Schuba: "Ich war nicht mehr erwünscht"

Schuba: "Ich war nicht mehr erwünscht"
Österreichs letzte Olympiasiegerin (1972) Trixi Schuba über sich und ihren Sport.

In den 60er-Jahren waren Gasthäuser mit TV-Möglichkeit g’steckt voll, wenn österreichische Eiskunstlauf-Meisterschaften übertragen wurden. Und bei Weltmeisterschaften zitterte das ganz Land beim Pirouettendrehen vor Schwarz-Weiß-Bildschirmen mit. Heute fristet der traditionsreiche Kunstlauf ein ähnlich stiefmütterliches Dasein in Österreich wie im Sommer die Elementarsportart Leichtathletik. Immerhin ist mit Kerstin Frank auch eine Österreicherin ab heute auf russischem Eis zu bewundern. Und immerhin war Österreich in Sotschi erstmals seit 1976 wieder im Paarlauf (Platz 17) vertreten, sagt Trixi Schuba. Sie war 1972 Olympiasiegerin geworden. Bezeichnend, dass 2012 , also 40 Jahre danach, von den Medien groß an den Olympia-Ausschluss von Karl Schranz, nicht aber an den Triumph Schubas erinnert wurde. Das hat Schuba getroffen, zumal zwischen den beiden immer schon Eiszeit herrschte. Jetzt kann die Olympiasiegerin Schranz’ Begeisterung für Wladimir Putin nicht nachvollziehen.

KURIER: Warum sind Sie nicht mehr Eiskunstlauf-Präsidentin?
Trixi Schuba: Ich war nicht mehr erwünscht. Vielleicht, weil ich zu sehr an den Sport und zu wenig ans Intrigieren dachte.

Haben Sie den Kontakt zum Sport verloren?
Keineswegs. Ich bin im Vorstand des Paralympic Commitee und Vizepräsidentin des Grazer Eislaufvereins.

Als Wienerin in Graz?
Dort passt es. Dort ist mit Eva Sonnleitner eine sehr ambitionierte Trainerin tätig. Dort haben sich soeben die US-Girls auf Olympia vorbereitet und von Liebenau geschwärmt.

1972 galten Sie als der Schrecken der Amerikanerinnen. Vor allem wegen Ihrer Überlegenheit im Pflichtbewerb.
Mittlerweile habe ich zu Jannet Lynn und Karen Magnusson einen viel besseren Kontakt als damals, als sie neben mir auf dem Podest standen. Lynn bedauert sogar die Abschaffung der Pflicht, weil heute auch sie meint, dass Pflichtlaufen die Basis fürs Kufenlaufen ist.

Wurde die Pflicht wirklich auf Grund Ihrer Dominanz vom internationalen Verband abgeschafft?
Ein Mitgrund war ich.

Gefällt ihnen das nunmehrige Wertungssystem?
Für den Laien ist es zu kompliziert. Man musste sich auf Befehl von Olympia-Präsident Rogge nach der Bestechungsaffäre zwischen Russen und Franzosen 2002 dazu entschließen. In einer Sportart, die nicht in Metern und Sekunden entschieden wird, sind Absprachen leider nie ganz auszuschließen.

Abgesehen vom Wertungssystem – wie sehr hat sich sportlich der Kunstlauf geändert?
Bei den Herren kann man ohne Vierfach-Sprung mit der Spitze nicht mehr mithalten. Hut ab vor der Kondition der Läufer.

Sie hatten allerdings auch um sechs Uhr früh trainiert. Manchmal bis zu sechs Stunden.
Stimmt. Es gibt aber Jugendliche in Österreich, die heute ebenfalls zu konsequentem Training bereit sind.

Was trauen Sie der österreichischen Teilnehmerin in Sotschi zu?
Ein Erreichen des Finales der besten 24 wäre für Kerstin Frank schön.

Konnten Sie Ihre Goldene versilbern? Sie waren danach sechs Jahren – unter anderem in Amerika – bei der Revue. Wurden Sie davon reich?
Seit dem Jahr 1979, seit meinem Abschied von der Revue, bin ich für die Wiener Städtische Versicherung tätig. Es war nicht so, dass ich von den Zinsen leben konnte. Aber ich habe Geld genug zum Leben – für mich und für meinen Hund.

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