Costa Rica versetzt Uruguay in Schockstarre

Überraschungs-Party: Oscar Duarte (links, Nr. 6) lässt sich nach seinem Treffer zum 2:1 für Costa Rica von seinen Kollegen feiern.
Der Außenseiter entzaubert Uruguay mit 3:1, dem Vierten von 2010 droht das frühe WM-Aus.

Der dritte Elfmeterpfiff bei diesem WM-Turnier war der erste, der auch zurecht zu hören war. Nach den krassen Fehlurteilen seiner Schiedsrichter-Kollegen im Eröffnungsspiel (BrasilienKroatien) und im Schlager Spanien – Niederlande lag Felix Brych (D) diesmal mit seiner Entscheidung richtig.

Auf einer Judo-Matte hätte der costaricanische Verteidiger Júnior Díaz für seinen beherzten Klammergriff an Lugano möglicherweise eine Wertung erhalten, im Fußball-Strafraum werden solche Kraft-Akte mit einem Elfmeter bestraft: Edison Cavani, der Goalgetter von Uruguay, ließ sich die Chance vom Punkt nicht entgehen (22.) und alles schien seinen geplanten Lauf zu nehmen.

Das Duell mit Costa Rica hätte für den WM-Vierten von 2010 ja nicht mehr als eine Pflichterfüllung sein sollen, ein lockeres Aufwärmen und Einstimmen für die kommenden Gruppenspiele gegen die Hochkaräter. In Costa Rica wurde in dieser hochdekorierten Gruppe D mit gleich drei ehemaligen Weltmeistern (England, Italien, Uruguay) gerne von vielen nur ein angenehmer Punktelieferant und besserer Sparringpartner gesehen.

Von einem angenehmen Gegner kann jedenfalls seit Samstag keine Rede mehr sein. Und von fix eingeplanten drei Punkten schon gar nicht. Mit dem beherzten und unbekümmerten Auftreten setzte Costa Rica dem Geheimfavoriten aus Uruguay richtig zu und sorgte für die nächste Sensation dieser WM – 3:1.

Abwehrchaos

Das No-Name-Team aus Mittelamerika deckte dabei schonungslos die eklatanten Defensivschwächen des Semifinalisten von Südafrika auf. Nahezu jeder Ball in den Strafraum löste bei den Abwehrspielern von Uruguay Panik aus: beim Ausgleich hatte Campbell freie Schussbahn (54.), beim Führungstreffer für Costa Rica wurde Duarte übersehen (57.), und bei der Entscheidung durch Ureña (84.) ließ sich der Favorit auskontern. Die rote Karte im Finish für Pereira passte gut ins düstere Bild des zweifachen Weltmeisters.

Dabei war Uruguay mit großen Vorschusslorbeeren ins Turnier gestartet. Das sei das beste Team in der Historie des Landes, heißt es über die aktuelle Generation der Cavanis, Forlans und Suareze. Zumindest im Auftaktmatch lag beim hoch gehandelten Geheimfavoriten die Betonung nur auf "geheim".

Fortaleza, Castelao Arena, 58.679, SR Brych/GER

Tore:
1:0 (24.) Cavani (Foul-Elfmeter)
1:1 (54.) Campbell
1:2 (57.) Duarte
1:3 (84.) Urena

Uruguay: Muslera - Maxi Pereira, Lugano, Godin, Caceres - Stuani, Arevalo Rios, Gargano (60. Gonzalez), Cristian Rodriguez (76. Hernandez) - Forlan (60. Lodeiro), Cavani

Costa Rica: Navas - Gamboa, Giancarlo Gonzalez, Umana, Duarte, Junior Diaz - Bolanos (89. Barrantes), Tejeda (74. Cubero), Borges - Ruiz (83. Urena) - Campbell

Rote Karte: Maxi Pereira (95., Foul)

Gelbe Karten: Lugano, Gargano, Caceres bzw. keine

Jorge Luis Pinto (Costa-Rica-Teamchef): "Das ist ein historischer Erfolg. Ich bin sehr glücklich. Wir haben eine große Mannschaft besiegt. Wichtig war, dass wir nach dem Rückstand den Kopf nicht verloren haben. Meine Spieler haben mit viel Herz und Leidenschaft gekämpft. Ich bin trotz des Sieges ganz ruhig. Denn wir haben erst eine Partie gewonnen, der Aufstieg ist noch lange nicht geschafft."

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