Der Abschied des Shootingstars
Die Natur hatte James Rodríguez am Freitag auf seiner Seite. Auf der rechten, um genau zu sein. Denn während sich der 22-jährige Kolumbianer für den Foulelfmeter zum 1:2 gegen Brasilien bereit machte, war ein großes grünes Insekt auf seinem Oberarm gelandet. Rodríguez schien die ungewöhnliche Unterstützung nicht einmal zu bemerken, küsste stattdessen das Tattoo auf dem Unterarm und erzielte sein sechstes WM-Tor – jenes, das ihm endgültig einen Platz in den Rekordbüchern sicherte. Denn der Shootingstar aus Kolumbien ist nun der zweitjüngste Spieler, der sechs Tore bei einer WM erzielte. Nur der große Pelé war jünger (17 Jahre).
Trösten konnte diese Tatsache den jungen Mann nach dem WM-Aus im Viertelfinale allerdings nicht. Genauso wenig wie die rührende Anteilnahme seiner Kontrahenten. Als Rodríguez auf dem Rasen bitterlich weinte, nahmen ihn die brasilianischen Stars Dani Alves und David Luiz brüderlich in ihre Mitte. Letzterer forderte die Fans im Stadion dazu auf, auch den jungen Kolumbianer gebührend zu feiern. Immer wieder zeigte er anerkennend mit dem Finger auf Rodríguez und forderte für ihn Applaus ein.
Große Trauer
"Ich bin so traurig, weil ich unbedingt wollte, dass wir hier Geschichte schreiben", sagte Rodríguez, der sich auch zwei Stunden nach dem Schlusspfiff in Fortaleza noch nicht beruhigt hatte. "Diese Tränen sind die Tränen eines Helden. Auch Männer weinen", sagte die WM-Entdeckung, die insgesamt mehr Tore erzielt hat als Kolumbien bei den Weltmeisterschaften 1994 und 1998 zusammen (fünf Treffer).
Mit dem Elfmeter in der 80. Minute traf der Offensivmann von AS Monaco auch in seinem fünften WM-Spiel. So konstant war zuletzt der Peruaner Teofilo Cubillas (1970/1978) gewesen. Auch Teamchef José Pekerman weiß um das Talent, das er in seinen Reihen hat. "Kein Zweifel, dass er uns in der Zukunft zeigen wird, dass er einer der Besten der Welt sein kann", sagte der Argentinier. Auch er hatte versucht, seinen schluchzenden Schützling zu trösten, "weil er persönlich ganz große Glückwünsche verdient hat".
In der Heimat überwog am Ende doch die Zufriedenheit über das erste WM-Viertelfinale. "Stolz auf unsere Auswahl! Die Besten der Geschichte", titelte etwa El Tiempo. Und auch der verletzte Star Falcao zollte den Teamkollegen Respekt und twitterte: "Gracias muchachos!"
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