Für Frankreichs Team ist Träumen wieder erlaubt

Die Franzosen haben ihr Nationalteam wieder ins Herz geschlossen.
Auch ohne Superstar Ribery will die Équipe Tricolore die Blamage von Südafrika vergessen machen.

Als Frankreichs Fußball-Nationalteam am späten Montagabend in Brasilien sein WM-Quartier bezog, erschien in der Heimat die druckfrische L'Equipe: "Träumen ist erlaubt", war in der Nacht zum Dienstag groß auf Seite eins der Sportzeitung zu lesen. Die Schlagzeile spiegelt nicht nur die allgemeine Stimmung wider. Sie zitiert auch den ungewöhnlich optimistischen Teamchef Didier Deschamps.

Fünf Tage vor dem WM-Debüt gegen Honduras schwebt Frankreich auf Wolke sieben. An den Ausfall von Weltstar Franck Ribery, der wegen chronischer Rückenschmerzen aus dem Kader gestrichen wurde, denkt kaum noch jemand. Als Deschamps bei der Pressekonferenz nach dem 8:0-Torfestival im Testspiel gegen Jamaika einen Journalisten am Sonntagabend in Lille mitten in der Frage mit den Worten "Ach, immer noch ..." unterbrach, als er "Ribery" hörte, machte der Coach klar, dass das Thema ad acta gelegt werden soll.

Vier Jahre nach dem WM-Fiasko von Südafrika, als der Vizeweltmeister von 2006 inmitten vieler Querelen bereits in der Gruppenphase ausschied, demonstrieren die mehrheitlich jungen Profis offen Zuversicht und Selbstvertrauen, aber auch Demut und Seriosität. "Wir sind bereit, wir haben seine sehr gute Vorbereitung gemacht, drei Wochen seriös gearbeitet", sagte etwa Mittelfeldmotor Blaise Matuidi.

Ersatzkapitän Mamadou Sakho sprach von einem "fast perfekten Spiel" gegen Jamaika. Stürmer Karim Benzema, der nach dem Ausfall Riberys mehr Verantwortung übernehmen soll, postete auf Twitter ein Foto, bei dem er im Flieger die Finger zum Siegeszeichen spreizt.

Spaß

Auch die Medien daheim sind überzeugt: Diesmal wird es ganz anders kommen als in Südafrika. Ex-Teamspieler Bixente Lizarazu schrieb in L'Equipe, dass die gegen Jamaika getestete Doppelspitze mit Real-Madrid-Torjäger Benzema und Arsenal-Profi Olivier Giroud bei der WM gut funktionieren könne. In einem Video der Zeitung Le Parisien hieß es, es mache einfach Spaß, diesem Team zuzuschauen und dass es das Publikum wieder erobert habe: "Anders als 2010 lieben wir diese französische Mannschaft. Das ist schon ein erster Sieg."

Den berüchtigten Trainingsstreik von 2010 in Knysna haben die Franzosen aber immer noch nicht vergessen. In Brasilien, wo neben Honduras die weiteren Gruppe-E-Gegner Schweiz und Ecuador heißen, soll aber ein für alle Mal der nationale Stolz der "Grande Nation" wiederhergestellt werden. Disziplinfanatiker Deschamps hat außerhalb des Feldes die Voraussetzungen geschaffen. Der Weltmeister von 1998 will es dem Brasilianer Mario Zagallo und Franz Beckenbauer möglichst nachmachen und als Dritter sowohl als Spieler als auch als Trainer den wichtigsten Titel im Weltsport holen.

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