Kovac nach Elferpfiff erzürnt

Stark aufspielende Kroaten fühlen sich betrogen.

Mitten in die Euphorie um die bei der Fußball-WM in Brasilien erstmals genutzte Torlinientechnik hat schon im Auftaktspiel eine umstrittene Schiedsrichterentscheidung für Aufregung gesorgt. Der Elferpfiff des bis dahin fehlerlos agierenden Japaners Yuichi Nishimura zum vorentscheidenden zweiten Treffer Brasiliens beim 3:1 gegen Kroatien, sorgte bei den Verlierern naturgemäß für Ärger.

Teamchef Niko Kovac konnte sich nach dem Eröffnungsspiel kaum beruhigen. "Wir hören besser auf und fahren nach Hause. Das FIFA-Logo ist Respekt, Respekt für beide Teams. Wir haben keinen erfahren", schimpfte Kovac. Der ehemalige kroatische Teamkapitän sprach von einer "Schande. Die Jungs wurden beraubt." Jeder im Stadion und zweieinhalb Milliarden Menschen vor den Fernsehern hätten gesehen, dass der Referee einen großen Fehler begangen habe.

Harte Entscheidung

Die Szene in der 69. Minute erregte noch lange nach Schlusspfiff die Gemüter. Verteidiger Dejan Lovren hatte im eigenen Strafraum Stürmer Fred berührt. Nachdem sich der Brasilianer theatralisch hatte fallen lassen, zeigte Nishimura auf den Elferpunkt. Neymar verwertete etwas glücklich zum 2:1 und brachte Brasilien damit auf Siegeskurs.

Elferverursacher Lovren sprach von einem "Skandal", sein Nebenmann Vedran Corluka beurteilte den Auftritt Nishimuras als "peinlich". Auch Kovac sprach dem Japaner die WM-Tauglichkeit ab: "Wenn das so weitergeht, haben wir bei dieser WM 100 Penaltys. Das ist Zirkus", führte er aus.

Die Klagen der Kroaten stießen bei den Experten auf breiter Front auf offene Ohren. Nishimuras Regelauslegung in dieser Szene wurde als zu hart kritisiert. Für den Japaner ist es die zweite WM-Teilnahme. Auch 2010 leitete er ein Spiel mit brasilianischer Beteiligung. Im Viertelfinale, in dem die "Selecao" mit einem 1:2 gegen die Niederlande aus dem Turnier ausschied, verwies er in der Schlussphase den Brasilianer Felipe Melo zurecht des Feldes.

Kroaten nun gegen Kamerun

Unmittelbar nach seiner Tirade richtete Kovac den Blick aber auch nach vorne. "Wir müssen jetzt vorwärts blicken und uns nicht verunsichern lassen", betonte der Ex-Salzburger. Auch wenn die Köpfe nun unten wären, sei die Leistung gegen den Turnierfavoriten absolut in Ordnung gewesen. Er sei für die weiteren Gruppenspiele gegen Kamerun in der Nacht auf Donnerstag sowie Mexiko am 23. Juni optimistisch. Da kehrt auch Paradestürmer Mario Mandzukic nach seiner Sperre zurück. "Wir müssen einfach unseren Weg in die K.o.-Phase schaffen, denn wir sind sicher gut genug dafür", meinte Kovac.

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