"Rückbesinnung auf Bedürfnisse"

Die KURIER-Geldberater analysieren das Finanzjahr 2008 und erklären, worauf Sie 2009 in Finanzfragen achten sollten.

Ein schwieriges Umfeld ist auch eine Chance", sagt Ex-Nationalbank-Gouverneur und KURIER-Geldberater Klaus Liebscher angesichts der gegenwärtigen Wirtschaftslage. Um optimistischer in das noch junge Jahr zu starten, zeigen die Versicherungs-, Kredit- und Geldexperten des KURIER Möglichkeiten auf, wie Sie Ihr persönliches Finanzjahr 2009 gestalten können und was Sie vermeiden sollten.

Ökonom Raimund Dietz: "Notgroschen in Gold und Silber halten"

Das Jahr 2008 war ein Jahr des Platzens falscher Hoffnungen. "Wärst nicht so weit raufgestiegen, wärst nicht so weit heruntergefallen." Schon während des Falls stiftete die Finanzwirtschaft Schaden an. Die reale Anpassungskrise steht allerdings noch aus: Das Abtragen des bisher leichtfertig finanzierten US-Handelsbilanzdefizits kostet weltweit Wirtschaftsleistung und Arbeitsplätze. Der Ausgleich wird höchstwahrscheinlich auf einem niedrigeren Niveau stattfinden, bevor es wieder aufwärts gehen kann. Inzwischen pumpen die Staaten viel Geld in die Wirtschaft und verschulden sich weiter. Das hilft jetzt, ist aber Material für die Inflation später.

Was können Sie in einer solchen Situation tun? Vermögensverluste tun zwar weh, aber Panik ist immer schlecht. Es gilt, den Rest des eigenen Geldvermögens so gut wie möglich abzusichern. Aber nicht blind in Schuldtitel (Sparguthaben, Staatspapiere) umschichten, hinter denen oft keine reale Substanz steht. Auch ausgewählte Aktien halten, das heißt: Anteile an wertschöpfenden Unternehmen.
Nicht zu viel horten, das heißt: Geld ausgeben wie zum Beispiel in energiesparende Maßnahmen. Einen Notgroschen in Gold oder Silber halten. Vor allem aber: anderen Menschen helfen, so gut Sie können. Sie werden überleben. Bitte denken Sie immer daran: Der Mensch lebt nicht vom Geldvermögen, sondern davon, dass wir für andere arbeiten und andere für uns arbeiten.

Raimund Dietz, Mitglied des KURIER-Geldberaterteams, ist unter anderem Coach und Trainer.

Versicherungsprofi Gregor Kozak: "Versicherungsprodukte werden Wertbeständigkeit beweisen"

Die Versicherungswirtschaft hat auch im vergangenen Jahr 2008 bewiesen, dass sie in turbulenten Finanzsituationen keinen Schaden nimmt.

Ihre Produkte sind so sicher wie in keiner anderen Branche des Geld- und Kreditwesens, weil sie auf Beständigkeit ausgerichtet sind und langfristig sinkende und steigende Renditen ausgleichen können. Dieser Vorteil, der in wirtschaftlich guten Zeiten als Nachteil empfunden wird, offenbart sich gerade jetzt auf dem Höhepunkt der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise besonders deutlich – auch und gerade bei jenen Produkten wie etwa der fondsgebundenen Lebensversicherung, die derzeit eine denkbar schlechte Performance aufweist.
Ihre Langfristigkeit sichert den Erfolg, der aus jahrzehntelanger Erfahrung von einander ablösenden Einbrüchen und Aufschwüngen auf dem Finanzsektor auch für die Zukunft seriöserweise vorhergesagt werden kann.

Spektakuläre Ergebnisse sind nicht zu erwarten. Aber wer würde sich heute nicht schon über Gewinnmargen von drei bis fünf Prozentpunkten freuen – inklusive Ablebensschutz für den schlimmsten Fall?

Alles, was man dafür tun muss, ist, vertragstreu zu sein, denn kurzfristige Reaktionen auf Momentansituationen würden die Ergebnisse des Augenblicks nur festschreiben.

2009 wird ein gutes Jahr für die Versicherungsprodukte. Sie werden ihre Wertbeständigkeit beweisen und den Menschen, die ihnen Vertrauen schenken, Sicherheit geben. Und das ist besonders gefragt – in Zeiten wie jetzt.

Gregor Kozak, Mitglied des KURIER-Geldberaterteams, war jahrelang Leiter der Beschwerdestelle des Österreichischen Versicherungsverbandes.

Kreditexperten Rudolf Pawlik und Walter Hügel: "Mut zur eigenen risikobewussten Entscheidung"

Problemschwerpunkte der Geldberater Kreditanfragen 2008 waren langfristige Fremdwährungskredite verbunden mit Ansparleistungen auf Tilgungsträger. Hierbei wurden die Wechselkurs- und Zinssatzänderungsrisiken bei den Krediten und die Kursrisken auf der Tilgungsträgerseite unterschätzt und auch falsch beraten.

Für 2009 und die folgenden Jahre sind die Rückbesinnung auf die Kernbedürfnisse vorrangig. Der Kreditbedarf sollte laufzeitmäßig auf den Verwendungszweck, die Kredithöhe und der Zinssatz auf die Rückzahlungsfähigkeit in Euro-Finanzierung abgestimmt sein. Temporäre Umschuldungen in Fremdwährung sind bei Beobachtung der Wechselkurs- und Zinssatzentwicklungen durchaus sinnvoll.

Die gleichzeitige Ansparvariante mit Tilgungsträgern ist nur risikobewussten Anleger zu empfehlen, die in der Lage sind, den Kredit auch aus anderen Mitteln abzudecken. Zinsen bei Euro- wie Fremdwährungskrediten sollten 2009 fallen (Konjunkturbelebungsmaßnahmen), ebenso bei Spar- und festverzinslichen Veranlagungen.

Ob sich die Aktienmärkte bereits 2009 erholen können, ist derzeit nicht abschätzbar.

Überwiegend wird ein Halten der angesparten Bestände sinnvoller sein als eine aktuelle Verlustrealisierung. Trotz etlicher schwarzer Schafe sollten die Kontakte mit den Kundenberatern nicht mit grundsätzlichem Misstrauen erfüllt sein.
Hier gilt der Grundsatz, eher eine Meinung zu viel als eine Meinung zu wenig einzuholen, aber das Wichtigste ist der Mut zur eigenen risikobewussten Entscheidung.

Walter Hügel und Rudolf Pawlik, Mitglieder des KURIER-Geldberaters, gehören zum Team des Austrian Senior Experts Pool der Industriellenvereinigung.

Kommentare