Wie WM-Kicker mit dem Ramadan umgehen

Deutschlands Mesut Özil wird den Fastenmonat ruhen lassen.
Am Samstag beginnt der Fastenmonat. Die FIFA sieht keine Nachteile für muslimische WM-Akteure.

Die heiße Phase der WM-Endrunde in Brasilien fällt am Samstag mit dem Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan zusammen. Die Nahrungsaufnahme wäre Muslimen demnach nur vor Sonnenaufgang oder nach Sonnenuntergang gestattet, bei den tropisch-heißen Temperaturen im Gastgeberland für einen Profi-Fußballer ein schier unmögliches Unterfangen. Allerdings sieht der Koran Ausnahmen vor.

So können "Menschen auf Reisen" die Fastentage nachholen. "Es gibt Möglichkeiten, nach Ausnahmen zu fragen. Dies haben uns religiöse Führer versichert", sagte FIFA-Chefarzt Jiri Dvorak zu Wochenbeginn. Der Fußball-Weltverband sieht für muslimische WM-Akteure ohnehin keine Nachteile. "Wenn die Regeln des Ramadan korrekt angewendet werden, ist keine Leistungseinschränkung zu erwarten", betonte Dvorak mit Berufung auf medizinische Studien der FIFA.

Gleich mehrere Achtelfinalisten bauen auf Kicker mit Islamischem Glauben. Bei Frankreich sind beispielsweise Karim Benzema und Paul Pogba betroffen, bei Belgien Marouane Fellaini oder bei Deutschland Mesut Özil und Sami Khedira. Auch Nigeria oder die Schweiz haben Akteure, die die Heilige Schrift des Islam befolgen. Dies trifft insbesondere auch auf die Mannschaft Algeriens zu, die erstmals ins Achtelfinale eingezogen ist.

Die WM ist nicht das erste große Sportereignis, das in die Zeit des Ramadan fällt. Auch bei den Olympischen Spielen in London 2012 sei dies der Fall gewesen - ohne Probleme für die Athleten, wie die FIFA nachdrücklich betonte.

Ausnahmen

Özil will den Ramadan bis auf Weiteres ruhen lassen. "Ich kann da leider nicht mitmachen, weil ich arbeite. Das kommt für mich leider nicht infrage", sagte der Deutsche mit türkischen Wurzeln. Auch andere muslimische Profis hatten schon vor der WM auf die erlaubten Ausnahmen verwiesen. Der Fastenmonat darf demnach später nachgeholt werden. Algeriens Kapitän Madjid Bougherra will seinem Glauben indes wenn möglich nachkommen: "Es kommt auf meine körperliche Verfassung an, aber ich denke, ich werde es machen."

Dass die Teamchefs in dieser Frage kein wirkliches Einspruchsrecht besitzen, war auch Frankreichs Trainer Didier Deschamps klar. "Ich habe da nichts zu verordnen. Das ist ein sensibles und heikles Thema", meinte der ehemalige Profi. Er mache sich aber keine Sorgen. "Jeder wird sich an die Situation anpassen", meinte Deschamps.

In Brasilien könnte den den Ramadan Praktizierenden auch eines entgegenkommen: Sonnenuntergang ist um halb sechs Uhr am Abend. In London mussten sich die praktizierenden Muslime hingegen mit der Nahrungsaufnahme bis neun Uhr abends gedulden.

Das Fasten zählt zu den fünf Grundpflichten im Islam. Es beginnt jedes Jahr bei Sonnenaufgang am ersten Tag im Ramadan, wie der neunte und 30 Tage dauernde Monat des islamischen Mondkalenders genannt wird. Bis zum Ende des Ramadan dürfen Muslime ihrem Körper ab der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang keinerlei Lebens- und Genussmittel zuführen und müssen sexuell enthaltsam sein. Vom Fasten ausgenommen sind schwer arbeitende, kranke sowie alte Menschen, Kinder, Reisende, schwangere und stillende Frauen.

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