Der Dress-Code der WM-Teilnehmer

Wer wie viel am boomenden Verkauf der WM-Trikots der Nationalteams verdient.

Als wär’ das neue Trikot der deutschen Nationalmannschaft ein Ruderleiberl. Nachdem das neue Design bekannt worden war, spottete ein niederländischer Fan: "Seit ich das neue DFB-Trikot gesehen habe, finde ich unsere neuen orangenfarbenen Leibchen gar nicht mehr so hässlich." Und eine junge Dame aus Deutschland meinte: "Sollen sich unsere Gegner totlachen? Drei Mal Rot statt Schwarz, Rot, Gold – und weiße Hosen?"

Manche fanden das 2014-Trikot hässlich, manchen ist die Ähnlichkeit mit dem der Niederlande zu groß. "Damit verlieren wir sogar ein Elfmeterschießen gegen England", schreibt einer auf dem Internetportal Twitter.

Der Hohn gipfelt im Spott. "Was nehmen die Designer bei Adidas für Drogen? Ist es so schwer, ein schönes Trikot zu entwerfen?"

Lifestyle-Produkt

Beim deutschen Sportartikel-Konzern kann man über solche Kritik nur schmunzeln. Das Geld fließt mit dem Leiberl fast allein in die Kassen. Rund eine Million Stück (Erwachsene 79,95 Euro, Kindergrößen 59,95 Euro) werden bei einem Großereignis verkauft. "Das Trikot der Nationalmannschaft wird heute nicht mehr nur als Sportartikel gesehen. Es hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Lifestyle-Produkt entwickelt", sagt Oliver Brüggen, Sprecher von Adidas.

Nach dem 3:2 in Cordoba bei der WM 1978 verweigerte der Österreicher Robert Sara dem Deutschen Karl-Heinz Rummenigge den Leiberltausch. "Ein österreichisches Trikot ist jetzt genauso viel wert wie ein deutsches", sagte Sara.

Er irrte damals. Moralische Werte zählen beim Trikotverkauf nicht. 1978 war es den Herstellern erstmals erlaubt, ihr Logo auf den Trikots anzubringen.

Kritische Produkte

Auch die Textilindustrie profitiert vom Leiberl-Boom. Bangladesch ist nach China der zweitgrößte Textilexporteur der Welt. Das Land liefert praktisch alle Fan-Trikots. Bisher erteilte Aufträge für die Produktion von Fan-Trikots hätten einen Wert von mindestens einer halben Milliarde Dollar (367 Millionen Euro), erklärte die Vereinigung der T-Shirt-Produzenten BKMEA. Der Gesamtumsatz mit den Oberteilen der Nationalteams könnte sich auf eine Milliarde Dollar belaufen.

Die Produktion in Bangladesch ist besonders billig und daher für westliche Firmen attraktiv. Die Arbeitsbedingungen stehen aber seit Langem in der Kritik. Immer wieder kommt es zu Unglücken, weil Statik oder Feuerschutz der Fabriken mangelhaft sind. 1138 Textilarbeiter starben im April 2013, als die Rana-Plaza-Fabrik am Rande der Hauptstadt Dhaka einstürzte.

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