltmeister."
tipp3-Boss Philip Newald über die WM, Ereigniswetten und den Fall Taboga.

KURIER: Wie veränderte sich der Wettmarkt durch das Internet?
Philip Newald: Es gibt unterschiedliche Wettkunden: Der eine holt sich Informationen aus der Zeitung, geht zu seiner persönlichen Annahmestelle und schätzt den Austausch mit dem Trafikanten – das hat Tradition und braucht Zeit. Andere sind impulsgetrieben, wollen sofort auf tipp3.at online wetten. Das passt auch zu den späten Beginnzeiten bei der WM gut. tipp3 deckt mit 3500 gut geschulten Annahmestellen und einem neuen Mobile-Online-Angebot beides ab: Wir bieten die dichteste Möglichkeit in Österreich, eine Wette abzugeben.

Großereignisse können den Buchmachern den Extra-Umsatz eines Monats bringen. Steigen die Gewinne auch so stark?
Nein. Der Wetteinsatz steigert sich um rund 15 Prozent pro Wette. Für die Buchmacher ist es dennoch schwer, ein ausgeglichenes Buch zu schaffen. Weil der Restsport fast eingestellt wird. Und weil bei einer WM traditionell wenig Überraschungen passieren, ist der Kunde oft der wahre Wett- Weltmeister.

Worauf tippen die Österreicher am liebsten?
Natürlich auf die einzelnen Spiele, 1-x-2. 27 Prozent unserer Kunden tippen auf Brasilien als Weltmeister. Gut geht auch die Wette auf den Torschützenkönig. Überraschend weit vorne liegt hier bei einer attraktiven Quote (30-faches Geld) Van Persie.

Kann man noch neue Wettformen anbieten?
Nein. 80 Prozente laufen auf klassische 1-x-2-Ergebniswetten. Das ist wie bei einer Speisekarte: Das große Angebot wird geschätzt, genommen wird aber meistens das bekannte. Ob es in Brasilien regnet oder nicht, wird bei tipp3 nicht angeboten. Das ist – wie die Wette auf den Ankick – für uns auch keine Sportwette, sondern eine Art der Ereigniswette, wie sie die Mitglieder des Buchmacher-Verbandes in Absprache mit den zuständigen Ministerien nicht mehr anbieten wollen.

Welche großen Anbieter sind derzeit nicht beim Buchmacher-Verband Mitglied?
Die großen Online-Buchmacher: bwin, betathome und auch tipico.

Sie unterstützen den Sechs-Punkte-Plan von Minister Gerald Klug gegen Wettbetrug. Wie sehen Sie die Fälle Taboga und Kuljic?
Es war ein notwendiges, reinigendes Gewitter. Durch das Taboga-Geständnis öffneten sich die Pforten so weit, dass sich endlich alle Beteiligten auf einen guten Weg einigen konnten. In diesem Kampf ist Österreich tatsächlich weiter als alle vergleichbaren Länder. Wir haben uns hier aktiv eingebracht. Eines darf man dabei aber nicht vergessen.

Und zwar?

Wer eine Manipulation begangen hat, sollte nie wieder im Fußball eine Chance bekommen. Es geht bei Dominique Taboga aber auch um einen Menschen, der auf seinem Weg zurück in das "normale" Leben begleitet werden soll. Vor dem Fall Taboga wussten manche Beteiligte ja gar nicht, was sie anrichten.

Wie meinen Sie das?
Einen Buchmacher zu schnalzen galt als Kavaliersdelikt – ist aber ein schwerer Betrug. Denken Sie nur an den Film "Der Clou". Alle lieben darin den Hauptdarsteller Robert Redford, obwohl er eine Manipulation begeht.

Kommentare