Der oberste Fan Carlos Valderrama
Er ist ein bisschen kräftiger geworden, aber der Schnurrbart ist noch genauso breit wie damals, und zum Friseur muss er immer noch nicht gehen, er hat ja zwei Finger und eine Steckdose. Um das rechte Handgelenk windet sich eine Batterie von Freundschaftsbändern, auf die selbst Wolfgang Petry neidisch wäre. Carlos Alberto Valderrama Palacio wird bald 53, aber mit seinem wasserstoffblonden Haupt sieht er immer noch so aus wie im Sommer 1990, als er bei der Weltmeisterschaft gegen die Deutschen kickte, kurz vor Schluss einen schweren Tod zu sterben schien, dann aufsprang und das Tor zum 1:1-Ausgleich vorbereitete, es war das einzige Spiel, das der spätere Weltmeister nicht gewann in Italien.
Der Privatier
"Ist ja schon eine Ewigkeit her", sagt Valderrama.
Er hat jetzt einen neuen Job, neben dem eines Privatiers und Repräsentanten seiner Fußballschule. Valderrama ist oberster Fan der kolumbianischen Nationalmannschaft, und selten hat dieser Job so viel Spaß gemacht wie in diesen Tagen in Brasilien. Stolz trägt er das gelbe Nationaltrikot mit dem leicht blauen Einstich, es ähnelt ein bisschen dem brasilianischen, was für die optische Unterstützung bei der WM nicht unbedingt von Nachteil ist. Ganz Brasilien strahlt gerade in Gelb-Blau, da fällt auch etwas für Kolumbien ab. "Bei jeder WM gibt es eine große Überraschung", sagt Valderrama. "Diesmal könnte es Kolumbien sein."
Der Junge
Er ist dabei, diese Prüfung mit Auszeichnung zu bestehen. Vor dem Achtelfinale am Samstag in Rio de Janeiro gegen Uruguay ist Rodriguez neben Lionel Messi der einzige Spieler, der in jedem WM-Spiel mindestens ein Tor geschossen hat, und wie Argentinien hat Kolumbien alle drei Vorrundenspiele gewonnen. Valderrama hat sie alle bejubelt, und natürlich wird er auch am Samstag auf der Tribüne des Maracanã sitzen und seine Mannschaft anfeuern. Auffällig ist, dass Valderrama wie so ziemlich jeder Kolumbianer kein Wort verliert über die Absenz von Radamel Falcao, der nach einem Kreuzbandriss nicht rechtzeitig fit wurde und bei jedem Spiel neben Valderrama auf der Tribüne sitzt.
Die Chance
Dafür muss am Samstag in Rio Uruguay aus dem Weg geräumt werden, immerhin der erste aller Weltmeister.
Samstag, 22 Uhr, Rio de Janeiro, SR Björn Kuipers (Nl)
Letzte Infos: Nach den drei Vorrundensiegen haben die Kolumbianer viel Selbstvertrauen. Kapitän Yepes kehrt als Abwehrchef zurück, Bacca ist wieder fit für die Bank. Uruguay-Coach Tabárez muss wegen der Sperre von Suárez umstellen. Neben Cavani könnte wie schon beim 1:3 gegen Costa Rica zum Auftakt Diego Forlán stürmen.
Kommentare