Der Knie-Fall Portugals

Sorgenkind: Wird Superstar Ronaldo rechtzeitig fit?
Der Deutschland-Gegner bangt um Superstar Ronaldo.

Lionel Messi? Keine Gefahr für Cristiano Ronaldo. Ausgestochen bei der Wahl zum Weltfußballer des Jahres 2013. Zlatan Ibrahimovic? Abserviert im Play-off mit vier Treffern.

Nur mit einem hat Cristiano Ronaldo nicht gerechnet. Nana Kwaku. Noch nie gehört? Macht nichts. Der Mann aus Ghana ist weder ein zukünftiger Welttorhüter noch ein beinharter Verteidiger, Nana Kwaku ist Voodoo-Zauberer und darüber hinaus offenbar ein Genie in Selbstvermarktung. Die ganze Fußball-Welt ließ er wissen, dass er, und zwar nur er, daran schuld ist, dass Super-Stürmer Ronaldo um seinen WM-Einsatz bangt. Die Sehnen- und Muskelverletzung, die den 29-Jährigen seit Wochen plagt, sei nämlich nicht auf eine Überbelastung zurückzuführen, sondern sei schlicht Magie. Schwarze Magie, wie Nana Kwaku Reportern des Guardian erzählen durfte. "Ich habe Ronaldo schon vor vier Monaten verhext", sagte er. Dazu streute er Pulver und Blätter um ein Ronaldo-Foto.

Ghana ist neben Deutschland und den USA der dritte Vorrundengegner Portugals. Dem afrikanischen Team, krasser Außenseiter in Gruppe G, ist offenbar jedes Mittel recht.

Zumindest die Testspiele gegen Griechenland und Mexiko musste Ronaldo auslassen. Am Tag nach dem mühevollen 1:0-Sieg gegen die Mexikaner stieg Ronaldo zwar wieder ins Mannschaftstraining ein, eine Prognose traut sich Teamchef Paulo Bento dennoch nicht abgeben. "Ich weiß nicht, wann er einsatzfähig sein wird", sagte Bento, der zunehmend dünnhäutig auf die Medienfragen reagiert: "Wir sollten Lösungen finden, diese Schwierigkeiten zu meistern und die Stärken der verfügbaren Spieler zu nutzen."

Diesbezüglich sind Portugals Mittel limitiert (siehe unten). Zudem bereiten dem Coach zwei weitere prominente Verletzte Sorgen: Sowohl Abräumer Raul Meireles, als auch Innenverteidiger Pepe wurden in den Testsspielen schmerzlich vermisst.

"Wir werden es schwer haben", sagt daher auch Temachef Bento mit Blick nach Brasilien. Optimistischer ist da schon sein angeschlagener Superstar: "Wir können es schaffen. Und wir werden alles dafür tun. Mit Vorsicht kann man nicht die Hoffnungen eines ganzen Landes tragen", sagt Ronaldo.

Wie verhext

Die Portugiesen sind in diesem Jahrtausend eine der konstantesten Nationen bei Endrunden: 2006 (WM) und 2012 (EM) jeweils im Halbfinale, 2008 (EM) im Viertel- sowie bei der letzten WM 2010 im Achtelfinale. Ausgeschieden ist Portugal entweder gegen Deutschland oder Spanien. Es schien schon wie verhext. Ganz ohne Voodoo.

Der Knie-Fall Portugals

Mehmet Scholl ist Fußball-Experte im deutschen Fernsehen. In dieser Rolle soll der Ex-Teamspieler präzise Analysen treffen. Über Portugal, den Auftaktgegner der Deutschen bei der WM, sagt Scholl: „Im Prinzip ist Portugal Cristiano Ronaldo – und ein bisschen was drum rum.“

Das mag oberflächlich klingeln, unseriös gar, doch im Kern kann man das portugiesische Spiel kaum treffender beschreiben. Teamchef Paulo Bento hat das Spiel seiner Mannschaft auf Ronaldo zugespitzt. Die Hauptaufgabe seiner Mitspieler besteht darin, Raum für den Weltfußballer zu schaffen, damit der Angreifer seine Athletik bei Kontern ausspielen kann. Im WM-Play-off gegen Schweden ging der Plan auf: Alle vier Tore Portugals in den beiden Spielen erzielte Ronaldo.

Doch Portugal hat auch einen Plan B parat: das Flankenspiel. Seit der EM 2012 erzielte Portugal in 14 Bewerbsspielen 24 Treffer, 14 davon wurden über die Flügel vorbereitet. Keine andere Nation versucht es häufiger mit Hereingaben: 338-mal flankten die Portugiesen den Ball vor das gegnerische Tor. Zum Vergleich: die Deutschen taten dies im gleichen Zeitraum nur 175-mal.

Wer der Hauptabnehmer der portugiesischen Flanken ist? Ronaldo, wer sonst!

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