Ein ungeliebter Sturmtank namens Fred

Brasiliens Stürmer Fred trifft nach Belieben und giert nach Anerkennung.

Fred. Nicht vom Jupiter, sondern aus Teófilo Otoni, Minas Gerais. Der 30-Jährige von Fluminense ist vom Brotberuf Vollblutstürmer, eine echte Nummer neun, und keine falsche Neun, auf die einige andere Nationen setzen. Fred ist ein Angreifer des alten Schlages und in seinem Land nicht unumstritten. Von den eigenen Fans wurde er schon ausgepfiffen. Umstritten war und ist auch, dass Teamchef Scolari auf den Torjäger von Fluminense in der Startformation setzt.

Fred steht klar im Schatten von Superstar Neymar. Er weiß, was er kann und was nicht. Fred ist Handwerker mit den Füßen, kein Feinmechaniker. "Ich habe nicht die Fähigkeiten von Neymar", gibt er ehrlich zu. Doch Fred ist meist zur Stelle, wenn ihn seine Mannschaft braucht. Mit Fernando Torres teilte er sich nach fünf Treffern den Titel Torschützenkönig beim Confederations Cup 2013. Auch beim 1:0 im letzten Test gegen Serbien machte Fred den Unterschied aus.

Bedrohte Spezies

Auch da präsentierte er seinen üblichen Torjubel – demonstrativ hält er sich immer die Hand ans Ohr, als würde er den Jubel der Fans nicht hören bzw. wäre er ihm zu leise. Fred giert eben nach Anerkennung. "Als Stürmer gilt immer dasselbe Motto: Je mehr Tore du schießt, desto größer ist dein Selbstvertrauen." Und umso mehr steigt auch die Anerkennung. Für das Auftakt-Spiel der Brasilianer am Donnerstag gegen Kroatien hat er schon seine persönliche Marschroute gefunden: "Ich werde alles machen, um ein Tor zu schießen."

Dabei verlangt Scolari von ihm auch andere, der Mannschaft dienliche Tugenden im Spiel. "Er sagt mir immer wieder, dass ich Räume für meine Mitspieler freimachen soll."

Der 1,85 Meter große Sturmtank verteidigt die langsam aussterbende Spezies seiner Zunft, den echten, klassischen Mittelstürmer. "In schwierigen Spielen ist der Stürmer der, der am nächsten zum gegnerischen Tor steht. Und dann sucht die ganze Mannschaft eben diesen Mittelstürmer."

Bei Lyon traf er nahezu in jedem zweiten Spiel, bei Fluminense jubelte er gleich 65 Mal in 101 Partien. Für Brasilien wird der Druck vor dem ersten Auftritt täglich größer, auch beim 1:0 über Serbien gab es zwischenzeitlich Unmutsbekundungen von den Rängen. Die Erwartungshaltung an Neymar und Mitspieler könnte größer nicht sein.

Koller tippt auf Brasilien

Auch Österreichs Teamchef Marcel Koller erwartet viel von Brasilien, nämlich den WM-Titel. Für die Seleção sprechen laut dem Schweizer die Qualität der Spieler, letzten Endes doch die Unterstützung der Fans und die vertrauten klimatischen Verhältnisse. Aber auch Koller gibt zu bedenken: "Der Druck, der auf der Seleção lastet, ist nicht zu verachten. Das ganze Land erwartet den Titel." Ausgerechnet dem brasilianischen Erzrivalen Argentiniern räumte Koller "Außenseiterchancen" ein, ebenso wie Chile, eine der Lieblingsmannschaften des Nationaltrainers. "Sie haben einen starken Kader mit vielen europäischen Legionären."

Ein ungeliebter Sturmtank namens Fred

Kommentare